Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Immer da, wo es Sommer ist

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Welch ein Singen, Musizieren, Pfeifen, Zwitschern, Tirilieren, Frühling will nun einmarschieren, kommt mit Sang und Schalle.» Das Kinderlied «Alle Vögel sind schon da» zeigt, wie sehr wir den Frühlingsbeginn mit der Rückkehr der Zugvögel aus dem Süden verbinden. Umgekehrt im Herbst: Sobald es kühler wird, fliegen die Vögel in ihre Winterquartiere in Spanien oder Afrika und entschwinden so aus unserem Blickfeld. Doch auch wenn sie für uns verschwunden sind, geht das Leben für die Vögel weiter: auf der beschwerlichen Reise und in den südlichen Überwinterungsgebieten. Ein «Schweizer» Braunkehlchen etwa verbringt nur einen Drittel des Jahres in der Schweiz.

Abenteuer in der Ferne

Was aber sehen und erleben die Vögel alles unterwegs und im fernen Süden? Welches Leben leben sie dort, wo wir sie nicht sehen können? Welchen Tieren und Menschen begegnen sie, und welchen Gefah- ren sind sie ausgesetzt? Zu diesem Perspektivenwechsel lädt der Freiburger Biologe Jérôme Gremaud in der Ausstellung «Immer dem Sommer nach», die ab heute im Naturhistorischen Museum Freiburg zu sehen ist.

Der 35-Jährige erzählt darin, wie Bachstelzen auf Krokodile, Bruchwasserläufer auf Flusspferde und Rotschwänzchen auf Warzenschweine treffen. Er berichtet von Schwarzmilanen, die er auf einem grossen Baobab in Gabú in Guinea-Bissau beobachtet hat. Und er zeigt den Ring, den ein Fischadler aus Finnland am Bein trug, als Fischer ihn in Mali einfingen–um ihn später zu verspeisen.

Mit dem Velo nach Mali

So ungewöhnlich all diese Vogelgeschichten sind, so ungewöhnlich ist auch die Ausstellung: Sie besteht zu einem grossen Teil aus Bleistiftskizzen, Aquarellen, Acryl- und Pastellgemälden, in denen Jérôme Gremaud sein künstlerisches Talent unter Beweis stellt. Dazu kommen Auszüge aus Gremauds Notizbüchern sowie einige Fotos von seinen Reisen. Die Fotografien seien aber nur dokumentarischer Natur, betont Gremaud. «Ich bin kein Fotograf, aber ich liebe es, die Natur und die Tiere zu zeichnen.» Egal, ob er im Greyerzerland, wo er herkommt, unterwegs ist, oder irgendwo in Afrika: Seinen Skizzenblock hat er stets dabei. Seine Werke entstehen immer im Feld, niemals auf der Basis von Fotos. Einige der Skizzen arbeitet er später im Atelier zu Gemälden aus.

Er habe schon immer gern gezeichnet, sagt der Autodidakt. Auch seine Leidenschaft für die Welt der Vögel begleitet ihn seit seiner Kindheit. Als Zehnjähriger habe er einen Vogelführer geschenkt bekommen, erzählt er. Da habe er angefangen, die Vögel in seiner Umgebung zu beobachten. «In dem Bauernhof, in dem ich aufgewachsen bin, nisteten Schwalben», so Gremaud. «Irgendwann wollte ich wissen, wohin diese im Winter verschwanden.» Mit der Antwort «in den Süden» gab er sich nicht zufrieden. Er wollte es ganz genau wissen, und so entstand die Idee zu einer abenteuerlichen Reise, die er 2005 realisierte: Mit dem Velo folgte er den Vögeln von Bulle bis nach Bamako in Mali; neun Monate war er unterwegs. Später folgten weitere Reisen nach Nord- und Westafrika und in den Mittelmeerraum. Im Januar 2014 war er das letzte Mal in Mali, kurz vor der französischen Militäroperation im Konflikt mit den Tuareg. «Heute würde ich da nicht mehr hinreisen», so Gremaud.

Viele Vögel überleben nicht

Gefahren lauern auch auf die Zugvögel: durch Wind und Wetter, Nahrungsmangel–und die Menschen. Die Reise in den Süden führt über 3000 Meter hohe Berggipfel, quer über das Mittelmeer und schliesslich für einige Vögel auch über die Sahara, die grösste Trockenwüste der Erde. Herbststürme können die Vögel Tausende von Kilometern abtreiben, und Sandstürme zwingen sie zu Pausen. Am Ziel angelangt, droht noch mehr Ungemach, nämlich durch die Jagd: In Mali etwa sind Knäkenten eine wichtige Nahrungsquelle für die lokale Bevölkerung; der Netzfang der Enten kann gegen ein Drittel der Überwinterungspopulation eliminieren. Im Mittelmeerraum, speziell in Zypern, Malta und Italien, werden jedes Jahr etwa 500 Millionen Zugvögel gefangen oder geschossen. So überleben bei den kleinen Singvögeln nur 20 Prozent ihren ersten Zug nach Süden; danach sind es rund 50 Prozent.

Auch sonst bietet die Ausstellung viel Wissenswertes über Zugvögel: über Flugrouten und darüber, wie sich die Vögel orientieren, über Rekordflüge und Überlebensstrategien, aber auch über die Entwicklungen in der Beobachtung von Zugvögeln, von der zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeführten Beringung über Satellitensender bis zu Geolokatoren.

Noch viele offene Fragen

Trotz alledem bleiben bis heute viele Wissenslücken rund um die Zugvögel, wie Ausstellungsmacher Jérôme Gremaud betont: Über das Zugverhalten grosser Vögel wie Weissstorch oder Milan habe man dank der Satellitentelemetrie viel herausgefunden. Von den meisten Singvögeln aber wisse man nur, dass sie irgendwo südlich der Sahara überwinterten. «Die Regionen sind teils sehr unzugänglich, und es fehlen die Mittel für eine systematische Erforschung», erklärt der Biologe.

Seine eigenen Zugvogel-Beobachtungen will Gremaud auf jeden Fall weiterführen, denn seine Neugier ist noch lange nicht gestillt: «Immer wenn ich eine Schwalbe sehe, frage ich mich, woher sie wohl gekommen ist.»

Naturhistorisches Museum,Museumsweg 6, Freiburg. Bis zum 1. März. Täglich 14 bis 18 Uhr. www.nhmf.ch.

Zahlen und Fakten

Küstenseeschwalben fliegen am weitesten

Ganz sesshaft sind nur wenige Vögel. Bei den Zugvögeln unterscheidet man zwischen Kurzstreckenziehern, Mittelstreckenziehern und Fernziehern. Die Kurzstreckenzieher (z.B. die Alpendohle) ziehen nur wenige bis maximal ein paar Hundert Kilometer weit. Die Mittelstreckenzieher (z.B. der Rotmilan) verbringen den Winter im Mittelmeerraum. Die Fernzieher (z.B. die Rauchschwalbe) fliegen bis nach West- und Zentral-, teilweise sogar bis nach Südafrika. Den längsten Zugweg überhaupt hat die Küstenseeschwalbe, die in der arktischen Tundra brütet und in der Antarktis überwintert. Diese Vögel legen jedes Jahr 30000 bis 50000 Kilometer zurück. Um sich zu orientieren, brauchen Zugvögel die Sterne und das Erdmagnetfeld, aber auch markante Landschaftsstrukturen spielen eine Rolle. So finden die Vögel jedes Jahr ihren angestammten Nistplatz und ihr Winterquartier wieder. Übrigens dauerte es bis ins 18. Jahrhundert, bis sich das Wissen um den Vogelzug durchsetzte. Davor glaubte man, Vögel verwandelten sich im Winter (etwa Rotschwänzchen in Rotkehlchen), oder sie überwinterten in Erdlöchern oder auf dem Meeresboden. 1822 räumte ein Beweisstück alle Zweifel aus: In Deutschland wurde ein Storch gefunden, dem ein Pfeil von einem zentralafrikanischen Eingeborenenstamm im Hals steckte. Damit war klar: Die Störche fliegen tatsächlich bis nach Afrika!cs

Meistgelesen

Mehr zum Thema