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In Freiburg entsteht ein rundum erneuerter Spitalbau

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Die Freiburger Spitallandschaft wird in den nächsten zehn Jahren die wohl einschneidendsten Veränderungen seit ihrem Bestehen erfahren. Bis ins Jahr 2022 soll der jetzige Standort Freiburg-Kantonsspital «Bertigny» für 524 Millionen Franken ausgebaut werden. Dazu sollte eine neue Zufahrtsstrasse kommen, um von der Autobahn her direkt zu diesem Spitalzentrum zu gelangen.

Auf dem Standort Freiburg wird die Akutpflege des ganzen Kantons konzentriert. Die bisherige Akutpflege wird es in Tafers und in Riaz nicht mehr geben, wohl aber eine «patientennahe Akutpflege», für Behandlungen, die einen kurzen Spitalaufenthalt in einer einfachen Einrichtung erfordern. Die stationäre Chirurgie bleibt noch bis 2022 in Tafers und Riaz, dann ist ebenfalls eine Konzentration in Freiburg vorgesehen. Auch Geburtshilfe und stationäre Gynäkologie werden in Zukunft nur noch in Freiburg angeboten; die Abteilung in Riaz wird geschlossen.

An den Standorten Freiburg, Riaz und Tafers werden wie in Merlach Permanencen und Notaufnahmen eingerichtet.

Strategie ist definitiv

Auf diese langfristige Strategie haben sich der Verwaltungsrat des Freiburger Spitals (HFR), der Staatsrat und die Kommission für Gesundheitsplanung geeinigt. Am Montag wurden Parteienvertreter aus dem Grossen Rat, Oberamtmänner und Gewerkschaften orientiert, gestern erfolgte die Information an die Medien.

Diese Strategie ist definitiv. Die vorgesehenen Massnahmen liegen in der Kompetenz des HFR-Verwaltungsrates, doch hat dieser zur Entscheidfällung den Staatsrat beigezogen. Einzige Unbekannte im weiteren Vorgehen ist eine Initiative der SVP «Für bürgernahe Spitäler». Diese beantragt, die letzte Entscheidungskompetenz dem Grossen Rat zu übertragen.

Die nun vorgestellte Strategie des HFR ist die Synthese von vier verschiedenen Studien: der Wirtschaftlichkeitsstudie der Boston Consulting Group (BCG), einer Baustudie, einem Konzept für medizinische Permanencen und einem Konzept für die Verlegung instabiler Patienten.

Vor 13 Monaten hatte der HFR-Verwaltungsrat die BCG beauftragt, eine Studie mit dem Szenario eines einzigen öffentlichen Akutpflegespitals zu verfassen. Im Juli hat der Verwaltungsrat den Auftrag auf vier Varianten ausgedehnt.

Die nun präsentierte Strategie folgt mehrheitlich der ursprünglichen Idee, verfeinert sie aber. Wohl wird Freiburg einziger Standort für Akutpflege, andere Standorte haben aber mehr Aufgaben als die reiner Rehabilitationszentren. So werden beispielsweise die Permanencen als Angebot von öffentlichem Interesse mit entsprechender Staatsbeteiligung anerkannt.

«Fahren wir so weiter wie bis jetzt, prallen wir in eine Mauer», sagte Verwaltungsratspräsident Philippe Menoud. «Wir würden über zehn Jahre ein Defizit von 450 Millionen Franken einfahren.»

Die gewählte Variante soll hingegen über zehn Jahre einen ausgeglichenen bis sogar positiven Rechnungsabschluss garantieren. Die Radikal-Variante mit der Vollkonzentration der Akutpflege könnte gar einen Jahresgewinn von zehn Millionen Franken generieren.

Menoud rechnete weiter vor, dass das HFR-Personal jetzt rund 2200 Vollzeitstellen umfasst. Mit der bisherigen Ausrichtung wären es bis 2022 gar 2700 Vollzeitstellen. Die neue Strategie reduziert dagegen den Personalbestand auf 1950 Vollzeitstellen. «Mit der normalen jährlichen Fluktuation sollte dies gar ohne Entlassungen möglich sein», so Menoud.

Neubau wäre teurer

In den finanziellen Prognosen schliesst der umfassende Ausbau «Bertigny» besser ab als ein Neubau an einem anderen Standort. Geprüft wurde ein Projekt auf einem Grundstück vis-à-vis des Baumarktes Jumbo, wo das Grundstück dazu vorhanden wäre. Doch würde diese Variante rund 120 Millionen Franken teurer werden. Am jetzigen Standort sollte schon bald der Bau einer Tiefgarage möglich sein, erklärte die abgetretene Direktorin Pauline de Vos Bolay an der Pressekonferenz. Und 30 000 Quadratmeter Schrebergärten sind ebenfalls zum Überbauen bereit. Das künftige Spital soll modulartig in die Breite wachsen.

Staatsratspräsidentin Anne-Claude Demierre sagte an der Medienkonferenz, die Änderungen seien unausweichlich: «Die Rahmenbedingungen haben sich mit der neuen Spitalfinanzierung geändert. Freiburg muss sich dem stellen. Der Staatsrat beharrt auf die Zweisprachigkeit des Freiburger Spitals.» Die Strategie sieht vor, das laufende Pilotprojekt in Freiburg als festes Konzept zu übernehmen.

 

«Fahren wir so weiter, prallen wir in eine Mauer.»

Philippe Menoud

HFR-Verwaltungsratspräsident

Übersicht

Das zukünftige Angebot der Spitalstandorte

Die langfristige Strategie des Freiburger Spitals (HFR) weist jedem Standort feste Aufträge zu. Das HFR bietet 17 Fachgebiete an, und die bleiben auch in Zukunft erhalten.

Der StandortFreiburg-Kantonsspitalist der ausgebaute, neue Referenzstandort des Spitalnetzes. Sein Aufgabenbereich umfasst die medizinische Versorgung, Weiterbildung und Forschung. Sämtliche Notfälle, auch die lebensbedrohlichen, werden dort behandelt. Die bisherigen Akutversorgungen von Tafers und Riaz finden in Freiburg Platz, ebenso die Geburtshilfe und stationäre Gynäkologie von Riaz. Die Operationsblöcke, die 600 Franken die Stunde kosten, sollen maximal belegt werden.

DerStandort Taferskonzentriert sich auf die patientennahe Akutmedizin und verfügt dazu über stationäre Betten. Tafers wird sich weiter um Notfälle kümmern. Bei lebensbedrohlichen Notfällen wird der Patient in Tafers stabilisiert und nach Freiburg transportiert. Es entsteht eine Permanence nach dem Vorbild von Merlach. Diese verfügt über eine kleine medizinisch-technische Infrastruktur und hat erweiterte Öffnungszeiten. Operiert wird in Tafers nur noch bis 2022.

Für denStandort Merlach-Murtenändert sich mit der neuen Strategie fast nichts. Derzeit laufen dort Umbauarbeiten, nur die Permanence wird in Containern weiterbetrieben. Das Pilotprojekt der Permanence wird definitiv, und nach dem Umbau 2016 öffnet das Spital seine Türen für geriatrische Rehabilitation, neurologische Rehabilitation, eine geringe, patientennahe Akutmedizin, und es entsteht eine Abteilung für Palliativpflege. Die kardiovaskuläre Rehabilitation wird schrittweise nach Freiburg verlegt.

DerStandort Riazverliert seine Geburtshilfe, die stationäre Gynäkologie und die jetzige Akutversorgung an Freiburg. Es verbleibt eine patientennahe Akutmedizin. Auch die stationäre Chirurgie wird bis 2022 aus Riaz verschwinden. Dafür soll in Riaz ein Kompetenzzentrum für ambulante Chirurgie entstehen. Auch in Riaz entsteht eine Permanence.

Für denStandort Billens(Glanebezirk) muss der künftige Spitalbetrieb weiter überdacht werden, ebenso medizinische Konsultationen. Dabei werden die zukünftigen Entwicklungen in der Rehabilitation berücksichtigt. DasInterkantonale Spital der Broyeist eine vom HFR unabhängige Institution. Deshalb gilt die Strategie nicht für die Spitäler in Payerne und Estavayer.uh

 

 

Kommentar von Christoph Nussbaumer

Widerstand wäre realitätsfremd

Die ab 2022 geplante Schliessung der Operationssäle in Tafers und der Maternité in Riaz werden im Sense- und im Greyerzbezirk gewiss keine Begeisterungsstürme auslösen. Dennoch ist weiterer Widerstand gegen die Langfriststrategie des Freiburger Spitals (HFR) nicht nur fehl am Platz, sondern auch realitätsfremd. Denn erstens stehen idealisierende Vorstellungen vom Komplett-Spital im eigenen Bezirk heute in krassem Widerspruch zum mehr und mehr liberalisierten und spezialisierten Spitalwesen. Und zweitens müssen sich die beiden Regionen bewusst sein, dass sie entgegen dem radikalsten Szenario – der Rückstufung «ihrer» Spitäler in reine Rehabilitationszentren – auch nach 2022 über einen Notfalldienst und über ein einfaches akutmedizinisches Leistungsangebot verfügen werden. Der Verwaltungsrat des HFR kommt damit also dem Sense- und dem Greyerzbezirk mit einem Zückerchen zumindest ein wenig entgegen, ohne aber von seinem Ziel abzuweichen: den kantonalen Spitalstandort auf längere Frist zu stärken.
Infolgedessen sollten sich nun die Regionen nicht aufreiben im aussichtslosen Kampf um ihr Akutspital, sondern ihre Energie in die Weiterentwicklung der Spitalstandorte stecken. Selbstverständlich müssen der Sense- und der Seebezirk hierbei darauf pochen, dass im künftig einzigen vollwertigen Akutspital in Freiburg eine konsequent zweisprachige Pflege zum Standard wird. Die Spitalverantwortlichen ihrerseits haben fortlaufend den entsprechenden Tatbeweis zu erbringen. Nur so wird es möglich sein, auch die letzten Zweifler in Deutschfreiburg von der Richtigkeit der Konzentrationsstrategie zu überzeugen.

 

 

 

«Die Akutpflege steht auf dem Spiel»

Gesundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre hat gestern die Medien über die schmerzlichen Folgen der neuen Spitalstrategie informiert. Eigentlich war das aber gar nicht so vorgesehen.

Seit gestern weiss die Öffentlichkeit, wie es mit dem Freiburger Spital weitergeht, wie es um die Zukunft der verschiedenen Standorte steht und was die Eckwerte der neuen Strategie sind. SP-Gesundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre muss die neue Strategie verantworten. Das sei ihre Aufgabe, sagt sie im Interview.

 Der Verwaltungsrat hat in Absprache mit dem Staatsrat eine ausführliche Neuformulierung der Strategie für das HFR vorgenommen. Welche Punkte sind Ihnen wichtig?

Es ist für die Bevölkerung extrem wichtig, eine Notfallbetreuung zu haben, so wie wir das in Tafers und Riaz vorgesehen haben. Wir müssen in Tafers, Riaz und Freiburg Permanencen aufbauen, wie sie in Merlach existiert. Wichtig ist die patientennahe Akutpflege, welche uns die Möglichkeit gibt, die Patienten so weit wie möglich in ihrer Region zu behandeln, ohne das Zentrumsspital zu belasten. Ausserdem können sie sich nach einem Eingriff hier in Freiburg in ihrer Region erholen oder weiter behandeln lassen. Als zentrales Mittel dafür bauen wir eine professionelle Verlegung der Patienten zwischen den verschiedenen Standorten auf.

 Die freiburgische Spitallandschaft wird in zehn Jahren anders aussehen als heute. Lohnt sich der Aufwand?

Das ist eine Strategie, die auf reiflichen Überlegungen und vier ausführlichen Studien zu verschiedenen Themen fusst. Das Ergebnis dieser Überlegungen war, dass wir uns in der Spitallandschaft der Schweiz zwischen Bern und Lausanne positionieren müssen. In den nächsten Jahren steht für unseren Kanton die Zukunft einer eigenständigen Akutpflege auf dem Spiel.

 Am Montag wurden die ersten Betroffenen über die Inhalte der Strategie informiert. Die Presse sollte erst nächsten Montag informiert werden. Warum haben Sie die Pressekonferenz vorgezogen?

Wir wollten die politischen Verantwortlichen anhören, bevor wir die Strategie definitiv beschliessen. Wir dachten, wir könnten uns auf unsere Partner verlassen. Die Informationen wurden unter dem Siegel der Verschwiegenheit abgegeben. Alle haben sich dran halten wollen. Wir haben guten Glaubens angenommen, dass wir ihnen allen trauen dürfen.

 Dennoch ist die Information durchgesickert. Als Sie gestern erwachten, ahnten Sie schon, was auf Sie zukommt?

Aber nein. Wir haben einen ausführlichen Kommunikationsplan ausgearbeitet, in dessen Verlauf wir auch die Mitarbeiter des HFR, weitere Akteure, die Grossräte, und danach auch die Presse angemessen informieren wollten. Der Staatsrat hat diesen Entscheid erst gestern Morgen gefällt. Danach mussten alle Texte angepasst und in aller Eile übersetzt werden. Das waren keine idealen Umstände.

 Anne-Claude Demierre, wie müde sind Sie nach einem solchen Tag?

(Lacht) Das sind natürlich sehr anstrengende Tage. Denn es gibt viel zu tun in meiner Direktion und ich habe auch als Staatsratspräsidentin viele Aufgaben zu erfüllen. Gestern wurde es elf, bis die letzte Sitzung fertig war. Gestern hatte ich um sieben Uhr eine Sitzung. Diese Pressekonferenz verursachte viel Arbeit. Ich habe bis zum Abend noch nichts essen können.

 Dennoch haben Sie sich das angetan …

Ich bin überzeugt, dass die Entscheide, die wir hier gefällt haben, die richtigen sind. Sie schmerzen, das weiss ich. Der Staatsrat machte es sich damit nicht einfach. Es ist klar, die Zukunft des Spitals ist eine emotionale Frage und weckt viel Unverständnis in Teilen der Bevölkerung. Aber nichts zu tun ist nicht akzeptabel, nichts zu tun, ruiniert uns. Wir riskieren, dass wir in zehn Jahren keine Akutpflege mehr haben. Und ich bin nicht bereit, diese Verantwortung auf mich zu nehmen. Es ist meine Aufgabe, dass die Freiburger Bevölkerung eine sichere Gesundheitsversorgung erhält. fca

 

Sensler wenig überrascht und unzufrieden

Dass die Operationen in Tafers ab 2022 eingestellt werden und sich die Akutpflege auf Freibug konzentriert, stösst im Sensebezirk auf Unverständnis. Die Abwanderung nach Bern werde zunehmen, sind sich die Parteien einig.

 

«Ich hatte befürchtet, dass es so kommt», sagte die SP-Grossrätin Ursula Krattinger-Jutzet (Düdingen) gestern auf Anfrage, als sie mit der HFR-Strategie konfrontiert wurde. Durch die für Tafers vorgesehenen Massnahmen sei die Grundversorgung im Sensebezirk nicht gewährleistet. Zudem sei sie nicht überzeugt davon, dass es für das Freiburger Spital HFR günstiger werde, wenn Tafers als Akutstandort fallen gelassen und im Gegenzug in Freiburg gebaut werde.

Ähnlich sieht es FDP-Grossrat Ruedi Vonlanthen (Giffers). Weil nur Betten verlegt würden und in Freiburg mit der grossen Kelle angerichtet werde, könne kein Geld eingespart werden. «Die Strategie ist tot, bevor sie geboren ist, weil sie total unlogisch ist», so Vonlanthen. Zudem messe sie dem Aspekt der Zweisprachigkeit viel zu wenig Bedeutung zu. «Diese Kröte werden wir nicht schlucken», sagt er.

Vertrauen geht verloren

Wie Vonlanthen ist auch SVP-Grossrat Emanuel Waeber (St. Antoni) am Montagabend mündlich über die Strategie des HFR informiert worden. Sie wurde einer Delegation der Fraktionen und den Oberamtmännern vorgestellt. «Das Resultat ist enttäuschend», sagt Waeber. Eine Permanence in Tafers; das sei für ihn eine inakzeptable Lösung. Enttäuschend sei das Resultat aber auch deshalb, weil mit dem Bauprojekt Bertigny in zehn Jahren ein Gewinn budgetiert sei. «Es kann ja nicht sein, dass ein Spital auf dem Rücken der Patienten Gewinn macht.» Für ihn ist klar, dass mit der Umsetzung dieser Planung noch mehr Sensler in die Spitäler nach Bern abwandern werden. «Das Vertrauen geht verloren», sagt Waeber.

 Auch für den CSP-Grossrat Bernhard Schafer (MLB, St. Ursen) trägt diese Strategie nicht dazu bei, dass sich die Freiburger im Kanton behandeln lassen. Er kenne die Pläne nicht im Detail, gehe aber davon aus, dass sich durch diese Massnahmen noch mehr Freiburger in Lausanne oder in Bern behandeln lassen werden. «Tafers muss als Zugangspforte erhalten bleiben–mit Operationstrakt», betont Schafer. Von der Strategie zeigt er sich nicht überrascht. «Das war zu erwarten.» Einmal mehr enttäuscht sei er von der Kommunikation; er hat eine Einladung zu einer Infositzung am 4. Juni. 

Dass im Spital Tafers Restrukturierungen nötig sind, ist für den CVP-Grossrat Bruno Boschung (Wünnewil) unbestritten. Dass ab 2022 gar nicht mehr operiert werden soll, sieht er jedoch als Leistungsabbau, der fatale Folgen haben könnte. Die Abwanderung werde zunehmen und das Freiburger Spital verliere die Fälle, die es dringend brauche.

 Taskforce hat getagt

Die Sensler Taskforce ProAkutTafers, die sich für den Erhalt des Spitals Tafers als Akutstandort starkmacht, traf sich gestern Abend zu einer Sitzung. «Wir werden die Strategie studieren und dann entscheiden, wie es weitergeht», sagte deren Präsident Marcel Kolly vor der Sitzung gegenüber den FN. Er selber bedaure, dass es in Tafers ab 2022 keine Operationen mehr geben soll. «Somit gehen gewisse Berufsstände im Bezirk verloren.» Zudem sei es schade, Operationssäle zu schliessen, die auf einem guten Stand seien. 

«Grosse Katastrophe»

Bitter enttäuscht von der Strategie zeigt sich Anton Merkle, Präsident der Sensler Ärztevereinigung. Für die Bevölkerung, die Ärzteschaft im Bezirk und ihn persönlich sei dies eine grosse Katastrophe. «Die Konsequenzen sind unabsehbar.» Die Schliessung des Akutspitals Tafers werde zu einer einschneidenden Verschlechterung der medizinischen Grundversorgung im Sensebezirk führen. Dass nach Meyriez auch das zweite deutschsprachige Akutspital dran glauben müsse, sei unglaublich. «Der deutschsprachige Kantonsteil wird mit Füssen getreten und der Volkswille ignoriert», betont Merkle in seiner Stellungnahme. ak

 

 

Kantonalparteien wollen Grundsatzdiskussion

Die Präsidenten der Kantonalparteien zeigten sich gestern bewusst von ihrer ruhigen Seite: Sie brauchen weitere Informationen, bevor sie die Entscheide der Spitalleitung und des Freiburger Staatsrates im Detail kommentieren. Die Gewerkschaft hingegen übt scharfe Kritik.

Der Tenor bei den Kantonalparteien ist klar: Sie warten erst weitere Informationen ab, bevor sie detailliert Stellung nehmen. Insbesondere auf die Studie der Boston Consulting Group zur Zukunft der Spitalstandorte warten die Politikerinnen und Politiker gespannt. Die Themen Spital und Bürgernähe seien allen wichtig, sagt Benoît Piller, Präsident der SP. Gerade deshalb gelte jetzt: «Wir müssen nun zur Ruhe finden und grundsätzlich diskutieren.»

CVP-Präsident Eric Menoud stellt fest, dass vor allem der Süden des Kantons stark betroffen sei: «Das Spital in Châtel-St-Denis ist geschlossen, die Geburtenabteilung geht von Riaz nach Freiburg, vielleicht wird der Standort Billens geschlossen.» Er bedauere diesen Abbau. «Gleichzeitig wissen wir, dass wir ein starkes Zentrum brauchen.» Er kenne den Spielraum des Kantons nicht. «Dazu brauchen wir nun noch mehr Informationen.»

Grossen Rat übergangen

«Wir sind ziemlich überrascht darüber, wie der Staatsrat vorgeht», sagt Roland Mesot. Der Präsident der SVP kritisiert, dass zahlreiche parlamentarische Vorstösse zum Thema Spitalplanung noch gar nicht vom Grossen Rat behandelt worden seien und der Staatsrat doch schon entschieden habe. «Auch die Petitionen aus der Bevölkerung wurden nicht berücksichtigt.» Mesot geht davon aus, dass es mit dem Bevölkerungswachstum gerade im Süden des Kantons möglich wäre, weiterhin zumindest an zwei Standorten Akutpflege anzubieten, statt nur in Freiburg.

Und er betont, dass die SVP ihre Volksinitiative «Für bürgernahe Spitäler» nicht zurückzieht. Im Dezember hat die Partei die Initiative eingereicht. Ihr Hauptziel: Der Grosse Rat soll in der Spitalplanung die Kompetenz zurückerhalten. Derzeit kann der Verwaltungsrat des Freiburger Spitalnetzes operative Entscheide selber treffen; strategische Massnahmen wie die Schliessung eines Standortes müssen vom Staatsrat genehmigt werden. Der Grosse Rat kann bei strategischen Fragen nicht mehr mitreden.

FDP-Präsident Didier Castella nennt die Entscheide des Verwaltungsrates und des Staatsrates «schwerwiegend und schmerzvoll». Noch seien viele Fragen offen. Der Verwaltungsrat habe aber «einen mutigen Entscheid getroffen»; nun sei es wichtig, dass eine konstruktive Debatte geführt werde. Er erinnert daran, dass FDP-Grossräte den Staatsrat aufgefordert hatten, eine neutrale Studie zu veranlassen, die mehrere Szenarien für das Spitalnetz einbezieht. Der Staatsrat wies dies im März zurück, weil er Doppelspurigkeiten zur erstellten Studie befürchtet. «Ich finde aber, dass eine neutrale Studie nicht zu viel ist, wenn so schwerwiegende Entscheidungen anstehen.»

Während die Parteipräsidenten nun eine konstruktive Grundsatzdebatte fordern, bleiben die Vertreter von «Maintenons l’hôpital de Riaz» alles andere als ruhig. Jean-François Robert nennt die Kommunikationsstrategie der Gesundheitsdirektion «kata-strophal»: Die Gruppierung hätte sich am 12. Juni mit der Direktion zu einer Informationssitzung treffen sollen. «Nun fallen wir aus allen Wolken.» Die Geburtenabteilung in Riaz laufe sehr gut. «Sie wird aus uns unerfindlichen Gründen geschlossen.» Es habe nie ein Rekrutierungsproblem gegeben. «Die Politik des HFR zielt aber darauf ab, den Standort Riaz zu zerstören.»

Zu den finanziellen Argumenten der Spitalleitung für die Schliessung der Geburtenabteilung sagt Robert nur, dass das HFR nie konkrete Zahlen vorgelegt habe. Nun werde Riaz zerstört–und in einigen Jahren werde wegen des Bevölkerungswachstums ein Spital in der Region fehlen.

Der Verband des Personals Öffentlicher Dienste (VPOD) zeigt sich in einer Mitteilung, schockiert ob der Schliessung der Geburtenabteilung in Riaz. Die Spitalleitung habe das Personal glauben lassen, die Abteilung werde weiter bestehen–nun sei dies die einzige Massnahme, die bereits nächstes Jahr umgesetzt werde.

 Gegen Personalabbau

Der VPOD kritisiert zudem, dass gut zehn Prozent des Personals abgebaut werden sollen; dies, obwohl bereits jetzt einige Sektoren unterdotiert seien, wie es in der Mitteilung heisst. Der Personalabbau führe entweder zu einem Leistungsabbau oder zu prekären Arbeitsverhältnissen. Der VPOD ruft den Staatsrat auf, gegen den Stellenabbau vorzugehen–, sonst werde die Gewerkschaft das Personal und die Bevölkerung mobilisieren. njb

 

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