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Interkulturalität: Ausweg oder Sackgasse?

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Autor: Carole Schneuwly

FreiburgIst die Strategie der Interkulturalität, wie sie der Gemeinderat der Stadt Freiburg vor einem Jahr definiert hat, ein Ausweg aus der verfahrenen Sprachenfrage oder eine Ausrede, um sich nicht mehr mit dem ungeliebten Thema befassen zu müssen? Um diese Frage ging es am Donnerstag anlässlich des vierten Diskussionsabends des Forums Partnersprachen.

Zwei Minderheiten

Eingangs erhielten Syndic Pierre-Alain Clément und der Kultur- und Tourismusverantwortliche Markus Baumer Gelegenheit, die Strategie der Gemeinde vorzustellen. Diese war formuliert worden, nachdem eine Gruppe von Generalräten vom Gemeinderat die Ausarbeitung einer «umfassenden Strategie zur Förderung der Partnersprachen» gefordert hatte. Ein Jahr habe man an der Antwort gearbeitet, sagte Clément, ehe man die Strategie rund um das Schlüsselwort «Interkulturalität» präsentiert habe. Die Grundüberlegung sei gewesen, dass sich Zweisprachigkeit sowieso nicht erzwingen lasse und dass es in Freiburg nebst dem Französischen und dem Deutschen noch viele andere Sprachen gebe. «Deshalb erschien es uns logischer, uns als Pol der interkulturellen statt nur der zweisprachigen Kompetenz zu positionieren.»

Markus Baumer erinnerte daran, dass das Hauptproblem in Freiburg sei, dass hier zwei Minderheiten mit entsprechenden Reflexen aufeinanderträfen. «Extreme Reaktionen gibt es auf beiden Seiten. Das hat uns an einen Punkt geführt, an dem wir nicht mehr diskutieren können.» Der neue «Integrationskontext» sei ein Versuch, von dem stark belasteten «Zweisprachigkeitskontext» wegzukommen.

Skeptische Töne

Zumindest unter den Besucherinnen und Besuchern des Diskussionsabends stiess dieser Versuch nicht auf grosses Verständnis. So sagte die Linguistin und Zweisprachigkeitsexpertin Claudine Brohy, sie verstehe nicht, warum man Zweisprachigkeit und Multikulturalität gegeneinander ausspiele. «Man kann das eine tun und das andere nicht lassen.» Auch für Bernhard Flühmann, Mitglied der städtischen Kulturkommission, ist die Strategie der «falsche Ausweg aus einer Sackgasse». In Sachen Multikulturalität habe die Stadt Freiburg nichts zu bieten, was sie von anderen Städten abhebe. «Das ist eine neue Sackgasse.»

Skeptische Töne gab es auch von Seiten der anwesenden Vertreter des Instituts für Mehrsprachigkeit der Universität und der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Einfach ein neues Ziel zu formulieren, um eine Blockade zu überwinden, erscheine ihr dürftig, sagte Susanne Obermayer, geschäftsführende Direktorin. Institutsdirektor Alexandre Duchêne äusserte seine Zweifel über den «interkulturellen Umweg». Fakt sei, dass es in der Freiburger Sprachenfrage um Machtverhältnisse und einen Mangel an Gleichberechtigung gehe. Da bringe es nichts, über Interkulturalität und Identität zu sprechen, statt die Probleme beim Namen zu nennen.

Auf der Realität aufbauen

Auch Markus Gerteis, Lehrer am Kollegium Heilig Kreuz und an der Pädagogischen Hochschule, plädierte dafür, die Realität nicht aus den Augen zu verlieren: «Wenn man die Leute auf der Strasse fragt, glauben alle, die Stadt Freiburg sei zweisprachig. Darauf sollte man aufbauen, statt von Blockade zu sprechen.» Und Roger Gut, ein langjähriger Bewohner des Vignettaz-Quartiers, erzählte, wie der Bericht des Gemeinderats in seinem Umfeld aufgenommen worden sei: nämlich «nicht als Pro für die Interkulturalität, sondern als Contra gegen die Zweisprachigkeit».

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