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«Jetzt bin ich halt halb gelernt»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Philippe Schober will sich an seinem Arbeitsplatz fotografieren lassen. Sein Zimmer ist zwar gross und geräumig. «Aber ich habe heute das Bett nicht gemacht», erklärt er. Der Heitenrieder ist einer der rund 100 Bewohner im Tannenhof Gampelen–einem Wohnheim, in dem Frauen und Männer mit psychischen und sozialen Problemen leben. Schober arbeitet in der Küche. Sie ist gross, hier wird für alle Heimbewohner und für die Mitarbeitenden gekocht. Er streicht eine Tomaten-Oliven-Paste auf einen ausgewallten Blätterteig, rollt den Teig und legt eine Rolle nach der anderen sorgfältig auf ein Blech. An seinem Arbeitsplatz fühlt er sich wohl. Sie seien zufrieden mit ihm. «Es ist eine schöne Arbeit.»

«Es hat nicht alles gepasst»

 Schober trägt eine schwarz-weiss karierte Küchenhose und ein weisses T-Shirt. Seit sieben Jahren nun lebt und arbeitet er auf dem Tannenhof, er bezieht eine 100-prozentige IV-Rente. Mehrere Klinikaufenthalte habe er hinter sich, erzählt der 36-Jährige in der Kaffeepause, wegen Alkohol- und Drogenproblemen. «Nach einem längeren Klinikaufenthalt war klar, dass ich nicht dauernd zurück zu den Eltern gehen kann.» Schober fand einen festen Platz und regelmässige Arbeit im Tannenhof. Angefangen hat er in der Landwirtschaft, dann kam er in die Schreinerei und landete vor zweieinhalb Jahren schliesslich in der Küche. Schober begann die zweijährige Attestlehre als Küchenangestellter, nach einem Jahr brach er die Lehre ab. «Stressig war’s nicht, aber es hat nicht alles gepasst.» Schober lächelt. «Jetzt bin ich halt halb gelernt.»

Arbeit, Freizeit und Rudern

Philippe Schober ist froh, dass ihm die Arbeit eine Struktur gibt. «Nicht Arbeiten wäre ein No-Go. Da käme mir nur ‹Seich› in den Sinn.» Seine Freizeit im Tannenhof hat er sich gut organisiert. In der Zimmerstunde, wenn die Sonne scheint, liege er oft in der Hängematte im Raum der Stille. Er habe auch zwei bis drei gute Kollegen gefunden im Wohnheim. Und im letzten Herbst hat er sich ein Rudergerät geleistet, welches neben dem ungemachten Bett in seinem Zimmer steht. Jetzt, im Sommer brauche er es «ein bitz weniger», erzählt er. Aber im Winter, wenn es früh dunkel werde, wolle er wieder mehr trainieren.

Schober hat sich nicht nur vorgenommen, vermehrt auf seinem Fitnessgerät zu trainieren. Er hat auch Pläne für Wochenendausflüge. Die Samstage und Sonntage im Tannenhof sind nämlich fix geregelt. Wer Ausgang will, spricht dies mit der Heimleitung ab. Die Tannenhof-Bewohner müssen ihren Urlaubszettel bis spätestens am Freitagmorgen um neun Uhr abgeben. Zusammen mit den Betreuern wird dann abgemacht, wohin es geht und wie viel Geld dafür nötig ist. Philippe Schober ist schon seit einer Weile so weit, dass er am Wochenende in den Ausgang darf. «Ich gehe oft Motocross schauen.» Im Winter möchte er dann snowboarden gehen. «Ab und zu gehe ich auch zu meiner Mutter», sagt er und lächelt, «sonst ist sie nicht zufrieden.» Er habe auch einige Kollegen, aber diese Kontakte pflegt er vor allem über Facebook.

Aufräumen oder heuen

Wenn es gut läuft für Philippe Schober, wird er im Herbst erstmals vom Tannenhof aus in die Ferien fahren. Weit weg zieht es ihn nicht, er sei eher der «Heimatmensch». Gerne möchte er eine Woche in die Lenk fahren. Dort war er als Kind oft mit seinen Eltern, die Familie hatte in der Gegend ein Ferienhaus. Diesen Sommer ist die Simme über die Ufer getreten, deshalb möchte er auf einem Campingplatz bei den Aufräumarbeiten helfen. Klappt dieses Projekt nicht, hat Schober einen Plan B: Heuen in der Jungfrauregion. «Ein Inserat in der Zeitung für eine Aushilfskraft habe ich bereits gesehen.»

Schober ist dankbar dafür, dass im Tannenhof für ihn gesorgt wird. Und er ist sich bewusst, dass er auch in den Ferien kontrolliert werden muss. «Jemand muss mir jeden Tag das Tablettli geben.» Er weiss: Ohne Tabletten würde es nicht gehen. Auch um die Hilfe des Tannenhof-Psychiaters ist er froh; er geht gerne zu ihm. «Der ist ziemlich gut.»

Mehr als Herbstferien plant Philippe Schober, der mit seinen 36 Jahren zu den jüngeren Tannenhof-Bewohnern gehört, noch nicht. Bis 2019 hat ihm die IV seine 100-Prozent-Rente zugesichert. «Bis dann bleibe ich sicher hier.»

Zahlen und Fakten

Der Tannenhof feiert sein 125-Jahr-Jubiläum

1889 ist die Geburtsstunde des Vereins Tannenhof in Gampelen. Im Heim wurden ursprünglich entlassene, stellenlose Sträflinge untergebracht. 1986 wurde der Verein in eine Stiftung umgewandelt. Bot das Gebäude anfangs nur Platz für sechs Mitarbeiter und Hauseltern, bietet die Stiftung heute ihren rund 100 Bewohnerinnen und Bewohnern eine sozialpädagogische Betreuung. Menschen mit Sucht-, psychischen und sozialen Problemen können auf dem Tannenhof in Werkstätten und Ateliers, im Gemüsebau und in der Landwirtschaft und in der Hauswirtschaft arbeiten. Die Heimbewohner stammen aus der ganzen Schweiz; die meisten kommen aus dem Kanton Bern, gefolgt vom Kanton Freiburg. Die Stiftung Tannenhof feiert ihr 125-Jahr-Jubiläum mit verschiedenen Anlässen. Auch hat die Stiftung ein Buch mit Porträts von Bewohnern und Mitarbeitern herausgegeben.hs

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