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Kein Ende in Sicht: Nobelpreisträger unterstützt Uni-Besetzung, doch jetzt schaltet sich die Politik ein

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Während an verschiedenen Schweizer Unis erste Gaza-Proteste aufflammen, besetzen in Lausanne Studierende bereits seit Tagen ein Gebäude. Sie werden von Professoren unterstützt. Der kantonale Bildungsdirektor sagt, warum das zu weit geht.

Eigentlich hätte an diesem Dienstag an der Uni Lausanne der Alltag zurückkehren sollen. Doch anstelle von büffelnden Studierenden dominieren optisch weiterhin die Sofas und Zelte der propalästinensischen Besetzung das Bild.

«Das entspricht nicht mehr einer Situation, die angemessen ist, damit die jungen Erwachsenen unter guten Bedingungen studieren können. Darum muss die Besetzung aufhören», sagt der Waadtländer Bildungsdirektor Frédéric Borloz. Am Tag, an dem die Pro-Palästina-Proteste auf andere Schweizer Universitäten übergreifen, nimmt der FDP-Staatsrat gegenüber CH Media erstmals Stellung zur brenzligen Situation an der Uni Lausanne.

Dessen Direktion war den Protesten gegenüber anfänglich milde gestimmt. Sie tolerierte die Besetzung des Géopolis-Gebäudes übers Wochenende und vollzog erst am Montag einen Kurswechsel, indem sie die Studierenden zum Gehen aufforderte. Andere Schweizer Unis reagierten dagegen von Anfang an mit harter Hand auf Proteste: So löste die ETH Zürich am Dienstag eine Sitzblockade mit Hilfe der Polizei innert Stunden auf. Auch die EPFL, ihr Pendant in Lausanne, rief am gleichen Tag die Polizei, um eine Besetzung schnell zu beenden. Die Studierenden zogen daraufhin von selbst wieder ab.

Zweifel an den Drahtziehern der Aktion

Hätte die Uni Lausanne die Besetzung auf ihrem Campus früher unterbinden müssen? Dazu will sich Bildungsdirektor Borloz nicht äussern. Die Aktion sei am Donnerstagabend von einer «Handvoll» Studierender ausgegangen. Die Uni-Leitung habe im Sinne der Meinungsäusserungsfreiheit entschieden, sie zu erlauben, sagt Borloz nur. In der Zwischenzeit habe die Aktion jedoch ganz andere Ausmasse angenommen. Am Montagabend waren über 600 Sympathisanten vor Ort.

«Mittlerweile sind viele der am Protest beteiligten Personen gar nicht mehr Angehörige der Uni Lausanne», sagt Borloz. Man wisse von Studierenden von anderen Schweizer Universitäten, die angereist seien, ebenso von Vertretern aus Gewerkschaften und politischen Parteien. Der Waadtländer fügt an: «Ich bedauere diese Eskalation hin zu einer organisierten Aktion, in der die lokalen jungen Studenten nicht mehr die Macht haben.»

Inwieweit dies zutrifft, ist schwierig zu überprüfen. Mit Sicherheit steht fest, dass es aus den Reihen der Uni Lausanne Unterstützung für die Protestaktion gibt – selbst von Beschäftigen. Seit dem Wochenende zirkuliert ein Brief, in dem sich Professorinnen, Forscher und Doktoranden mit der Besetzung solidarisieren. Rund 270 Unterschriften kamen bislang zusammen. Darunter finden sich bekannte Namen wie jener des Biophysikers Jacques Dubochet, der 2017 den Nobelpreis erhielt. Oder jener von Julia Steinberger, der Professorin für ökologische Ökonomie, die 2022 als Klimakleberin für Schlagzeilen sorgte.

Die Solidaritätsbekundung erfolgt «im Namen der Meinungs- und Versammlungsfreiheit», wie es im Brief heisst. Die Unterzeichnenden stellen sich hinter die Forderung, dass die Uni Lausanne die Zusammenarbeit mit jenen Institutionen in Israel abbricht, die sich vom aktuellen Kurs der Regierung nicht distanziert haben. Die Uni-Direktion stellt sich derweil auf den Standpunkt, dass die laufenden Kooperationen nicht gegen die wissenschaftlichen Grundsätze verstossen.

Kritik an militanten Uni-Professoren

Ein grosser Unterstützer der studentischen Mobilisierung ist Bernard Voutat, Professor für Politikwissenschaften an der Uni Lausanne. «Ich bin den Studierenden dankbar, dass sie das humanitäre Drama im Gaza-Streifen in die Öffentlichkeit tragen», erklärt er. Dass die Uni-Leitung die Besetzung nicht mehr toleriere, ändere für ihn nichts an seiner Unterstützung. Entscheidend sei, dass der Protest gewaltfrei bleibe.

Voutat verweist darauf, dass sich die Besetzung in eine Tradition von friedlichen Mobilisierungen an Universitäten einreihe. Erwähnt werden im Brief etwa die Bürgerrechtsbewegung, der Widerstand gegen den Krieg in Vietnam und der Boykott der Apartheid in Südafrika. «Wenn die Studenten an den Universitäten nicht in der Lage sind, sich durch eine Mobilisierung über eine katastrophale Situation auszudrücken, wüsste ich nicht, was ich an der Universität noch zu suchen habe», stellt Voutat klar.

Was hält der Waadtländer Bildungsdirektor davon, dass Professoren die Besetzung weiterhin befürworten? Er sehe solche Positionsbezüge kritisch, sagt Borloz. «Meiner Auffassung nach braucht es eine Abgrenzung zwischen der Wissenschaft und Aktivismus.» Das gelte unabhängig von der geäusserten politischen Position. Gleichwohl betont der FDP-Staatsrat, dass Professoren das Recht hätten, ihre Meinung zu äussern. Wie weit dieses Recht gehe, müsse die Universität als Arbeitgeberin beurteilen.

Die Protestaktion geht weiter

An der Universität liegt es nun auch, einen Ausweg aus der vertrackten Situation zu finden. Die Direktion hat den Studierenden vorgeschlagen, eine sechsköpfige Delegation zu treffen – was das Kollektiv ablehnte.

Bildungsdirektor Borloz sagt: «Wir wollen dem Dialog zuerst alle Chancen geben.» Ausschliessen, dass wie an der ETH Zürich oder der EPFL dereinst ein Polizeieinsatz nötig wird, könne er aber nicht.

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