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Kein Kommentar während der Nati-Sensation: Die SRF-Panne erklärt 

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Schweizer Handballer zeigen ihr wohl bestes Spiel, seit Trainer Michael Suter die Mannschaft 2016 übernommen hat. Sie trotzt der Handball-Weltmacht Frankreich ein 26:26 ab. Und was passiert bei unserem Staatsfernsehen? Tonausfall während der dramatischen zweiten Halbzeit.

Rechts unten von unserer Position, etwa vier Meter Luftlinie entfernt, fuchtelt ein TV-Reporter auf der Pressetribüne wild mit den Armen. Er ist sichtlich aufgebracht, schlägt die Hände vors Gesicht, schüttelt ungläubig den Kopf. Seine Kraftausdrücke sind selbst in der mit über 13’500 Zuschauern voll besetzten Mercedes-Benz Arena von Berlin bis zu uns zu vernehmen. Und zwischendurch sehen wir sogar, wie er unter das Pult kriecht und an irgendwelchen Kabeln rumfummelt. Der Aktionismus und die Aufregung haben hingegen nichts mit dem Spiel zu tun.

Aus der Heimat erreichen uns die ersten Nachrichten. Kommentarausfall bei SRF. Und das ausgerechnet in der dramatischen zweiten Halbzeit, in der die Schweiz den sechsfachen Weltmeister Frankreich dank einer Parforceleistung an den Rand einer Niederlage drängt. Nun verstehen auch wir, warum der SRF-Reporter derart in Rage gerät.

Am Ende steht es 26:26. Die Schweiz rehabilitiert sich damit nicht nur für die 14:27-Klatsche gegen Deutschland. Nur dabei statt mittendrin, oder zumindest nicht dann mittendrin, als es richtig zur Sache geht, ist SRF-Mann Stephan Liniger. Wir treffen den 38-Jährigen einen Tag nach der TV-Panne, um mit ihm über die Leiden eines TV-Kommentators zu reden, wenn er plötzlich nicht mehr auf Sendung ist.

Handball ist Linigers grosse Leidenschaft. Er ist selbst noch immer in der 3. Liga für Volketswil aktiv. Und kommentiert seit über 15 Jahren für verschiedene TV-Stationen. Erst für das Schweizer Sportfernsehen, später für Teleclub und MySports, seit über fünf Jahren für SRF, zusammen mit seinem Cousin Manuel Liniger. Der 42-Jährige, einst viele Jahre in der Bundesliga aktiv, belegt in der ewigen Torschützenliste der Schweizer Nati mit 902 Treffern Rang 3 hinter Andy Schmid (1082).

«In der ersten Halbzeit lief alles einwandfrei», so Liniger. «Kurz vor Beginn der zweiten Halbzeit sahen wir, dass die Verbindung nach Zürich nicht mehr steht.» Der Worst Case für jeden TV-Reporter, der live berichten muss. Immerhin: Die Ursache ist schnell gefunden. Der Fehler liegt nicht in Zürich und nicht bei SRF, obwohl alle anderen TV-Stationen problemlos senden. Es ist eine Hardware des lokalen Veranstalters, der die Kommentareinheit von SRF mit dem Internet verbindet, die nicht funktioniert.

Liniger ärgert sich «grün und blau»

Liniger ärgert sich «grün und blau». Ausgerechnet jetzt, wo die Schweiz an der Sensation gegen Frankreich schnuppert, kann er mit seinem Cousin die TV-Zuschauer nicht an der Hand führen. Nicht, dass er sich wichtiger nimmt als er ist. «Wir Kommentatoren sind wichtige Nebendarsteller», sagt Liniger. «Wichtiger als unsere Stimme ist das Bild. Und das hat immerhin jederzeit funktioniert.»

Trotzdem hätte er liebend gerne seinen Job gemacht, die TV-Zuschauer mit Hintergrund-Informationen versorgt, Schiedsrichter-Entscheidungen erklärt, zusammen mit seinem Cousin Anekdoten erzählt, Emotionen transportiert oder einfach die heroische Leistung der Schweizer gewürdigt. Stattdessen telefoniert er wild herum, um möglichst schnell einen neuen Internet-Switch zu organisieren.

Ein «bombensicheres» System, das nicht funktioniert

Das System mit der Kommentareinheit sei eigentlich bombensicher, sagt Liniger. «Wir verwenden dieses Setup fast immer, wenn es sich nicht um eine Eigenproduktion handelt. Und es ist ganz einfach. Der Reporter nimmt die Kommentareinheit, bestehend aus digitaler Sende- und Empfangseinheit, Mikrofon und Kopfhörer mit, steckt ein LAN-Kabel und ein Kabel für den internationalen Sound ein und ist 30 Sekunden später mit Zürich verbunden.» In Wimbledon, wo Liniger jeweils auch im Einsatz ist, funktioniere dieses System während zwei Wochen ununterbrochen und problemlos.

Ein neuer Internet-Switch wird von den Organisatoren installiert. Und zwischendurch sind die Linigers auch wieder auf Sendung. Aber immer wieder bricht die Leitung ab. Auch als Melvyn Richardson in der Schlussphase bei 26:26 einen Penalty an den Pfosten setzt und die fast die ganze Halle tobt, sind die Linigers stumm geschaltet. Kurz darauf aber hören wir sie wieder, als die Schweizer ihren letzten Angriff startet.

Schliesslich kommentieren sie über das Handy

«Wir haben uns über das Handy eingewählt», erzählt Liniger. «Ich kramte meine AirPods hervor. Einen steckte ich mir ins Ohr, den anderen gab ich Manuel. Auch wenn die Tonqualität nicht die beste war, konnten wir so immerhin noch die letzten Sekunden des Spiels kommentieren.»

Bis zu 255’000 Zuschauer erreichte SRF mit der Übertragung des Weltrekordspiels gegen Deutschland. Einen Wert, den man wohl auch mit dem Frankreich-Match ausweisen kann – die offiziellen Zahlen liegen noch nicht vor. «Natürlich tut es weh, während des grössten Spiels unserer Nati, das ich je kommentiert habe, meinen Job nicht vollumfänglich machen zu können», sagt Liniger.

Immerhin hat er den Humor bewahrt. Liniger erinnert an den April 2021. Damals spielte die Schweiz in der EM-Quali gegen Weltmeister Dänemark. In der ersten Halbzeit fiel bei SRF aber nicht nur der Ton, sondern auch das Bild aus. Dabei war es die vielleicht beste Halbzeit der Schweizer Nati in diesem Jahrtausend. 17:14 führte sie gegen Dänemark (Schlussresultat 29:30). Ein Schelm, wer nun glaubt, dass SRF-Pannen unsere Handball-Nati beflügeln.

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