Die Gemeinderatswahlen in St. Silvester waren 2011 eine spannende Angelegenheit: Auf drei Listen kämpften insgesamt 13 Kandidatinnen und Kandidaten um einen der sieben Plätze in der Exekutive–ein wahrer Polit-Krimi. Fünf Jahre später ist von der politischen Spannung in der beschaulichen Sense-Oberland-Gemeinde nur wenig übrig geblieben: Ende Februar steht den Bürgerinnen und Bürgern von St. Silvester nämlich nur noch eine Kandidatenliste mit genau sechs Kandidaten und einer Kandidatin zur Auswahl.
Ein Vertrauensbekenntnis?
«Es hat mich auch etwas überrascht, dass keine weiteren Listen entstanden sind», sagt Gemeindepräsident Alexander Kolly, der Ende Monat selber erneut kandidiert. Er interpretiere die unspektakuläre Ausgangslage als Zeichen dafür, dass in der Gemeinde derzeit keine Spannungsverhältnisse herrschten: «Momentan gibt es keine derart polarisierenden Themen, welche die Bevölkerung im Hinblick auf die Wahlen zu spalten vermögen.» Dies wiederum verstehe er auch als ein Vertrauensbekenntnis gegenüber dem Gemeinderat: «Die Leute scheinen mit unserer Arbeit im Grossen und Ganzen zufrieden zu sein.» Dass es damit nicht zum Duell mehrerer Parteien oder Gruppierungen kommt, finde er insofern nicht schlimm, weil auf kommunaler Ebene ohnehin Sachfragen im Vordergrund stünden: «Gemeindewahlen sind Kopfwahlen–ganz besonders in den kleineren Gemeinden, wo sich alle Bewohner kennen.»
«Kompetente junge Leute»
Neben den vier bisherigen Gemeinderäten Alexander Kolly (seit 2001 im Gemeinderat), Christian Udry (2006), Marc Habegger (2011) und Stephan Kolly (2011) stellen sich auf der überparteilichen Liste der Bürgerlichen auch Doris Rotzetter, Guido Andrey und Markus Brülhart zur Wahl. «Das sind alles kompetente junge Leute, die bereits im Vereinsleben von St. Silvester aktiv sind und sich rasch in den Gemeinderat einfügen werden», sagt der Ammann über die drei Neukandidierenden. Der Jüngste im Bunde der Neuen ist Guido Andrey. Der 27-jährige Besamungstechniker ist in St. Silvester aufgewachsen und übernimmt zum ersten Mal ein politisches Amt. «Mein Ziel ist es, das gute Klima in der Gemeinde zu bewahren und die Finanzen gesund zu halten.»
«Ich will der Gemeinde, in der ich geboren und aufgewachsen bin, durch meine Kandidatur etwas zurückgeben», sagt Markus Brülhart über seine persönliche Motivation. Der 33-jährige Unternehmer ist Geschäftsführer der Brülhart Holzbau AG. Auch für ihn ist es die erste politische Tätigkeit.
Weibliche Unterstützung erhält der Gemeinderat in der Person von Doris Rotzetter. Die 46-jährige Postangestellte und dreifache Mutter wohnt seit den 90er-Jahren in St. Silvester und hat in mehreren Vereinsvorständen Führungserfahrung gesammelt. «Ich will auch eine Vertretung für die Frauen unserer Gemeinde sein», sagt Doris Rotzetter.
Finanzen im Griff
«Mit der letzten Legislatur können wir zufrieden sein», sagt Alexander Kolly über die Arbeiten des Gemeinderates in den vergangenen fünf Jahren. Zu den wichtigsten behandelten Projekten habe für ihn neben der gemeinsamen Fusionsprüfung mit Giffers und Tentlingen–die im Juni 2015 letztlich an der Urne abgelehnt wurde–auch der Abschluss der Ortsplanungsrevision gehört. «Zudem ist es uns gelungen, die Gemeindefinanzen in den Griff zu bekommen», erklärt Kolly und spricht damit auf die im letzten Dezember beschlossene Senkung des Gemeindesteuerfusses von 102 auf 98 Prozent an. Die Zusammenarbeit im Gemeinderat empfand der Syndic als angenehm: «Es herrscht ein guter Teamgeist. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um alle möglichen Herausforderungen bestehen zu können.»
Ein gutes Team brauche es auch in Zukunft, ist Kolly überzeugt: «Die Arbeit wird uns nicht ausgehen.» In nächster Zeit werde sich der Gemeinderat nämlich nicht nur mit der Sanierung von Strassen und Abwasserleitungen beschäftigen, sondern auch Lösungen für die bessere Nutzung der Trinkwasserreserven präsentieren. «Ausserdem bemühen wir uns darum, dass die Schlussprüfung der Ortsplanung bald über die Bühne geht und dass eine gute Lösung für die Schulkreiszusammenlegung gefunden werden kann.»
