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«Klar spielen Eigeninteressen eine Rolle»

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Mit satten 15 Punkten Vorsprung führt Lausanne-Sport, das mit einem Milliardenunternehmen aus der Chemiebranche im Rücken kräftig in das Team investiert hat, die Challenge League an. Mit dem angestrebten Aufstieg vor Augen ist für die Waadtländer klar, dass sie am 8. Juni den Spielbetrieb mit Geisterspielen wieder aufnehmen wollen, so wie es der Bundesrat letzte Woche in seiner Corona-Exitstrategie vorgesehen hat. Einige Hürden gibt es aber noch: Die Behörden müssen am 27. Mai grünes Licht dazu geben, und die 20 Profi-Clubs der Super League und der Challenge League müssen die Fortsetzung der Meisterschaft anlässlich einer ausserordentlichen Generalversammlung absegnen. Doch besonders die Super League ist gespalten: Ohne Ticketeinnahmen sind Spiele ein Verlustgeschäft.

«Wie alle anderen sehnen sich auch die Fussballer nach einer Aufgabe und haben das Bedürfnis zu arbeiten.»

Fest auf eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs hofft derweil Christian Schneuwly. Der 32-jährige Wünnewiler schloss sich im letzten Sommer Lausanne-Sport an. Im Interview mit den FN sagt der Mittelfeldspieler, weshalb er gegen einen Saisonabbruch ist, was er Kritikern in Sachen Fortsetzung der Meisterschaft entgegnet und ob er denkt, dass die Corona-Krise den Fussball nachhaltig verändern wird.

Christian Schneuwly, das letzte Spiel mit Lausanne datiert vom 21. Februar (4:0-Sieg in Winterthur). Wie sehr fehlt Ihnen der Fussball?

Natürlich sehr. Es sind jetzt sieben Wochen, seit ich zu Hause in Düdingen bin. Der Kontakt mit meinen Teamkollegen fehlt mir extrem, wie auch das ganze Drumherum. Für Mannschaftssportler ist es cool, zusammen Erfolge zu feiern. Das vermisse ich sehr.

Seit Ende Februar ruht der Ball in der Challenge League wie überall in der Schweiz. Was ging Ihnen durch den Kopf, als die Saison unterbrochen wurde?

Lange Zeit hatte ich überhaupt nicht damit gerechnet. Man hat das Coronavirus zwar wahrgenommen, aber es war irgendwie weit weg, weil wir in der Schweiz noch nicht extrem davon betroffen waren. Als die Fallzahlen dann auch hier zu steigen begannen, habe ich mir schon so meine Gedanken gemacht. Es ist völlig richtig, dass die Saison unterbrochen wurde. Alles andere hätte keinen Sinn gemacht.

Im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten wurde die Saison im Schweizer Spitzenfussball nicht abgebrochen, sondern vorerst nur unterbrochen. Wie halten Sie sich fit?

Vom Verein erhalten wir jede Woche einen neuen Trainingsplan mit sechs bis sieben Einheiten. Sprungübungen, Lauf- und Krafttrainings stehen auf dem Programm. Über ein App kann der Club dann beispielsweise überprüfen, wie viel wir gelaufen sind.

Und wie sieht es mit dem Balltraining aus?

Es ist schon möglich, gewisse Übungen mit dem Ball zu absolvieren. Aber es ist natürlich nicht das Gleiche, wie wenn ich auf einem Fussballplatz eine Flanke schlagen oder auf das Tor schiessen kann …

Nachdem der Bundesrat letzte Woche eine Lockerung der Einschränkungen im Profi-Sport angekündigt hat, sind ab dem 11. Mai wieder Mannschaftstrainings erlaubt. Wie gross ist die Erleichterung darüber?

Es ist ein wichtiger erster Schritt, den der Bundesrat mit seinem grünen Licht ermöglicht hat. Darüber bin ich sehr glücklich. In anderen Ländern wie Frankreich ist das ja für diese Saison nicht mehr möglich, und die Meisterschaft wurde abgebrochen. Wie alle anderen sehnen sich auch die Fussballer nach einer Aufgabe und haben das Bedürfnis zu arbeiten. Wieder trainieren zu können, natürlich unter Einhaltung der Schutzkonzepte, ist deshalb ein Schritt in die richtige Richtung.

Die nächste Etappe wäre die Wiederaufnahme des Spielbetriebs mit Geisterspielen ab dem 8. Juni, die der Bundesrat erlauben dürfte. Die Clubs sind sich jedoch uneins darüber, ob sie spielen sollen, weil Geisterspiele ein Verlustgeschäft sind. Das finanzstarke Lausanne-Sport, das die Challenge League klar anführt und vor dem Aufstieg in die Super League steht, will natürlich unbedingt spielen. Teilen Sie persönlich diese Position?

Ich bin grundsätzlich ein positiv denkender Mensch und denke deshalb, dass unter dem Einfluss der Angst oft falsche Entscheide getroffen werden. Ich bin ganz klar dafür, dass die Saison fortgesetzt wird. Klar spielen dabei auch Eigeninteressen eine Rolle. Wir wollen in die Super League aufsteigen, der Verein hat für dieses Ziel viel investiert. Es ist deshalb sonnenklar, dass wir diesen Weg gehen wollen. Wenn die Schutzkonzepte eingehalten werden, bin ich überzeugt, dass der Meisterschaftsbetrieb funktionieren kann. Und als Fussballer willst du sowieso immer spielen. Ich habe lieber Geisterspiele als gar keine. Natürlich ist es bedauerlich, ohne Fans zu spielen. Aber wir sind es ihnen schuldig und können ihnen auch so etwas zurückgeben. Überhaupt wäre es ein gutes Zeichen, dass es ganz allgemein trotz Corona wieder vorwärtsgeht, auch wenn es noch viel Zeit braucht, bis wieder eine Art Normalität herrscht.

«Wie viele andere Branchen muss nun auch der Fussball mit gewissen Regeln weiterfahren können.»

In der Öffentlichkeit gibt es jedoch auch viele kritische Stimmen, die eine Priorisierung des Fussballs strikt ablehnen. Wie stehen Sie dieser Kritik gegenüber?

Ich kann auch diese Position verstehen. Selbst in den beiden Ligen sind nicht alle Clubs für eine Fortsetzung der Meisterschaft, sei es wegen finanzieller Nöte oder weil sie möglicherweise vom Abstieg bedroht sind. Es ist sehr schwierig, den richtigen Mittelweg zu finden. Es gilt aber zu bedenken, dass es auch im Fussball Spieler gibt, deren Verträge auslaufen oder die am Ende ihrer Karriere stehen und nicht wissen, wie es nach der Krise weitergehen soll. Wie anderswo ist eine Zunahme der Arbeitslosigkeit möglich. Zudem besteht Lausanne-Sport nicht nur aus den Fussball-Profis, der Club hat 80 bis 100 Festangestellte. Wie viele andere Branchen muss nun auch der Fussball mit gewissen Regeln weiterfahren können, so wie die Gastronomiebetriebe zum Beispiel mit maximal vier Personen pro Tisch beginnen müssen. Dort wurde auch ein Weg gefunden.

Sie sind 32 Jahre alt und Ihr Vertrag in Lausanne läuft bis 2021. Machen Sie sich ebenfalls Sorgen um Ihre Zukunft?

Wegen der Coronavirus-Pandemie überhaupt nicht. Natürlich liegen drei Viertel meiner Karriere schon hinter mir. Aber ich bin gesund und wurde von schweren Verletzungen verschont. Ich will noch so lange wie möglich spielen.

Eine Auswirkung der Krise dürfte sein, dass die Vereine weniger Geld zur Verfügung haben und deshalb vermehrt auf die Karte Jugend setzen werden …

Dieser Trend existiert ja bereits länger. Auch bei meinem Ex-Club Luzern wurde auf die jungen Spieler gesetzt. Ich halte das für den richtigen Weg. Das Potenzial der jungen Spieler ist heute um einiges grösser als zu meiner Zeit, was etwa die Explosivität und die Schnelligkeit betrifft. Aber nach wie vor bedarf es einer gewisse Routine im Team. Es funktioniert nicht nur mit 22 ambitionierten und hungrigen Spielern, es braucht auch Führungsspieler. Darum mache ich mir gar keine Sorgen um mich. Und wenn es einmal zu Ende sein sollte, dann akzeptiere ich es ganz einfach.

«Ich habe lieber Geisterspiele als gar keine.»

Gerade im internationalen Fussball sind riesige Summen im Spiel. Nicht wenige rechnen damit, dass sich der Fussball nachhaltig zum Besseren verändern wird, dass gar eine neue Bescheidenheit Einzug halten wird. Wie stehen Sie dazu?

Kurzfristig wird wohl ein Umdenken stattfinden, aber was längerfristig passieren wird, ist schwer vorauszusehen. Der Fussball ist unberechenbar, wie man zuletzt etwa bei den Grass­hoppers gesehen hat, das neu chinesische Investoren hat. Ich bin darum vorsichtig mit solchen Prognosen.

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