Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Kontroverse um Landreserven

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Pascale Hofmeier

An den geplanten Richtplangebieten Mösli und Banacher scheiden sich in Bösingen die Geister. Die Gebiete sollen im Rahmen der laufenden Ortsplanungsrevision ausgeschieden werden (FN vom 8. November). Als «Interessierte Bürger von Bösingen» fordern 165 Personen mit ihrer Unterschrift, die beiden Richtplangebiete aus der Ortsplanung zu streichen. Da Richtplangebiete behördenverbindlich sind, gilt die Unterschriftensammlung nicht als Einsprache, sondern als Bemerkung.

Lieber kein neues Bauland

Den Begleitbrief zu den Unterschriften hat Fridolin Aebischer verfasst. «Es war eine spontane Aktion», sagt Aebischer. Er betreibt mit seiner Familie einen Landwirtschaftsbetrieb, zu dem Land in den künftigen Richtplangebieten gehört. Er kritisiert, dass Fruchtfolgeflächen eingezont werden sollen: «Es ist nicht nachhaltig, bestes Landwirtschaftsland einzuzonen.» Ihm sei Realersatz versprochen worden für das Land, das sein Betrieb verlieren würde. Doch Aebischer zweifelt daran: «Mir wurde schon häufig Realersatz versprochen, gesehen habe ich davon noch nichts.»

Im ganzen Kanton Freiburg mangle es an Fruchtfolgeflächen, also an Gebieten, die laut Definition des eidgenössischen Amtes für Raumplanung als besonders für die Landwirtschaft geeignet definiert sind.

«Vorstufe zu Bauland»

«Richtplangebiete sind die Vorstufe zu Bauland. Und es ist veraltet, auf Landwirtschaftsland loszugehen, man muss verdichtet bauen», sagt Aebischer. Müsste der Gemeinderat wie in anderen Kantonen mit der Ortsplanung an die Gemeindeversammlung, da ist Aebischer sicher, würde er damit nicht durchkommen. Es wäre aus der Sicht von Aebischer besser, «bestehende Strukturen» auszunützen, es könne heute nicht mehr jeder ein Einfamilienhaus bauen.

Unterstützung von aussen

Unterstützung erhalten die «Interessierten Bürger» von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SLS). Einer Mitteilung von dieser Woche ist zu entnehmen, dass die SLS es gerne sähe, würden in der ganzen Schweiz Einzonungen für reine Einfamilienhausquartiere grundsätzlich ausgeschlossen. «Das Beispiel Bösingen zeigt eine Problematik auf, die wir in der ganzen Schweiz vorfinden», sagt Raimund Rodewald, Geschäftsleiter der SLS (vgl. Kasten). Die noch vorhandene Wohnbauland-Parzellen befinden sich häufig in privatem Besitz und stehen nicht zur Verfügung.

Die SLS plädiert für verdichtete Bauweisen: «Es braucht keine neue Einzonungen, sondern architektonische Antworten.» Es gebe bereits Gemeinden, die für den Abriss von veralteten Liegenschaften eine Prämie entrichteten, sofern diese verdichtet wieder aufgebaut würden. Im Fall von Bösingen wäre es gemäss Rodewald eine Lösung, die Schreinerei Gobet zu überzeugen, in die Industriezone zu übersiedeln, damit im Dorf Wohnbauland frei wird.

Kritisiert wird aber auch die Praxis des Kantons. Dieser gestehe den Gemeinden weiterhin grosszügig neues Bauland zu. «Diese Praxis begünstigt Gemeinden, in denen viel Land verbaut wird», sagt Rodewald. Gemeinden, die haushälterisch mit ihrem Boden umgingen, erhielten hingegen nur wenig neues Land.

«Wir brauchen Wachstum»

Mit der Idee konfrontiert, im Dorfzentrum Platz zu schaffen, winkt Louis Casali, Ammann von Bösingen, ab: «Wir haben auf den Standort der Firma keinen Einfluss.» Und der Aus- oder Anbau bestehender Gebäude sei schwierig, insbesondere in den Kernzonen. Dort gelten strenge ortsschützerische Auflagen.

Die «Interessierten Bürger» hat der Gemeinderat zu einer Anhörung eingeladen. «Die Meinung der Bevölkerung ist uns wichtig und wir nehmen ihre Anliegen ernst.» Auf die Einzonung von weiterem Bauland zu verzichten, könne aber nicht das Ziel sein. «Das würde einen Baustopp bedeuten. Wir brauchen ein kleines Wachstum, sonst stehen unsere Schulen irgendwann leer.» Vor zehn Jahren gab es noch 14 Klassen und vier Kindergärten, heute sind es noch zehn Klassen und drei Kindergärten.

Eine Entwicklung wie in den Boomjahren von 1980 bis 1990, als Bösingen um 800 Personen zulegte, wünscht sich auch der Gemeinderat nicht. Mit dem vom Kanton zugesprochenen Bauland von 39 000 Quadratmetern wäre dies auch nicht möglich. Bösingen sollte ein «stetiges, aber moderates» Wachstum von maximal zwei Prozent pro Jahr haben, sagt Casali. In den letzten zehn Jahren betrug das Wachstum rund 0,5 Prozent pro Jahr. Seit dem Jahr 2000 ist die Einwohnerzahl um 323 Personen auf 3285 angestiegen. Den Vorwurf, Richtplangebiete seien die Vorform von Bauzonen, weist Casali zurück. «Ein Richtplangebiet ist noch keine Bauzone.» Und weil die Verhandlungen mit den Landeigentümern noch nicht beendet seien, stehe noch nicht definitiv fest, wie gross die Richtplangebiete würden.

«Wir wollen von den Eigentümern künftiger Parzellen auch klare Aussagen, ob sie das Land verkaufen oder selber überbauen», sagt Casali. So soll verhindert werden, dass die Grundstücke über Jahre hinweg brach liegen. Zudem sei vorgesehen, Mischzonen zu erstellen, damit nicht nur Einfamilienhäuser entstehen.

Meistgelesen

Mehr zum Thema