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Landwirtschaft: Nicht alle freuen sich über den warmen Herbst

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Süsskartoffeln gedeihen prächtig, beim Kohl sieht es weniger gut aus: Nicht alle Landwirte freuen sich über den warmen Herbst. Für die Kühe ist es top: Das Gras wächst noch immer, und sie können Tag und Nacht weiden. 

Es geht gegen Mitte Oktober, die Temperaturen liegen teils bei 24 Grad oder mehr, und es fliegen Schmetterlinge durch die Gärten. Mit der Zunahme der Temperaturen im Herbst verlängert sich die Vegetationszeit: Die Bedingungen erlauben, dass Pflanzen weiterhin wachsen können. Wer in der Landwirtschaft tätig ist, muss sich immer auf das Wetter einstellen. Die jetzige Situation ist jedoch aussergewöhnlich. Vor welchen Herausforderungen die Landwirtschaft damit steht, haben die FN bei verschiedenen Bauern nachgefragt. 

Stefan Krähenbühl, Landwirt aus Greng, freut sich: «Für uns ist das warme Wetter gut.» Auf seinem Biobetrieb können sie immer noch Bohnen ernten, und auch die Süsskartoffeln gedeihen prächtig. «Die Süsskartoffeln sind unsere Hauptkultur, sie machen rund 30 Prozent des Anbaus aus.» Zudem wachse das Gras gut auf den Weiden der Kühe, «wir können sie immer noch Tag und Nacht weiden lassen». Damit könne er Winterfutter sparen.

Die Kühe lieben es, Tag und Nacht zu weiden.

Stefan Krähenbühl
Landwirt aus Greng

Normal sei das Wetter aber nicht: «Der erste Frost kommt normalerweise Anfang Oktober. Es ist viel zu warm und zu trocken.» Kommt der erste Frost, sei es vorbei mit den Bohnen. «Ich setze deshalb auf einen Wettermix mit verschiedenen Kulturen.» Stimmt das Wetter für das eine Gemüse, sei es für das andere weniger gut und umgekehrt. «Wir müssen uns an die höheren Temperaturen und die längere Vegetationszeit gewöhnen», hält Stefan Krähenbühl fest. Landwirte seien immer dem Wetter ausgesetzt, und nun gehe darum, sich an neuen Bedingungen auszurichten.

Wenn der Wind aus der anderen Richtung kommt, müssen wir die Segel neu setzen.

Stefan Krähenbühl
Landwirt aus Greng
Eine Agrarfläche in der Region der Schiffenen-Staumauer: Die Bedingungen zum Säen sind gut derzeit. 
Aldo Ellena

Mehr Nachteile bei Raps & Co.

Für Thomas Leiser, Landwirt aus Kerzers, sieht die Situation anders aus: «Für uns gibt es mehr Nachteile durch das trockene und warme Wetter.» Leiser pflanzt Mais, Weizen, Raps und Kartoffeln an. Gegen die extreme Trockenheit gebe es schon eine Lösung: «Wir können bewässern.» Grosse Hitze sei jedoch schwierig für die Pflanzen:

Wasser können wir ihnen geben, aber vor der Hitze können wir sie nicht schützen.

Thomas Leiser
Landwirt aus Kerzers

Wenn die Pflanzen leiden, führe dies zu weniger Ertrag: «Wir haben Einbussen.» Der einzige Vorteil der aktuellen Wetterlage sei, dass der Mais nicht mehr so stark getrocknet werden müsse. Er hoffe nun, dass die Züchtung trockenheitsresistenter Pflanzen Fortschritte macht, sagt der Kerzerser Landwirt. Andere Kulturen anzupflanzen, stünde aktuell nicht zur Debatte.

Der Boden trägt

Fritz Glauser, Präsident des Freiburgischen Bauernverbands, geniesst das Wetter: «Wir sind froh über den schönen Herbst.» Durch das trockene Wetter gebe es wenig Verlust bei den Weiden, weil der Boden nicht matschig wird, wenn die Nutztiere über die Wiesen gehen. Das Gras wachst noch, und es herrschen auch günstige Bedingungen zum Säen. «Auch haben wir im Moment günstige Erntebedingungen für Zuckerrüben und Kartoffeln», sagt Glauser. Der Boden trage gut, und das helfe, Bodenverdichtung durch grosse Maschinen zu vermeiden.

Die längere Vegetationszeit sei schon ein Vorteil, mehr Heu hätten sie dadurch diesen wie auch letzten Sommer aber nicht einfahren können: «Wir verlieren im Sommer einen Schnitt, wenn es trocken und heiss ist», so der Präsident des Bauernverbands. «Es wäre super, wenn die Kühe bis Mitte November weiden könnten.» Den Kühen gefalle es auch im Moment, und sie gäben schön Milch.

Wenn wir die Tiere wie letztes Jahr noch bis im November weiden lassen können, holen wir den Verlust vom Sommer wieder auf.

Fritz Glauser
Präsident Freiburgischer Bauernverband

Sobald es richtig nass werde, gefroren sei oder Schnee gebe, sei aber Schluss mit der Weidezeit. «Wir wollen den Tag nicht vor dem Abend loben, aber aktuell sind die Bedingungen für uns top.»

Agrarflächen bei Schiffenen: Den Mais müssen die Landwirte nicht mehr so stark trocknen, das erledigt derzeit die Wetterlage.
Aldo Ellena

Resilienz ist gefragt

Im Rahmen einer Fotoausstellung zum 175-Jahr-Jubiläum des Freiburgischen Bauernverbands findet am 8. November im Museum L’Atelier in Freiburg eine öffentliche Gesprächsrunde zum Thema «Resilienz der Landwirtschaft angesichts des Klimawandels» statt. «Wir wünschen uns einen fruchtbaren Austausch zwischen Produzenten und Konsumenten sowie zwischen Stadt und Land», sagt Bauernpräsident Glauser dazu. 

Reto Minder aus Jeuss beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit Resilienz in der Landwirtschaft. Der Landwirt setzt als Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für bodenschonende Landwirtschaft auf die sogenannte konservierende Landwirtschaft. Dabei kommt die Direktsaat zum Zug, also Säen ohne jegliche Bodenbearbeitung. Minder bearbeitet seine Felder minimal oder gar nicht. Die Bodenbedeckung stellt er mit der Hauptkultur oder einer Gründüngung sicher. 

Diese Anbaumethode hilft bei hohen Temperaturen:

Messungen haben gezeigt, dass sich begrünter Boden markant weniger erwärmt als braune oder schwarze Erde.

Reto Minder
Landwirt aus Jeuss

Bei Temperaturen um 35 Grad wie letzten Sommer helfe dies den Pflanzen. «Gegen die Trockenheit können wir bewässern, und gegen die hohen Temperaturen ist Begrünung das Einzige, was wir machen können, um die Pflanzen zu schützen.» Bei Kartoffeln liege der Wert bei rund 28 Grad: «Ab dieser Temperatur schaltet die Pflanze auf ihren Erhaltungstrieb: Es herrscht Wachstumsstillstand, weil es zu heiss ist.» 

Die Gefahr von Erosion

Auch werde der Boden bei Wetterextremen erosionsanfälliger, wenn er mechanisch gelockert wird: «Wir sprechen ja nicht nur von Trockenheit, sondern von Starkniederschlägen.» Im unbearbeiteten Boden liessen sich viel mehr Würmer wie auch Glomalin finden. Glomalin ist ein Glykoprotein und fungiert als Klebstoff im Boden. «Wenn der Boden mechanisch gelockert wird, läuft das Wasser bei Starkregen ab und nimmt die Erde mit.» Glomalin, Würmer und Wurzeln helfen laut dem Landwirt, dass dies nicht geschieht. So kann das Wasser auf dem Feld verbleiben und ins Grundwasser versickern. 

Die aktuelle Wettersituation bezeichnet Reto Minder als «sehr aussergewöhnlich». Klar helfe das gute Wetter für die Ernte von zum Beispiel Sonnenblumen, «aber das Gemüse, das ins Lager muss, ist viel zu warm». Der Rosenkohl auf seinen Feldern sollte noch zulegen, aber Kohl habe es lieber rund 15 Grad und feucht. Für den Tabak hingegen sei das Wetter super: «Er hatte dieses Jahr gute Wachstumsbedingungen, und die Verhältnisse zum Trocknen sind derzeit auch toll.» Dennoch: Er wünsche sich Regen, stellt Minder klar. «Wir haben nicht nur jetzt, sondern über das ganze Jahr ein Wasserdefizit.» Er werde sich laufend weiter Gedanken machen darüber, auf welche Kulturen er setzen soll und was er verbessern kann. 

Kühe auf einer Weide bei Brünisried.
Aldo Ellena

Zahlen und Fakten

Freiburg ist noch immer (auch) ein Agrarkanton

Die Landwirtschaft spielt im Kanton Freiburg eine zentrale Rolle – sei es in Bezug auf Landschaft, Kultur, Wirtschaft oder Gesellschaft. 60 Prozent des Kantonsgebiets sind laut der kantonalen Statistik der Landwirtschaft gewidmet. Die Freiburger Bevölkerung macht 3 Prozent der Schweizer Bevölkerung aus, die Freiburger Landwirtschaft steht jedoch umgerechnet für 7 Prozent. Der Anteil der Tierproduktion liegt sogar bei 10 Prozent. Zudem befinden sich angesichts der zentralen Lage viele Unternehmen des Nahrungsmittelsektors auf Kantonsgebiet. 20 Prozent der landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Schweiz gehen laut Staat durch den Kanton. Auch entfällt jeder fünfte Arbeitsplatz im Kanton auf den Nahrungsmittelsektor. emu

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