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Liebe auf den zweiten Blick

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In den USA findet sich an fast jeder Ecke ein Café, ein Pub oder ein Restaurant, in dem die Wände mit Trikots bekannter Sportler geschmückt sind. Egal ob muskelbepackter Footballstar, wirbliger Basketballartist oder knallharter Eishockeyspieler, die in grossen Lettern aufgedruckten Namen–zusammen mit einer noch grösseren Rückennummer–verraten, wer in der Sportwelt angesagt ist.

In der Schweiz sind solche Cafés und Pubs eher rar gesät. Doch just in jenem Restaurant, in dem die FN dieses Interview mit Christian Schneuwly führten, zierten ebenfalls Trikots verschiedener Sportler die Wände. Eines davon–ein schwarz-gelbes–trug den Namen des 25-jährigen Fussballprofis des FC Thun.

 

 Christian Schneuwly, was ist es für ein Gefühl, wenn man in einem Restaurant ein Fussballtrikot mit seinem Namen an der Wand hängen sieht?

Es ist irgendwie ein seltsames Gefühl. Als Junge haben ich selber Fussballtrikots von Spielern, die ich bewundert habe, getragen. Ich war schon immer ein Fussballverrückter, habe eigentlich nichts anders getan, als mit meinen zwei Brüdern hinter dem Haus Fussball zu spielen. Ich habe immer davon geträumt, eines Tages Fussball zu spielen. Profi war allerdings nie mein Ziel, ich wusste gar nicht, was dies bedeutet. Dass ich meine Leidenschaft zu meinem Beruf machen konnte, war sicherlich Glück, aber auch ganz viel harte Arbeit. Das Trikot an der Wand zeigt mir, dass ich zumindest nicht alles falsch gemacht habe.

 

 Es ist ein Trikot des Super-League-Vereins YB. Sie haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass der BSC Young Boys Ihr Herzensklub ist …

Schon als kleiner Knirps habe ich im Wankdorf Spiele von YB mitverfolgt und auf der Tribüne jeweils eine kalte Schokolade getrunken. In Freiburg habe ich zwar meine ersten Schritte in der Kantonalauswahl gemacht, habe aber bald zu YB in den U16-Nachwuchs gewechselt. Ich habe dort alle Juniorenstufen bis zu den U21 durchlaufen und als 19-Jähriger meinen ersten Profivertrag erhalten. Die zehn Jahre bei YB haben mich geprägt.

 

 Trotzdem haben Sie im Sommer Ihren Herzensklub auf eigenen Wunsch hin verlassen. Warum?

Das ist eine lange Geschichte. Wenn du bei YB als junger Spieler aus dem eigenen Nachwuchs nach oben kommst, wirst du nie so angesehen, wie ein zugekaufter Spieler. Ich galt immer als Lehrling, so wie in einem Büro, und steckte in der Rolle des kleinen Jungen fest. Dies habe ich erstmals richtig realisiert, als mich YB 2011 an den FC Thun ausgeliehen hat. In Thun genoss ich als «Auswärtiger» eine viel grössere Wertschätzung.

 

 Warum kehrten Sie für die Saison 2012/13 dennoch zurück zu den Young Boys?

In Thun spielte ich ziemlich erfolgreich, war am Ende der Spielzeit viertbester Skorer der Super League. Die Rückkehr zu YB war für mich der logische nächste Karriereschritt. Ich hatte noch einen Vertrag mit YB und wollte mich dort als Stammspieler etablieren. Ich absolvierte im letzten Jahr zwar viele Spiele für die Gelb-Schwarzen und erzielte auch ab und zu ein Tor, aber ich war nie wirklich mit mir zufrieden. Ich wusste, dass ich mehr kann, konnte es aber nie über längere Zeit zeigen.

 

 Haben Sie eine Erklärung, warum es bei YB so viel schlechter lief als in Thun?

Nicht wirklich. So ist eben Fussball. Es ist wie im wahren Leben: An manchen Orten gefällt es einem, man fühlt sich wohl und kann sich entfalten, und anderswo will es einfach nicht passen. YB hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Die Erwartungshaltung im Verein und im Umfeld ist sehr gross, es gab einige Trainer- und viele Spielerwechsel. Weil ich ein Kämpfertyp bin, wollte ich trotz unbefriedigender Situation nicht einfach aufgeben. Doch je länger ich meine Situation analysierte, desto mehr merkte ich, dass ich bei YB nicht das finde, was ich suche und brauche. Also habe ich diesen Sommer meinen erneuten Wechsel zu Thun eingeleitet.

 

 Bei YB mussten Sie oftmals harte Kritik einstecken …

Es gab eine Zeit, da hat mich dies ziemlich verletzt. Ich habe es als ungerecht empfunden, wenn jemand meine Leistung oder die des Vereins kritisiert hat, weil ich stets der Meinung war, dass ich alles gemacht habe, was in meiner Macht stand. Mein Problem war, dass ich Kritik in den Medien nicht einfach in eine Schublade ablegen und vergessen konnte, sondern sie zu nahe an mich herangelassen haben.

 

 Wie gehen Sie heute mit sportlicher Kritik um?

Heute bin ich mir bewusst, dass man alles auch mit anderen Augen sehen kann. Alles, was über mich geschrieben steht, ist bloss eine Meinung, die jemand über mich oder YB hat. Nur weil ein Journalist die Macht hat, mich zu kritisieren, bedeutet es nicht, dass seine Aussagen auch stimmen. Heute lese ich Berichte aus einer anderen Perspektive: Ich höre in erster Linie auf mein Gefühl, wie ich es empfunden habe, und nehme das Geschriebene so hin, wie es steht. Meine einzige Möglichkeit auf Kritik zu reagieren, ist mit Leistung auf dem Platz. Solange mich der Trainer aufstellt, habe ich wohl nicht alles falsch gemacht.

 

 Würden Sie sagen, dass die letzten Jahre als Profi Sie als Mensch verändert haben? Sind Sie vorsichtiger, misstrauischer geworden, weil Sie ständig im Fokus stehen?

Ich denke nicht, dass ich misstrauischer geworden bin. Viel mehr habe ich aus solchen Erfahrungen gelernt. Ich bin erfahrener geworden, vielleicht auch etwas dickhäutiger.

 Seit dem Sommer spielen Sie nun wieder beim FC Thun. Was haben Sie im Berner Oberland gefunden, was Sie bei YB vermisst haben?

Es ist die Mentalität, die Thun ausmacht. Das Team steht an erster Stelle. Schon beim ersten Mal, als ich dort war, hat mich der riesige Teamgeist beeindruckt. Jeder kämpft für den anderen, jeder schätzt und respektiert den anderen. Der Teamgeist ist das grosse Kapital des FC Thun und der Verein unternimmt auch alles, damit dieser funktioniert. So ist es uns trotz vergleichsweise bescheidenem Budget gelungen, die Vorrunde erfolgreich zu beenden. Dieses Zwischenmenschliche ist mir sehr wichtig und das habe ich bei YB zuletzt vermisst.

 

 Gibt es im harten Profifussballgeschäft denn überhaupt richtige Freundschaften?

Richtige Freundschaften sind sicherlich rar. Thun ist da allerdings die Ausnahme. Ich kenne keinen anderen Verein, wo die Spieler so viel Freizeit miteinander verbringen, zusammen in den Ausgang und in die Ferien fahren.

 

 Welche sportliche Bilanz ziehen Sie aus der Vorrunde mit dem FC Thun?

Der Saisonanfang war schwierig, weil ich bei YB in den ersten vier Spielen auf der Bank Platz nehmen musste. Der Wechsel nach Thun war dann wie ein Befreiungsschlag, von da an ging es aufwärts. Ich bin sehr dankbar, dass mir Thuns Trainer Urs Fischer die Chance gegeben und mich von Anfang an eingesetzt hat. Der Verein hat in der Vorrunde gute Leistungen gezeigt und auch ich konnte meinen Beitrag dazu beisteuern. Wir könnten zwar ein paar Punkte mehr haben, doch manchmal hat etwas das Glück und die letzte Konsequenz gefehlt.

 

 Was war Ihr persönliches Saisonhighlight?

Die Krönung war zweifellos das Spiel gegen Partizan Belgrad, als wir uns mit einem 3:0-Sieg für die Euro-League qualifiziert haben und ich den ersten Treffer erzielen konnte. Überhaupt waren die Euro-League-Spiele gegen Dynamo Kiew, Rapid Wien und KRC Genk etwas ganz Besonderes, das ich zuvor erst einmal mit YB hatte erleben dürfen. Es reichte uns zwar nicht zum Weiterkommen, weil uns die Erfahrung fehlte und auf diesem Niveau jeder Fehler brutal ausgenutzt wird. Dennoch hielt sich die Enttäuschung in Grenzen. Wir waren uns stets bewusst, dass die Euro League ein Dessert für uns ist.

 

 Träumen Sie als 25-Jähriger noch von einem Engagement im Ausland?

Mein Ziel ist es, noch lange Fussball zu spielen. Ich denke, dass ich noch 10 Jahre vor mir habe, wenn alles gut geht. Ein Wunsch wäre es schon, einmal im Ausland spielen zu können. Allerdings nur, wenn alles passt. Es müsste in einem Land sein, dass mir fussballerisch Perspektiven bieten kann und wo man sich ein gutes Leben aufbauen könnte. Einfach nur ins Ausland wechseln, um einmal im Ausland gespielt zu haben, das will ich nicht.

«Ich galt immer als Lehrling und steckte in der Rolle des kleinen Jungen fest.»

«Das Zwischenmenschliche ist mir sehr wichtig und das habe ich bei YB zuletzt vermisst.»

«Mein Problem war, dass ich Kritik nicht einfach vergessen konnte, sondern zu nahe an mich herangelassen habe.»

 

«Ich bin erfahrener geworden, vielleicht auch etwas dickhäutiger.»

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