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Marc Abplanalp: Per Zufall zur Gottéron-Legende

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Nur weil Gottérons Verwaltungsrat zufällig in Grindelwald war, wurde Marc Abplanalp nicht Schreiner, sondern Eishockey-Profi. Nun tritt er nach 16 Jahren in Freiburg ab als Spieler mit den zweitmeisten Einsätzen der Clubhistorie. Interview.

Marc Abplanalp hat intensive Tage hinter sich. Weil Gottéron am Mittwoch ausschied, war sein 718. Spiel für die Freiburger gleichzeitig sein letztes. Zeit zum Verarbeiten blieb dem 36-jährigen Verteidiger seither kaum. Schon am Donnerstag stand er wieder als Lehrer an der Berufsschule in Freiburg im Einsatz. Was bis anhin sein Nebenjob war, wird in Zukunft sein Berufsalltag sein.

Mittlerweile hat Abplanalp den Grossteil der 180 Mitteilungen beantwortet, die er allein auf Whatsapp erhielt, als er am Donnerstagabend sein Handy wieder einschaltete. «Es ist berührend zu sehen, wie viele Menschen an mich gedacht haben», sagte er am Montag beim Interviewtermin mit den FN.

Marc Abplanalp, wenn Sie Ihre Karriere verfilmen würden – welchen Titel würden Sie dem Film geben?

(lacht) Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht. Vielleicht «Der Schattenspieler», so hat mich jemand einmal bezeichnet, das passt irgendwie.

Sprechen Sie da eher die Aussenwahrnehmung an, oder haben Sie Ihre Rolle auch selbst so empfunden?

Ich war nie der Spieler, der mit Punkten oder Spektakel überzeugt. Meine Aufgabe war vom ersten Jahr an eine andere, es war eine Aufgabe, die in der Öffentlichkeit weniger wahrgenommen wird. Irgendwann wird man dann aber auch schubladisiert. Das Eishockey hat sich verändert, den klassischen Defensivverteidiger, als der ich stets beschrieben wurde, gibt es heute nicht mehr wirklich. Ganz so rein defensiv war meine Rolle am Ende deshalb nicht mehr. Dennoch war ich bis zum Schluss derjenige, der mit seinen Aktionen eher im Hintergrund blieb – deshalb passt der Titel nicht schlecht.

Welche Momente Ihrer langen Karriere bleiben Ihnen besonders in Erinnerung?

Einer davon ist sicher, als wir 2008 im Viertelfinal sensationell Bern ausschalteten. Nach drei Lehrjahren in der Nationalliga B war das meine erste volle Saison mit Gottéron. Und es war gleich legendär, nicht nur für uns Spieler, sondern natürlich auch für die Fans. Das Stadion war mehr als bloss ausverkauft, gewisse Treppen waren gar nicht mehr sichtbar. Sehr emotional war auch die gesamte Saison 2012/13, damals bekam ich gleich mehrfach zu spüren, wie nah Freud und Leid im Sport zusammenliegen.

Inwiefern?

Einerseits war es eine tolle Saison, wir durften am Spengler Cup teilnehmen, schlossen die Regular Season als Erster ab und stiessen bis in den Playoff-Final vor. Gleichzeitig erlebte ich mehrere körperliche Schockmomente. Schon in der Vorbereitung bekam ich einen Stock ins Gesicht und hatte danach ein Loch im Wangenknochen. Kaum war das verheilt, checkte mich im Spiel gegen Genf Chris Rivera von hinten in die Bande, das Resultat war eine gebrochene Nase.

Den grössten Schockmoment erlebten Sie aber im Playoff-Halbfinal gegen Zürich, als Sie nach einem Check von Andres Ambühl mit der Bahre vom Eis getragen werden mussten.

Ich war völlig weg. Ich kann mich erst wieder daran erinnern, wie ich im Krankenwagen zu mir kam. Auch an das MRI im Zürcher Unispital kann ich mich nur bruchstückhaft erinnern. Ich hatte sehr viel Glück, die Ärzte gingen von einer schweren Gehirnerschütterung aus. Ich bekam eine ganze Palette von Medikamenten, die ich nehmen sollte, sobald ich Kopfschmerzen kriegen würde. Doch das Kopfweh kam einfach nicht. Meine Mutter reiste extra nach Freiburg, um ihren armen Sohn zu pflegen, doch mir ging es zu meiner eigenen Überraschung sehr gut. Ein paar Tage später konnte ich wieder trainieren.

Und den Final spielen – wo Sie aber ebenfalls nicht verletzungsfrei blieben.

Da zog ich mir zu Beginn der Serie eine Innenbandzerrung zu und spielte danach mit einer Schiene. Das war aber nicht tragisch. Traurig war eher, dass wir am Ende dieser sportlich sonst so tollen Saison den Final gegen Bern verloren. Damals hatten wir eigentlich alles, um den Titel zu holen. Ich habe noch heute das dumme Gegentor vor Augen, als in Spiel fünf der Puck auf unserem Tornetz lag, von einem Berner Spieler hochgeschleudert wurde und dann via Rücken unseres Goalies ins Tor sprang. Das werde ich nie vergessen. Nach dieser Niederlage lagen wir in der Serie 2:3 zurück, und in der Kabine kam dann vom Coach aus noch vieles, das in diesem Moment nicht optimal war. In Spiel sechs in Bern fehlte dann auch deswegen der letzte Biss.

Das Westschweizer Fernsehen RTS drehte damals eine Dokumentation und zeigte Ausschnitte davon, wie Trainer Hans Kossmann das Team in einer Drittelpause wüst zusammenstauchte…

Und da wurde noch viel herausgeschnitten. Wer findet, diese Ausschnitte seien bereits extrem, kann sich schlecht vorstellen, wie es wirklich war. Das war sicher nicht die richtige Reaktion auf die Niederlage. Aber es gibt Trainer – und Hans Kossmann gehörte dazu –, die denken, dass es die Spieler dem Trainer anschliessend richtig zeigen wollen, wenn sie zusammengestaucht werden. Aber das funktioniert nicht bei allen, einige Spieler sind sensibler als andere.

Bei Ihren Pädagogikveranstaltungen für das Lehramt wird diese Art von Trainern wohl nicht zu den Ausbildnern gehört haben…

(lacht) Nein, es gibt wohl nicht allzu viele Coachs, die Pädagogikkurse belegt haben. Es gab allerdings einen Trainer, der das wirklich gut gemacht hat: Mark French. Der hatte ein gutes Gespür. Er hatte sicher andere Defizite, den perfekten Coach gibt es nicht, aber in Sachen Kommunikation und Führung war er sehr gut.

In welcher Erinnerung wird Ihnen Ihr letzter Trainer bleiben, Christian Dubé?

Ich kannte ihn ja schon als Mitspieler. Letztlich ist er als Coach ähnlich wie als Spieler, sehr emotional. Für meinen Geschmack manchmal einen Tick zu sehr. Es kann schwierig sein, wenn der Coach sehr emotional ist, wenn er explodiert, wenn es schlecht läuft, und voll euphorisch ist, wenn es gut läuft. Manchmal sollte man vielleicht kurz innehalten und die Situation analysieren, bevor man explodiert. Aber es ist natürlich schwierig zu beurteilen, wenn man nicht selbst Trainer ist. Wie jeder Trainer hat Dubé gute und weniger gute Seiten.

Zurück zu Ihnen: Welcher Mitspieler hat Sie am meisten geprägt?

Rein leistungsmässig betrachtet, hatte ich sehr viele gute Mitspieler, ich denke da an Niklas Hagman, den ich als sehr stark in Erinnerung habe. Am meisten geprägt hat mich aber sicher mein Bruder Sandro. Er war immer mein Vorbild, mein grosser Bruder halt. Ohne ihn wäre ich gar nicht zu diesem Sport gekommen. Dass ich kurz sogar mit ihm bei Gottéron in der Nationalliga A zusammenspielen konnte, ist eine tolle Geschichte.

Sie und Ihr Bruder sind Grindelwaldner. Wie sind Sie eigentlich in Gottérons Juniorenabteilung gelandet?

Das war ein grosser Zufall. Es war im Jahr 2001, und wir hatten beide schon einen Lehrvertrag in der Tasche, ich hätte die Schreinerlehre begonnen, mein Bruder die Lehre als Landschaftsgärtner. Dann machten aber die Verwaltungsräte von Gottéron einen Ausflug nach Grindelwald und landeten in der Eishalle, wo mein Vater das Restaurant gepachtet hatte. Norbert Mauron, der damals im Verwaltungsrat war, kam dort mit meinem Vater ins Gespräch. Mehr als Witz sagte mein Papa, er habe auch noch zwei Söhne, die er vorbeischicken könne. Dann bekamen wir tatsächlich eine Einladung, mit den Elite-Junioren trainieren zu gehen.

Eine unglaubliche Geschichte.

Ja, wir kamen dann für zwei Probetrainings nach Freiburg und bekamen einen Lehrvertrag offeriert. Wir lösten unsere ursprünglichen Lehrverträge auf und zogen zusammen in eine kleine Wohnung in St. Ursen, in dieselbe Strasse wie Norbert Mauron.

Ohne einen zufälligen Ausflug des Gottéron-Verwaltungsrats hätten Sie also nie eine Profikarriere gemacht?

Wahrscheinlich nicht. Ich spielte bei BeO Ost in der dritthöchsten Junioren-Kategorie. Es wäre wohl darauf hinausgelaufen, dass ich mit Unterseen in der 1. Liga gespielt hätte.

Mittlerweile sind Sie quasi Freiburger.

Freiburg ist meine Heimat geworden, ich habe mich hier installiert. Meine Partnerin und ich haben uns in Schmitten Wohneigentum gekauft. Ich bin mittlerweile mehr Freiburger als Berner.

Die Zeit nach einer Profikarriere ist für Spitzensportler oft schwierig. Selbst beruflich gut vorbereitete ehemalige Gottéron-Spieler wie Cédric Botter und Benjamin Plüss berichteten, in ein Loch gefallen zu sein. Haben Sie Respekt vor den kommenden Monaten?

Ja, ich habe sehr grossen Respekt, muss ich ehrlich zugeben. Ich habe schon viel mit meiner Partnerin darüber gesprochen.

Wie versuchen Sie, möglichen Problemen entgegenzuwirken?

Anders als zum Beispiel Cédric und Beni werde ich weiterhin spielen – und zwar auf einem ordentlichen Niveau. Ich denke, dass ich die sportliche Herausforderung körperlich und mental weiterhin brauche. Ich muss das alles schrittweise herunterfahren und nicht von hundert auf null gehen. Vielleicht hilft das, aber sicher sein kann man sich nie.

Wissen Sie schon, wo Sie spielen werden? Naheliegend wären die Düdingen Bulls…

Ich hatte Kontakt mit Düdingen, hatte aber auch einige andere Anrufe von Teams aus der Region, die in der 1. Liga oder der My Sports League spielen. Doch die Bulls sind sicher ein guter Kandidat.

Zum Schluss noch ein Wort zu Ihrem Ende bei Gottéron. Plötzlich ging alles schnell: Vier Niederlagen, und Saison und Karriere waren vorbei. Wurmt Sie dieses bittere Ende?

Also zunächst einmal muss ich sagen, dass meine allerletzten Eindrücke auf dem Eis wunderbar waren. Als plötzlich meine Partnerin neben mir stand und in der Zeremonie Videobotschaften von Familienmitgliedern gezeigt wurden, war ich sehr gerührt.

Sportlich war es davor aber weniger schön.

Das ist so und das wurmt mich tatsächlich. Es ist auch schwierig zu erklären. Ich bin immer noch der Meinung, dass wir spielerisch auf gleichem Niveau waren wie Servette. Aber Genf machte einige Details einfach viel besser. Dinge wie Schüsse blocken, vor den Goalie stehen, Schüsse durchbringen – das haben wir gar nicht gut gemacht.

Warum hat es Gottéron nie geschafft, das zu ändern?

Wir müssen ehrlich sein: Haben wir diese Dinge während der Regular Season gemacht? Nein, haben wir nicht. Aber irgendwie hangelten wir uns trotzdem immer durch. Wahrscheinlich widerspiegelte das Klassement nicht ganz die wahren Stärkeverhältnisse. Wir waren Dritte, aber so toll spielten wir in der Qualifikation nun auch wieder nicht. Wir waren konstant, ja, aber vielleicht auch einfach, weil wir im Gegensatz zu den anderen Teams kein zweites Mal in Quarantäne mussten.

Wie bleiben Sie dem Club in Zukunft noch verbunden? Sieht man Sie nun als Abonnent auf der Tribüne?

Nicht gerade als Abonnent, ich will ja selbst noch irgendwo spielen. Aber ich werde dem Club sicher immer verbunden bleiben. Gottéron liegt mir am Herzen. Und mit Masseur Hans Loosli hab ich schon abgemacht, dass wir mal vor dem Spiel ein Fondue essen gehen und dann auf der Tribüne Bier trinkend ausrufen und über die Spieler herziehen. (lacht)

 Marc Abplanalps Karriere in Zahlen

Nachdem er 2001 in die Junioren-Abteilung von Gottéron gewechselt war, kam Marc Abplanalp in der Saison 2002/03 zu ersten Einsätzen mit dem Fanionteam. Nach dem Ende seiner Juniorenzeit spielte der Verteidiger erst einmal drei Saisons für La Chaux-de-Fonds und Visp in der Nationalliga B. Ab 2007 spielte er ununterbrochen mit Gottéron in der NLA und kam in 718 Spielen auf 30 Tore und 86 Assists. Julien Sprunger ist der einzige Spieler der Clubhistorie, der noch mehr Spiele für Gottéron absolviert hat.

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