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«Meine Identität ist nicht umständlich, falsch oder erfunden»

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Trans-Jugendliche erzählen von ihren Erfahrungen mit Outing, Diskriminierung und Akzeptanz – und erklären, was Cis-Personen unbedingt wissen sollten.

Die meisten Menschen haben ein abstraktes Verständnis davon, was Trans-Sein bedeutet. Dennoch werden Trans-Individuen immer noch stark diskriminiert und sind täglich mit Abneigung oder unsensiblen Kommentaren konfrontiert. Das National Center for Transgender Equality führte 2015 eine Studie durch, in der 40 Prozent der befragten Trans-Individuen angaben, in ihrem Leben bereits mindestens einen Suizidversuch unternommen zu haben. Weitere zehn Prozent haben nach ihrem Coming-out Gewalt erlebt, und 54 Prozent erfuhren Mobbing und verbale Gewalt in der Schule.

Seit 2015 hat sich nun allerdings einiges verändert. Demonstrationen für die Rechte von Trans-Menschen sowie Netzwerke und Aufklärung über Social Media haben grosse Veränderungen mit sich gebracht. Jedoch ist die Akzeptanz nicht zwingend auf den Strassen oder im Internet am wichtigsten, sondern zu Hause, bei Familie und Freunden, wie die folgenden Aussagen zeigen. 

Aufklärung kann nie zu früh beginnen

R., 21 Jahre alt, alle Pronomen – genderfluid

«Mein Coming-out hatte ich bloss vor einigen meiner Freunde, wo ich allerdings auf sehr viel Verständnis gestossen bin. Sie haben gefragt, was genderfluid für mich bedeutet, und wie sie sich verhalten können, um mich zu unterstützen. Das gibt mir ein grosses Gefühl von Sicherheit. Im Internet habe ich meinen neuen Namen kommuniziert, aber einige Menschen ignorieren das gekonnt. Ich würde mir eine bessere Schulbildung wünschen. Meine kleine Schwester lernt gerade in der Schule über LGBTQ+, aber nur über Homosexualität. Das ist eindeutig zu wenig. Und über das Argument, Kinder seien noch nicht in der Lage, solche Themen zu verstehen, kann ich nur den Kopf schütteln. Wenn man Kinder neutral darüber aufklärt, sind sie viel verständnisvoller als die meisten Erwachsenen.»

Mein Vater sagte, ich sei lediglich verwirrt

M., 18 Jahre alt, they/them – nicht binär

«Ich hatte mein Coming-out bereits vor meiner Familie. Die Reaktion von meiner Mutter war gut, die von meinem Vater und seiner Partnerin weniger. Sie hatten vorher noch nie von Nicht-Binärität gehört. Sie versuchten mir zu erklären, dass ich lediglich verwirrt sei und dass es nicht binäre Menschen gar nicht gebe. Ich habe meinen Vater mehrmals gebeten, keine geschlechterspezifischen Wörter wie «junge Dame» oder «Frau» zu gebrauchen, sowie aufzuhören, meinen Deadname zu verwenden, beides tut er jedoch immer noch. Das Ändern des Namens ist für die meisten schwierig, die keine Berührungspunkte mit der queeren Community haben. Wenn ich sie korrigiere, dann reagieren sie oft genervt, was mir das Gefühl gibt, dass ich in meiner Identität zu umständlich bin.»

Wir wissen, was wir tun

M., 20 Jahre alt, er/they – Transmasc

«Bereits als ich dreizehn war, sagte ich meinem Vater, er solle they/them-Pronomen für mich brauchen, und er hat mich ausgelacht. Als ich mich mit achtzehn dann nochmal outete, hat er es gut akzeptiert. Meine Mutter hat angefangen zu weinen und sich eine Zeit lang in ihrem Zimmer eingesperrt, was mich sehr verletzt hat. Und in der Schule haben es viele Lehrer bis zum Schluss nicht geschafft, auf Wörter wie «Madame» zu verzichten, obwohl ich offiziell per Rektorat geoutet war. Verletzend ist auch, wenn mich fremde Menschen mit weiblichen Pronomen ansprechen, weil sie davon ausgehen, dass ich eine Frau bin. Das bestätigt mir, dass die Gesellschaft mich noch immer nicht als Mann sieht. Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft weniger Angst vor Trans-Trenders hat und dass man Trans-Individuen mehr Vertrauen schenkt. Im Endeffekt wissen wir am besten, wie sich unsere Körper für uns anfühlen und welche Eingriffe oder Veränderungen wir brauchen oder eben nicht.»

Viel zu wenig professionelle Hilfe

D., 24 Jahre alt, er/ihm – Transgender

«Meine Eltern haben gar nicht gut reagiert, als ich mich geoutet habe, und versuchen es immer noch «zu verhindern», in dem sie bei jeder Gelegenheit meinen Deadname brauchen. Es gibt viele, die mich nicht verstehen, einerseits weil sie keine Ahnung vom Thema haben, andrerseits weil es für sie einfach nicht vorstellbar ist und sie dann immer noch ihr eigenes «Ja, aber…» abgeben müssen.  Es braucht sehr viel Zeit und Mühe, vollständig zu «transitionen». Die Suche nach einem Psychiater ist ebenfalls schwierig. Dieser ist notwendig, wenn man weitere operative Angleichungen machen möchte. Beinahe alle haben mir gesagt, dass sie nicht auf solche Diagnosen spezialisiert sind und ich bei anderen Ärzten anrufen soll.»

Nicht jeder, der sich weiblich präsentiert, ist es auch

J., 17 Jahre alt, alle Pronomen – nicht binär

«Mein Freundeskreis hat sehr positiv auf mein Outing reagiert, ich denke, für die wenigstens war es überraschend. Meine Mutter war sehr verwirrt, aber sie arbeitet daran und hat es mittlerweile auch geschafft, meinen neuen Namen zu benutzen. Mein Bruder hat auch gut reagiert. Er hat meine Mutter oft korrigiert, wenn sie den Deadname gebraucht hat, was ich sehr toll finde. Oft fehlt mir selbst die Kraft, die Menschen zu korrigieren, weswegen ich froh bin, wenn jemand anderes das für mich tut. Ich präsentiere mich sehr feminin, weshalb Menschen meine Nicht-Binärität oft nicht verstehen, da ich doch «aussehe wie eine Frau». Das ist wirklich unangenehm, aber mittlerweile bin ich leider daran gewöhnt. Ich habe grosse Probleme mit meinen Brüsten. Aber sobald ich einen Binder länger als fünf Minuten trage, habe ich enorme Schmerzen und kann kaum mehr atmen. Wenn jemand auch nur ein Kompliment über meine Brüste macht, verletzt es mich sehr.»

Definitionen

Die bunte Sprache

Binden: Abbinden von Brüsten, um eine flachere Brust zu erhalten.

Cis-Person: Mensch, der sich mit dem Geschlecht identifiziert, dem er bei der Geburt zugeordnet wurde.

Genderfluid: Sich ändernde Geschlechtsidentität.

Deadname: Geburtsname, der nicht mehr mit der Geschlechtsidentität übereinstimmt.

Nicht binär: Alle Geschlechter, die nicht ausschliesslich weiblich oder männlich sind.

Trans: Wenn das Innere einer Person (Geschlechtsidentität) nicht mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihr bei der Geburt zugewiesen wurde.

Transition: Operative Angleichungen an das eigentliche Geschlecht.

Transmasc: Wenn man in einem weiblichen Körper geboren worden ist, sich aber als Mann identifiziert.

Trans-Trenders: Menschen, die das Trans-Sein als Trend sehen und damit Aufmerksamkeit auf sich ziehen möchten. 

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