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Mit dem Postauto in den Gebärsaal

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Ich bin Werner», stellt sich Postautochauffeur Werner Stoll vor, «unter Chauffeuren ist man per Du.» Einen ganzen Vormittag lang begleiten ihn die FN in seinem Postauto. Die Reise geht von Riggis­berg nach Thurnen, dann über Riggisberg und den Gurnigel nach Schwarzenburg und wieder zurück. In Riggisberg steigen vorerst nur wenige Fahrgäste nach Thurnen zu. «Sali Werner», begrüsst eine ältere Frau den Chauffeur und setzt sich direkt hinter ihn. Die beiden kommen sofort ins Gespräch, tauschen Freuden und Sorgen des Alltags aus. «Das gefällt mir auf den Kursen mit Alltagsverkehr», sagt Stoll später. Da kenne man viele Einheimische, die etwa auf den Zug wollen. Stoll mag es aber auch, wenn viele Wanderer im Postauto sitzen. «Weil sie in ihrer Freizeit unterwegs sind, sind sie meistens gut gelaunt.»

Tatsächlich warten in Thurnen bereits zahlreiche Passagiere mit Rucksack, Sportkleidern und Wanderstöcken. Ob der langen Schlange hat Stoll keine Chance, rechtzeitig wieder loszufahren. «Das muss ich in Kauf nehmen, wenn ich die Billette selber kontrollieren muss», sagt Stoll. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Für jeden Fahrgast hat er den passenden Spruch bereit. «Dieser Preis ist ja krass», schimpft eine deutsche Touristin. «Das zahlen Sie für das schöne Wetter auf dem Gurnigel», antwortet ihr Stoll. Ein junger Mann aus dem Wohnheim Riggisberg hat sein Abonnement nicht dabei. Werner Stoll bohrt nach, lässt den jungen Mann etwas zappeln, bevor er ihn mit einer Mahnung einsteigen lässt: «Nehmen Sie das Abonnement nächstes Mal wieder mit.» Es sei herausfordernd, stets mit Augenmass zu reagieren, wird er später sagen. Er hat offensichtlich ein Flair für seine Gäste. «Neben der Kameradschaft unter den Chauffeuren ist der Kontakt mit den Gästen etwas vom Schönsten an meinem Beruf.»

Stewardessen herumführen

Rund sechzig Prozent ist Stoll bei Engeloch Reisen in Riggisberg angestellt (siehe Kasten). Die übrige Zeit kümmert sich der gelernte Landwirt um seinen Hof in Guggisberg. Durch diesen kam er einst auch zu Postauto: «Weil mein Vater damals noch auf dem Betrieb arbeitete, musste ich anderswo Geld verdienen.» Fünf Jahre arbeitete er als Postautochauffeur im zürcherischen Bülach, «Stewardessen herumführen», wie er schmunzelnd anmerkt. «Als Berner akzeptierten mich die Zürcher immer gut.» Nur der Dialekt war manchmal ein Hindernis. «Als ich einmal eine Schar Schüler zurechtwies, haben die nur laut gelacht. Am Abend erzählte mir dann ein Vater, die Kinder hätten fast nichts verstanden.» Er habe die Schulkinder gerne. «Aber spätestens wenn Tornister durch das Postauto fliegen, muss ich eingreifen.» Darauf wurde er auch schon angesprochen: «Ein junger Feuerwehrkollege erinnerte mich einmal daran, wie ich ihn und einige Kollegen als Kind aus dem Postauto spediert hatte.» Stoll hatte diese Episode aber längst vergessen.

Von seinen erwachsenen Gästen würde sich Stoll zuweilen mehr Verständnis wünschen, wenn etwas nicht optimal läuft. «Wenn wir zum Beispiel wegen eine Erdrutsches kurzfristig als Bahnersatz einspringen müssen, dann brauchen wir halt eine gewisse Vorlaufzeit, bis alles rund läuft.» Aber insgesamt sei er glücklich mit seinen Passagieren.

Das falsch gestimmte Horn

Kurz nach Dürrbach hornt Werner Stoll ein erstes Mal. «Oh, dieses Horn ist zu schnell.» Ein Posthorn richtig zu stimmen, sei anspruchsvoll. «Wenn man es in Bern stimmt, klingt es 1000 Meter höher auf dem Gurnigel anders.» In einem Waldstück zeigt Stoll aus dem Fenster. «Auf dieser Seite hat 1999 der Sturm Lothar gewütet», sagt Stoll zu einer Wanderin. «Auf der anderen Seite stehen die Bäume höher. Hier hat zehn Jahre früher Vivian Bäume gefällt.» So sehe man eindrücklich, wie sich die Natur bereits in zehn Jahren erholen könne.

Auf dem Gurnigel verlassen alle Passagiere das Postauto. Auf der Fahrt über Guggisberg und Plaffeien nach Schwarzenburg hat Werner Stoll deshalb Zeit zum Erzählen. Dem erfahrenen Chauffeur machen auch die strengen Winter auf dem Gurnigel kaum Bauchschmerzen. «Man muss etwas anders bremsen, um nicht zu rutschen.» Doch mit der Routine, den technischen Hilfsmitteln und vorsichtigem Fahren sei das gut zu meistern. Stoll erblickt auf der Strasse einen Mann mit Leuchtweste. «Da kommt der Chef Strassenunterhalt im Sektor Schwarzenburg». Er öffnet die Tür, wechselt ein paar Worte, bevor er weiterfährt. Kurz darauf stehen Rinder vor einem Stall, darunter auch Tiere von Stoll. «Es geht ihnen gut», stellt er mit einem Blick fest.

Das schiefe Posthüttchen

Mitte der Neunzigerjahre ist Stoll in seine Heimat zurück­gekehrt. Zuerst als Postauto­chauffeur beim Regiebetrieb in Schwarzenburg (siehe Kasten), später bei Engeloch Reisen in Riggisberg. «Es ist schön, wenn man so viele Fahrgäste per­sönlich kennt.» Als Postauto­chauffeur sei er in der Region bekannt. Diese Prominenz wurde dem Guggisberger vor einigen Jahren unangenehm: «Ich touchierte mit dem Spiegel des Postautos ein Posthüttchen in Guggisberg.» Das Postauto blieb unbeschädigt, das ohnehin eher marode Hüttchen hingegen stand fortan schief in der Landschaft. «Schnell wusste die halbe Gemeinde, wer für das schiefe Posthüttchen verantwortlich ist.» Heute kann Stoll aber über diese Episode lachen.

Werner Stoll erinnert sich lebhaft an die Zeit vor 2013, als das Spital in Riggisberg noch eine Geburtenabteilung hatte. «Es kam vor, dass ich Frauen zum Gebären nach Riggisberg fuhr.» Für ihn sei es besonders schön gewesen, wenn er später erfahren habe, dass alles gut gegangen sei. Einmal habe ihn eine Passagierin angesprochen, ob er sich noch daran erinnere, als er sie zur Geburt ins Spital gefahren habe. «Ihr Kind war mittlerweile achtjährig.» Solche Erlebnisse vergesse er nicht mehr so schnell.

Engeloch Reisen

Seit 70 Jahren Postautounternehmer

Walter Engeloch, Grossvater der heutigen Inhaber, gründete 1948 Engeloch Reisen in Riggisberg. Er war als Posthalter ein Vorläufer der heutigen Postautounternehmen. Einen Teil der 897 Linien, die Postauto fährt, leisten die eigenen Regiebetriebe, den anderen erbringen eigenständige Postautounternehmer (PU) wie Engelochs. Postauto hat von Bund und Kantonen die Konzession erhalten und entschädigt wiederum die schweizweit 150 privaten PU für deren Leistung. Die PU fahren etwa die Hälfte der von Postauto erbrachten Leistung.

Seit rund 30 Jahren führen die Geschwister Peter, Marlis und Ursula Engeloch sowie Barbara Gerber-Engeloch den Betrieb in dritter Generation. «In dieser Zeit wurde vor allem der Druck von Postauto Schweiz höher», antwortet Peter Engeloch auf die Frage nach Veränderungen. Wenn dann herauskomme, dass sich Postauto Schweiz mit ihren gesetzeswidrigen Buchungen nicht korrekt verhalten habe, sei dies schon etwas frustrierend. Auf der anderen Seite freut sich Engeloch, dass das Unternehmen die Linien und die Passagierzahlen stetig ausbauen konnte. Rund 45 Chauffeure bedienen heute mit 16 Fahrzeugen acht Linien im Raum Riggisberg. Rund ein Drittel ihres Ertrages erzielt Engeloch Reisen zudem mit Carreisen.

sos

Zur Serie

Unterwegs mit Postauto Engeloch

Im Rahmen einer Sommer­serie begleiten die FN verschiedene Berufsgruppen und Institutionen in ihrem Alltag, heute mit einem Chaffeur von Postauto Engeloch. Bis jetzt sind erschienen: Spital Riggisberg, Teil 1 (19. Juli), Spital Riggisberg, Teil  2 (26. Juli).

sos

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