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«Mit Leib und Seele Bundesrat»

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Bundesrat Joseph Deiss blickt auf einen äusserst intensiven Lebensabschnitt zurück

Autor: Mit BUNDESRAT JOSEPH DEISS sprach WALTER BUCHS

Über die Rücktrittsgründe haben Sie sich bereits ausführlich geäussert und es wurde viel spekuliert. Trotzdem: Warum stellt jemand, der, wie Sie selber mehrmals sagten, sein Amt bis zum letzten Tag mit «Freude und Engagement» ausübt, dieses zur Verfügung, um jüngeren Kräften Platz zu machen?

Es gibt für mich zwei wichtige Beweggründe. Ich habe viele Politiker erlebt, die jeweils den Eindruck hatten, dass sie noch ein ganz wichtiges Dossier behandeln müssten und dann ein Jahr zu viel im Amt blieben. So habe ich mir von Anfang an gesagt: lieber ein Jahr zu wenig als eines zu viel.Den zweiten Grund habe ich aus meiner Kindheit mitgenommen. Schon damals hatten wir beim Spielen den Eindruck, wenns am schönsten ist, muss man aufräumen. Ich habe dies als Regel ins Leben mitgenommen: «Man muss gehen, wenn es am schönsten ist», und nicht erst wenn Schwierigkeiten auftreten oder andere auf den Abgang warten.Ich wollte ohne Druck zurücktreten können und meiner Partei im Hinblick auf die Wahlen 2007 Zeit geben, um die Weichen neu zu stellen.

Jetzt, wo der Zeitpunkt des Abschieds unmittelbar bevorsteht, kommt da nicht ein leichtes Bedauern auf, dass es jetzt tatsächlich soweit ist?

Gehen, «wenn es am schönsten ist», ist keineswegs einfach. Es braucht Überwindung. Der Abschied vom Amt, das ich mit Leib und Seele ausgeübt habe, ist so oder so schwierig. Aber der Moment kommt in jedem Fall. Wenn man aus freien Stücken zurücktreten kann, ist es einfacher.Ich gebe zu: Der 1. August wird für mich kein leichter Tag sein. Nicht mehr eingebettet sein in die Tagespolitik wird mir fehlen. Auf der anderen Seite bin ich froh, dass ich über viel freie Zeit verfügen werde, um mich in aller Ruhe mit Dingen beschäftigen zu können, die in der Vergangenheit zu kurz kamen.

Sie sind am Ende eines sehr intensiven Lebensabschnitts, der wohl mit keinem früheren zu vergleichen ist. Haben Sie sich das vor der Wahl so vorgestellt oder ist es ganz anders gekommen?

Mir war durchaus bewusst, was mich und auch meine Familie erwartet. Im Januar 1999 habe ich mit meiner Frau und meinen Söhnen die Kandidatur diskutiert und gesagt: Die Wahl in dieses Amt werde nicht nur mich, sondern auch sie das ganze Leben begleiten, mit allem Positiven und Negativen.Ein solcher Schritt bringt eine totale Veränderung mit sich. Man kann nirgendwohin gehen, ohne nicht als Bundesrat erkannt zu werden. Ein Teil meines Lebens, auch jenes meiner Familie, gehörte der Öffentlichkeit. Dies ist auch hier im Spital der Fall. Es hat viele Vorteile, aber immer nur lustig ist es nicht.

Was war die schönste Herausforderung?

Der Umgang mit ganz verschiedenen Menschen. Nur dieses Amt bietet die Chance, die Bevölkerung in der Schweiz und im Ausland so gründlich kennen zu lernen und mit ihr in einen so intensiven Kontakt zu treten; nicht nur Personen in gehobener Stellung, sondern alle Teile der Bevölkerung. Es gibt wirklich ergreifende, rührende Begegnungen: Leute, die mir über Jahre regelmässig schreiben und auf vielfältige Weise ihre Verbundenheit kundtun. Das ist Ausdruck eines tiefen Vertrauens.Das Gleiche habe ich ebenfalls im Ausland erlebt, sehr spontane und herzliche Empfänge. Ich erinnere mich an Begegnungen mit Kindern in Burkina Faso oder im Tschad. Tausende säumten jeweils mit Schweizer Fähnchen in der Hand die Strassen und wollten mir alles Mögliche schenken. Ich denke aber auch an die Treffen und persönlichen Gespräche mit Politikern in aller Welt. So ist ein beeindruckendes, enges Netzwerk entstanden.

Was war demgegenüber am meisten belastend?

Ich habe immer genug Positives erlebt, um auch das Negative in Kauf nehmen zu können. Befremdet hat mich jedoch die schludrige Art und Weise, wie man mit Personen, die in der Öffentlichkeit stehen – auch mit Bundesräten – umgeht. Ich bin von der Verrohung der Umgangsformen und der Anstandsregeln, der namentlich Politiker in gewissen Medien ausgesetzt sind, schon enttäuscht. Persönlich belastet hat mich dies jedoch nicht wirklich.Denn als Bundesrat muss man es gelegentlich hinnehmen, öffentlich auf eine Art blossgestellt zu werden, die man im Normalfall nicht akzeptieren würde. Allerdings bieten uns die neuen Techniken viele zusätzliche Möglichkeiten, um untereinander zu kommunizieren. Wir sollten diese nutzen, um gleichzeitig auch die Qualität der Kommunikation zu verbessern.

Wie haben die vergangenen sieben Jahre im Bundesrat Sie persönlich verändert?

Ich habe in dieser ungemein interessanten Lebensetappe so viel erlebt und so viele prägende Ereignisse mitgestalten können. Ich kann gar nicht mehr der Gleiche sein wie beim Amtsantritt. Ich bin sehr glücklich, dass ich so viel Spannendes erfahren konnte. Das wäre ohne dieses Amt nie möglich gewesen.Zu diesen bereichernden Erlebnissen zähle ich keineswegs nur die Kontakte mit den vielen Persönlichkeiten, sondern auch mit der Bevölkerung. Wenn mich jemand gegrüsst hat, hatte ich als Bundesrat die Möglichkeit, die Person anzusprechen. Ich hatte also auch auf dieser Ebene Zugang zu den Leuten, den ich sonst nicht gehabt hätte.

Woran werden Sie sich später am liebsten zurückerinnern?

Ich werde sehr gerne immer wieder an die Leute denken, die mich in den vergangenen Jahren unbeirrt unterstützt haben. Gerade jene Leute, die sich als gewöhnliche Bürger betrachten, haben mich ebenso beschenkt wie hochgestellte Persönlichkeiten.An meine Mitarbeiterequipen werde ich mich sehr gerne zurück- erinnern. Sowohl im EDA als auch EVD konnte ich immer Super-Teams aufbauen. Trotz aller Widerwärtigkeiten haben wir jeden Tag mit einem Witz und einem Lachen begonnen. Die Treue meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird mich weiterhin begleiten.

Was hat ein schon bald «alt» Bundesrat in einem Alter, in dem man sich noch nicht zur Ruhe setzt, noch für Lebensziele?

Ich habe jetzt vor allem das Ziel, gewisse Sachen pflegen zu können, die in den vergangenen Jahren zu kurz kamen. Dies betrifft vorerst den privaten Bereich. Während meiner Amtszeit wurden fünf Enkelkinder geboren. Um diese will ich mich jetzt mehr kümmern. Auch meinen Freundeskreis möchte ich intensiver pflegen. Auf dem Programm stehen zudem noch einige Reisen.Beruflich wird sich dank des bestehenden Netzwerks sicher die eine oder andere Möglichkeit ergeben. Wenn diese eine internationale oder eine wirtschaftliche Dimension hat, oder gar beides, dann werde ich wohl zupacken. Ich stehe aber nicht unter Zugzwang, sondern geniesse diese momentane Freiheit.

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