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Nicht mehr als Sklaven, sondern als geliebten Bruder

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wort zum sonntag

Autor: Hans Ulrich Steymans

Nicht mehr als Sklaven, sondern als geliebten Bruder

Paulus schrieb den Brief an Philemon, weil er dessen Sklaven Onesimus zurückschickt. Onesimus war anscheinend ohne ausdrückliche Erlaubnis seines Besitzers einige Zeit bei Paulus geblieben. Dem Begleitschreiben für Onesimus spürt man an, wie Paulus sich bemüht, den Zorn des Sklavenhalters zu besänftigen. Er appelliert, sein Herr solle ihn «nicht mehr als Sklaven, sondern als weit mehr: als geliebten Bruder» behandeln (Phlm 9,16).

Sklaven hat es immer gegeben. Sklaven sind Opfer der Profitgier ihrer mächtigeren Artgenossen, menschliche Produktionsmittel. Osteuropäische und asiatische Frauen werden in unseren Städten wie Sklaven gehalten, um Freier zu befriedigen. Unsere Handys und Computer bauen chinesische Jugendliche unter sklavenähnlichen Bedingungen zusammen. Wer wäre bereit, mehr zu zahlen, wenn diese Geräte fair hergestellt würden? Wie Minenarbeiter in Afrika und Lateinamerika schuften, ähnelt der Sklaverei zur Kolonialzeit.

Im Alten Orient konnte man auf verschiedene Weise zum Sklaven oder zur Sklavin werden. Arme verkauften Angehörige, um das Überleben der Restfamilie zu sichern. Schuldner wurden zu Sklaven, wenn sie ihre Schulden, Diebe, wenn sie das Gestohlene nicht zurückzahlen konnten. Viele Sklaven waren Kriegsgefangene. Mädchen wurden als Dienerin oder Ehefrau für den Sohn eines Reichen gekauft.

Es gab zwei Typen von Sklaven, einerseits jene aus der eigenen Gruppe, die aufgrund von widrigen Umständen in Sklaverei gerieten, und andererseits die Fremden. Die Bibel unterschied in der Behandlung zwischen hebräischen und fremden Sklaven. Die hebräischen sollten nach sechs Jahren freigelassen werden, die fremden blieben dauernd Sklaven.

Die Unterscheidung zwischen zugehörig und fremd setzt sich in der Geschichte der Sklaverei fort. Das Wort Sklave kommt von dem Wort Slawe. Im Frühmittelalter waren die Slawen in Osteuropa die letzten Heiden, die nicht zur Gruppe der Christen oder Juden gehörten. Diese Fremden konnte man versklaven. Nach der Entdeckung Amerikas begann der Sklavenhandel mit den Schwarzen, schon äusserlich den weissen Europäern fremd. Es waren die Quäker, die aus christlichen Motiven als Erste gegen Sklavenhandel und Sklaverei aufstanden.

Doch Sklaverei ist heute weder Vergangenheit noch weit weg. Das globale Dorf macht jeden zum Nutzniesser der sündhaften Strukturen eines profitgierigenWirtschaftssystems. Wie Paulus, appellieren wir an den guten Willen, aber ändern können wir das System nicht. Oder doch?

Der Dominikaner Hans Ulrich Steymans ist Professor für Altes Testament und Biblische Umwelt an der Universität Freiburg und lebt im Kloster St. Hyazinth.

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