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«Nicht mit dir und nicht ohne dich»

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Mehr als zwanzig Spielfilme, mehrere Kurzfilme, Hunderte von Artikeln über das Kino und nicht zuletzt das legendäre Buch «Le Cinéma selon Alfred Hitchcock»: Der französische Regisseur, Schauspieler und Filmkritiker François Truffaut hat ein beeindruckendes Werk hinterlassen, obwohl er erst 52 Jahre alt war, als er 1984 an einem Hirntumor verstarb. Seine Filme eröffnen ein bildgewaltiges Universum, in dem es immer wieder um jene Themen geht, die Truffaut ein Leben lang beschäftigten: Kindheit, Jugend und Erwachsenwerden, Gefühle und Obsessionen und natürlich die Liebe, die Leidenschaft, das ewige Spiel zwischen Mann und Frau, magisch, aufwühlend, bitter-süss und oft verhängnisvoll. «Tut Liebe weh?» lässt Truffaut Catherine Deneuve in «Le Dernier Métro» («Die letzte Metro, 1980) fragen, und ihr Filmpartner Gérard Depardieu antwortet: «Ja, Liebe tut weh: Sie kreist über uns wie grosse Raubvögel, hält sich in der Schwebe und bedroht uns. Aber diese Bedrohung kann auch eine Verheissung für Glück sein. Du bist schön, Héléna, so schön, dass dich ansehen Schmerz bereitet.»

Filmkunst in Ilford-Labors

Catherine Deneuve und Gérard Depardieu sind nur eines von vielen starken Liebespaaren bei François Truffaut: Deneuve und Jean-Paul Belmondo, Depardieu und Fanny Ardant, Jean Desailly und Françoise Dorléac, Charles Aznavour und Marie Dubois … Die Magie, die Truffaut mit ihnen und vielen anderen auf die Leinwand zauberte, ist jetzt in einer Ausstellung bei der Stiftung APCd in Marly neu zu entdecken. Bemerkenswert ist nicht nur die Vielzahl der ausgestellten Objekte–Filmauszüge, Fotografien, Briefe und andere Originaldokumente–, sondern auch die Inszenierung in den ehemaligen Räumen des Fotopapierherstellers Ilford. Die APCd, die hier seit 2015 eingemietet ist, hat an den Räumlichkeiten kaum etwas verändert, sondern nutzt den Charme der ehemaligen Labors, Büros und Lagerräume für ihre Zwecke. Die Truffaut-Ausstellung erstreckt sich über rund 300 Quadratmeter, verteilt auf etwa zwanzig Säle in zwei Stockwerken: die Kunst des bewegten Bildes inszeniert an einem Ort, an dem früher Material für die Fotografie entwickelt und hergestellt wurde–stimmiger könnte der Gesamteindruck kaum sein.

Von Paris nach Marly

Mit ihren Räumen und ihren Ideen hat die APCd auch die Cinémathèque française überzeugt, ihre 2014 entwickelte Ausstellung, die bisher nur in Paris und in São Paulo zu sehen war, jetzt in Marly zu zeigen. Den Anstoss dazu gab Thierry Jobin, der künstlerische Leiter des Internationalen Filmfestivals Freiburg, der die Ausstellung zur 30. Ausgabe des Festivals nach Freiburg holen wollte. «Thierry Jobin hat uns angefragt, und wir waren sofort begeistert», sagt Martial Mingam, der künstlerische Leiter der APCd. Die Ausstellung passe perfekt zum Leitbild der Stiftung: «Wir wollen die vielfältigen Wege zeigen, die zur Kunst führen.» Genau das tue die Truffaut-Schau, die von der Kindheit des Regisseurs über seinen Werdegang bis zur Rezeption in der Gegenwart reicht. Für Pierre Eichenberger, Gründer und Präsident der Stiftung, ist ein Traum wahr geworden: «Diese Ausstellung exklusiv in der Schweiz zeigen zu dürfen, ist eine grosse Ehre.» Doch es sei viel mehr als das: «Truffauts Filme haben mich sehr geprägt. Immer wenn ich sie sehe, werden Erinnerungen wach.»

Beim Rundgang durch die Ausstellung hält Eichenberger in dem Raum inne, in dem ein Ausschnitt aus «Jules et Jim» (1962) mit Jeanne Moreau läuft, und gesteht: «Jedes Mal, wenn ich diese Szene sehe, kommen mir die Tränen.» Wer wie Eichenberger in truffautschen Erinnerungen schwelgen will, erhält dazu in Marly reichlich Gelegenheit: Zu allen Etappen von Truffauts Leben und Schaffen werden Filmausschnitte gezeigt, die man in den originell gestalteten Räumen geniessen kann. Dazu kommen zahlreiche Fotografien, etwa von Dreharbeiten, Filmplakate, Drehbücher, Briefe, Notizen und weitere Trouvaillen wie zum Beispiel der Presseausweis, mit dem Truffaut 1957 als 25-jähriger Filmkritiker am Filmfestival von Cannes unterwegs war.

 Die Ausstellung, deren Begleittexte eigens für den Halt in Marly ins Deutsche übertragen wurden, ist thematisch aufgebaut. Im Kapitel zur Kindheit und Jugend Truffauts zeigt sich, wie engagiert sich dieser schon in jungen Jahren für den Film interessierte. Briefwechsel des Teenagers mit Produktionsfirmen wie Paramount zeugen davon ebenso wie ein Austausch mit Henri Langlois, dem Gründer und Leiter der Cinémathèque française. Ein wichtiger Teil der Ausstellung widmet sich Truffauts Bedeutung für das neue Autorenkino der Nouvelle Vague ab den späten 1950er-Jahren. Mit «Les Quatre Cents Coups» («Sie küssten und sie schlugen ihn») feierte Truffaut 1959 seinen ersten grossen Erfolg, gekrönt mit dem Preis für die beste Regie am Filmfestival von Cannes. Die internationalen Erfolge und Kontakte Truffauts sind ein weiteres Thema; hier ist er etwa bei der Verleihung des Oscars zu sehen, den er 1974 für «La nuit américaine» («Die amerikanische Nacht») erhielt.

Die Essenz der Liebe

Viel Gewicht erhalten die zwei grossen Themen, die Truffauts Schaffen prägten: Da ist zum einen seine Beschäftigung mit dem Erwachsenwerden, die besonders deutlich wird in dem fünfteiligen Antoine-Doinel-Zyklus, der mit «Les Quatre Cents Coups» begann und in dem Pierre Léaud als Truffauts Alter Ego vom Teenager zum erwachsenen Mann heranreift. Zum anderen ist da das immer wiederkehrende Thema der Liebe und der Leidenschaft, verdichtet auf den Punkt gebracht in jenem unscheinbaren Schaukasten, in dem nur ein schlichter Notizzettel aus Truffauts Nachlass ausgestellt ist: «Ni avec toi ni sans toi» steht da, «Nicht mit dir und nicht ohne dich». Der Satz von Madame Jouve aus Truffauts zweitletztem Film «La Femme d’ à côté» («Die Frau nebenan», 1981) sei gewissermassen die Essenz der leidenschaftlichen Liebe bei Truffaut, schreibt Serge Toubiana, der Kurator der Ausstellung. «Im tragischen Ende liegt das Fundament von Truffauts romaneskem Kino überhaupt.»

APCd,Marly Innovation Center, Marly. Bis zum 29. Mai. Mi. bis Fr. 10 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 17 Uhr, So. 10 bis 16 Uhr. Details: www.apcd-fondation.com.

Organisation: Die Stiftung APCd und das Fiff

D ie Ausstellung «François Truffaut – Passionnément» ist ein Projekt des französischen Filminstituts Cinémathèque française. Sie wurde erstmals 2014 in Paris und anschliessend in São Paulo gezeigt. Anlass für den Halt in Marly ist die 30. Ausgabe des Internationalen Filmfestivals Freiburg (Fiff), das vom 11. bis zum 19. März stattfindet. Dessen Hauptthema sind die Frauen im Film – ein Thema, das sich auch durch Truffauts komplettes Werk zieht. Gastgeberin im Marly Innovation Center ist die Stiftung APCd, die hier seit Juni 2015 ansässig ist, initiiert vom Galeristen und Sammler Pierre Eichenberger. Ihr Ziel ist, Werke und Kunstschaffende abseits der etablierten Szene zu zeigen. Neben der Organisation von Wechselausstellungen unterhält die Stiftung eine eigene Kunstsammlung und ein «Laboratorium», in dem Kunstschaffende neue Zugänge zur Kunst erproben können. cs

 

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