Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Nicht zu glauben ist dort undenkbar»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Der Thurgauer Kapuziner Paul Hinder ist Ehrengast beim Jubiläums-Gottesdienst zur 400-Jahr-Feier der Freiburger Kapuziner. Als katholischer Bischof des Südlichen Arabiens residiert er seit 13 Jahren in Abu Dhabi und ist zuständig für die Länder Vereinigte Arabische Emirate, Oman und Jemen. Im Gespräch mit den FN erzählt der 75-Jährige, wie es ist, Repräsentant einer christlichen Kirche in einem muslimisch dominierten Staat zu sein.

 

Wie war es für Sie, aus dem klimatisch gemässigten Freiburg nach Abu Dhabi zu kommen?

Ich kam nicht direkt aus ­Freiburg, sondern lebte vor 2004 fast zehn Jahre in Rom. Als ich dann das erste Mal in Dubai war, dachte ich zunächst, dort nie leben zu können. Man gewöhnt sich aber daran und lebt mit der Klimaanlage. Im Juli und August klettern die Temperaturen bis auf 50 Grad.

Was gefällt Ihnen an den Vereinigten Arabischen Emiraten?

Landschaftlich gesehen ist vor allem die Wüste faszinierend. Verschiedene Texte der Bibel, in denen die Wüste eine grosse Rolle spielt, bekommen für mich eine ganz neue Tiefe, seit ich selbst in so einer Umgebung lebe. Den Kontrast dazu bilden supermoderne Städte wie Dubai. Dort gibt es den höchsten Wolkenkratzer und einen der grössten Flughäfen der Welt. Dieses stetige Streben nach dem Nonplusultra halte ich übrigens nicht für unproblematisch.

Sie sind Kapuziner. Leben Sie dort in einem Kloster?

Nein. Klöster im klassischen Sinn gibt es in den Emiraten nicht, auch wenn der grösste Teil des Klerus aus Kapuzinern besteht. Ich lebe im Bischofshaus von Abu Dhabi mit fünf anderen Geistlichen. Zwei meiner Mitbewohner sind Inder, einer Italiener und einer Schweizer.

In den Emiraten stehen sich 20 Prozent muslimische Einheimische und 80 Prozent Migranten – die vor allem aus Asien kommen – gegenüber. Was bedeutet das für den religiösen Alltag?

Einheimische Christen gibt es keine. Es ist den Christen auch nicht erlaubt, Muslime zu bekehren. Insofern kann man durchaus von einer beschränkten Religionsfreiheit sprechen. Alle 900 000 Christen in den Emiraten sind Migranten und stammen aus rund 100 verschiedenen Ländern, vorwiegend aber aus Indien und den Philippinen. Daneben gibt es viele Christen aus arabischsprachigen Ländern sowie ­immer mehr Afrikaner und ­Koreaner.

Was sind das für Menschen?

Zum Grossteil Bauarbeiter, aber auch Menschen, die im Dienstleistungssektor arbeiten, in der Hotellerie oder im Verkauf. Sie könnte man durchaus als mittelständisch bezeichnen, und oft leben sie Jahrzehnte lang in den Emiraten.

Wie würden Sie die Situa- tion der katholischen Kirche in den Emiraten charakteri­sieren?

Wir sind wie gesagt eine reine Migrantenkirche. Auch das erinnert mich oft an die Bibel, die ja voll von Migrationsgeschichten ist, vom Exodus über die Babylonische Gefangenschaft bis zu den Paulusreisen. Insgesamt sind wir aber in den Emiraten im Vergleich zu anderen Ländern erstaunlich frei und akzeptiert. Es gibt seit den 1960er-Jahren Kirchen und insgesamt acht Pfarreien. Auch die Sicherheitslage ist nicht anders als anderswo. Attentate gab es bislang nicht. In absehbarer Zukunft sollen zwar Metalldetektoren an den Kirchen- eingängen installiert werden. Aber die gibt es auch in der Peterskirche in Rom.

Was ist der Grund für diese liberale Haltung des Staats?

Schon die Gründerväter der Emirate waren religiös relativ liberal, obwohl der Staat eine absolute Monarchie ist.

Und wie ist es in den anderen Ländern, für die Sie zuständig sind – in Oman und im Jemen?

Die Situation in Oman ist mit der in den Emiraten durchaus vergleichbar. Lediglich gewisse Beschränkungen sind vielleicht etwas strikter. Es gibt vier Pfarreien im Oman. Katastrophal ist die Lage hingegen im Jemen. Dieser Staat ist aufgrund des Bürgerkriegs regelrecht in Auflösung begriffen, Krankheiten wie Aids oder Cholera greifen um sich. Ich weiss nicht, wie es dort weitergehen soll, und es drückt einem das Herz ab, zumal der Jemen eigentlich das interessanteste Land auf der arabischen Halbinsel wäre. Christen gibt es dort nur sehr wenige, auch keine Priester. Ich kann im Moment nicht dorthin reisen.

Sie haben einmal gesagt, es sei einfacher als Katholik in einem muslimischen Umfeld zu leben als im säkularisierten Europa. Warum?

Die ganze Gesellschaft in Arabien ist religiös geprägt. Die Bise der Säkularisierung ist weniger spürbar. Nicht an Gott zu glauben ist dort eigentlich undenkbar, während man sich in Europa für seinen Glauben oft rechtfertigen muss.

Jubiläum

«Reine Rückblicke sind wie Nekrologe»

Mit einem Festgottesdienst fanden gestern die Feierlichkeiten zum 400-Jahr-Jubiläum des Kapuzinerklosters Freiburg ihren krönenden Abschluss. Bischof Paul Hinder sprach in seiner Predigt davon, dass ein Jubiläum nicht nur eine Gelegenheit zum Rückblick in die Vergangenheit sei, sondern auch den Blick in die Zukunft öffnen sollte. «Reine Rückblicke sind wie Nekrologe», bemerkte er dazu gegenüber den FN. «Sie interessieren mich weniger.»

Begonnen hatten die Jubiläumsfeierlichkeiten am 11. Oktober mit der Vernissage einer Ausstellung über den Humanisten Peter Falck im Gutenberg-Museum und einem festlichen Konzert am 15. Oktober in der Kapuzinerkirche (die FN berichteten).

jcg

 

Meistgelesen

Mehr zum Thema