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Not und Missstände auch im Seebezirk

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«Es gab auch hier Missstände. Das sind nicht einfach Dinge, die weit weg sind», sagte die Murtner SP-Gemeinderätin und Nationalrätin Ursula Schneider Schüttel am Mittwoch in Muntelier. Schneider Schüttel hielt einen öffentlichen Vortrag zum Thema fürsorgerische Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen. Dies im Anschluss an die Jahresversammlung der SP See (siehe Kasten).

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wurden in der Schweiz Kinder bei Privaten als Verdingkinder platziert, in Heime oder Strafanstalten eingewiesen. Junge Frauen und Männer wurden zwangssterilisiert und zwangskastriert. «Weder Eltern noch Kinder hatten damals die Möglichkeit, ein Gericht anzurufen», sagte Schneider Schüttel. Dies führte zu Gewalt, Misshandlung, sexuellem Missbrauch, Wegsperrung, Demütigungen und Erniedrigungen. Die Aufarbeitung des dunklen Kapitels der Schweizer Geschichte ist einer der Schwerpunkte, die sich Schneider Schüttel als Nationalrätin gesetzt hat. «Schätzungen gehen davon aus, dass heute noch rund 10 000 Menschen leben, die Verdingkinder waren», sagte Schneider Schüttel. Rund 20 000 heute in der Schweiz lebende Personen seien Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen gewesen.

Das Waisenhaus Burg

Auch Menschen aus dem Seebezirk waren von den Massnahmen, die bis in die 70er-Jahre andauerten, betroffen. Schneider Schüttel erwähnte in ihrem Vortrag das Waisenhaus Burg. Über die Geschichte des Waisenhauses gibt es ein Buch: eine Chronik von Hans Herren, bearbeitet von Ursula Schneider Schüttel.

Von 1893 bis 1966 widmete sich das Waisenhaus Burg der Erziehung und der Beherbergung von Waisen- und verwahrlosten Kindern aus den protestantischen Gemeinden des Seebezirks. «Die Gründung des Gemeindeverbandes für ein Waisenhaus stammt aus jener Zeit, in der das Los von Waisen und Kindern aus ärmlichen Familienverhältnissen sehr zu Besorgnis Anlass gab», steht im Vorwort von Hans-Peter Gaberell in der Chronik. «Damals wurden Jugendliche in Pflegefamilien untergebracht, sie wurden oft schlecht behandelt und mussten übermässig arbeiten.» Im Reglement des Waisenhauses von 1893 waren die Aufgaben und Pflichten des Vorstehers und der sogenannten Zöglinge klar geregelt, so beispielsweise auch ein allfälliger Briefkontakt: «Der Vorsteher kontrolliert die ein- und auslaufenden Briefe der Zöglinge», und «die Zöglinge dürfen ihren Angehörigen jeden Monat einmal schreiben». In dem Heim lebten 30 bis 40 Kinder, gelegentlich waren es bis zu 50.

Im Lauf der Geschichte gab es auch Vorwürfe, Heimleiter oder Lehrer gingen zu grob gegen die Zöglinge vor. 1964 brannte die Scheune im Ökonomieteil, 1965 das Wohnhaus. Ermittlungen ergaben, dass Heimkinder den Brand gelegt hatten. Ab 1966 beherbergten die Gebäude in Burg keine Kinder mehr.

Versammlung: Ausländer sind willkommen

D ie Mitgliederver sammlung der SP See vom Mittwoch in Muntelier stand unter dem Motto «Ausländerinnen und Ausländer sind uns willkommen». «Die Masseneinwanderungs-Abstimmung vom 9. Februar ist nicht in unserem Sinne ausgegangen», sagte die Präsidentin der SP See, Bernadette Hänni. «Uns bleibt das Hoffen auf eine gute Umsetzung durch den Bund.»

An der Versammlung fassten die SP-Mitglieder auch die Parolen für die Abstimmung vom 18. Mai: Sie sagen Ja zur Mindestlohninitiative, Nein zum Kauf der Gripen-Kampfjets und Ja zum Bundesbeschluss über die medizinische Grundversorgung. Nein sagt die SP See zur Volksinitiative «Pädophile sollen nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen». «Dazu Nein zu sagen heisst nicht, Ja zu Pädophilie zu sagen», betonte Ursula Schneider Schüttel. Es gehe darum, Leben nicht unnötig und unverhältnismässig zu verbauen. Ein 21-jähriger Lehrer, der in einer Liebesbeziehung einvernehmlich sexuelle Handlungen mit einer 15-Jährigen vornähme, hätte keine Möglichkeit mehr, seinen Beruf jemals wieder auszuüben. Die SP See setze auf die Gesetzesverschärfungen, die das Parlament bereits beschlossen hat. Diese treten früher in Kraft, als die Bestimmungen der Initiative umgesetzt würden. Sie umfassen neben dem Tätigkeitsverbot, das auf zehn Jahre begrenzt ist, ein Kontakt- und Rayonverbot. emu

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