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Ökowiesen im Grossen Moos bleiben zum Schutz der Grauammer stehen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Grauammer brütet auf Freiburger Boden. Sie ist aber vom Aussterben bedroht. Die Ökowiese im Grossen Moos wird dank des Einsatzes von Birdlife Schweiz und der Berner Strafvollzugsanstalt Witzwil dieser Tage noch nicht gemäht. 

Jetzt ist die Zeit, in der viele Landwirte ihre Ökoflächen mähen: Wie in anderen Kantonen ist der Stichtag auch im Kanton Freiburg auf den 15. Juni gesetzt. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen die Bauern die reichhaltigen Ausgleichsflächen stehen lassen, um Beiträge des Bundes für Biodiversität zu erhalten.

Doch für zahlreiche Arten wie für die Grauammer ist dies eine Katastrophe: Die Vogelart ist in diesen Tagen dabei, ihre Eier am Boden auszubrüten und den Nachwuchs aufzuziehen. Die Mähmaschine bedeutet den Garaus für die Sprösslinge. Deshalb ist Birdlife Schweiz gegenwärtig im Grossen Moos im Einsatz, um der Grauammer das Überleben zu sichern.

Es gibt nicht mehr viele dieser kleinen und kräftigen Vögel in der Schweiz, die an ihrem schönen Gesang erkennbar sind. Seit 2022 gilt die Grauammer auf der neuen Roten Liste in der Schweiz als vom Aussterben bedroht. Kam die Grauammer Ende der 1990er-Jahre mit 400 bis 600 Brutpaaren fast im ganzen Mittelland vor, steht sie heute mit gerade noch etwa 100 Brutpaaren am Rand des Aussterbens. Die zwei verbliebenen grösseren Populationen befinden sich gemäss Birdlife Schweiz im Kanton Genf und im Grossen Moos. Wie andere bodenbrütende Vögel hat es die Grauammer mit der intensiven Landwirtschaft besonders schwer.

Das Weibchen der Grauammer mit Futter für die Jungen im Schnabel. 
zvg/Lucas Lombardo

Am höchsten Punkt

Ein Grauammer-Männchen sitzt auf dem höchsten Grashalm auf einer sechs Hektaren umfassenden Parzelle der Berner Strafanstalten Witzwil im Grossen Moos. Ein Teil des Grundstücks liegt auf Freiburger Boden. Der kleine Vogel singt fröhlich, er hat guten Grund dazu: Die Ökowiese in seinem Revier wird nicht wie andere Areale in diesen Tagen gemäht. Seine Weibchen können ihre Eier in Ruhe ausbrüten und den Nachwuchs aufziehen.

Lucas Lombardo von Birdlife Schweiz stellt das Fernrohr in die richtige Position, um das Grauammer-Männchen besser beobachten zu können. «Er sitzt immer am höchsten Punkt, wo er den besten Überblick über sein Revier hat», freut sich der Projektleiter für Artenförderung. «Er passt auf.» Die Aufgabe des Grauammer-Männchens sei am ehesten mit der eines Leibwächters zu vergleichen. «Es gibt solche, die zwei oder drei Weibchen haben.»

Der Gesang sei die einfachste Möglichkeit, die Grauammer überhaupt zu finden. Sechs Nester befänden sich auf der Parzelle der Strafanstalten Witzwil, durch welche die Kantonsgrenze zwischen Bern und Freiburg verläuft. Lombardo zeigt Richtung Südosten: «Das Nest dort drüben ist auf Freiburger Boden», sagt er und lacht. Klar, dass es den Vögeln egal ist, in welchem Kanton sie sich befinden. Entscheidend ist für sie einzig, wie es um ihr Habitat bestellt ist. 

«Einige Weibchen sitzen auf ihren Eiern am Boden, andere sind bereits daran, die frisch geschlüpften Jungvögel mit Insekten zu füttern», sagt Lombardo. Es sei faszinierend, wie diese Vogelart ihre Ernährung umstellen kann: «Sie sind eigentlich Samenfresser und deshalb darauf angewiesen, dass Getreide im Winter stehen bleibt.» Während der Brutzeit stelle die Grauammer ihre Ernährung auf proteinreiche Insekten um. «Die Weibchen füttern die Jungvögel je nach Grösse mit Heuschrecken oder Raupen.»

Lucas Lombardo von Birdlife Schweiz ist derzeit fast täglich im Grossen Moos bei den Grauammern. 
Etelka Müller

«Die Vögel unterscheiden eben nicht zwischen geschützten Flächen und von der Landwirtschaft bestellten Feldern», sagt Lucas Lombardo. Er und seine Kolleginnen und Kollegen versuchen nun zu verhindern, dass die Nester samt Eiern oder Küken vermäht oder von Maschinen überfahren werden. «Wir suchen das Gespräch mit den Bäuerinnen und Bauern, um dieser sehr bedrohten Art unter die Flügel zu greifen.» Das geschehe schon in Kooperation mit dem Kanton Bern, «mit dem Kanton Freiburg ist ein Ausbau der Zusammenarbeit wünschenswert». 

Die Grauammer ist eine Art, die uns gut aufzeigt, was in der Landwirtschaftspolitik falsch läuft.

Lucas Lombardo
Projektleiter Artenförderung Birdlife

«Die Landwirte können nichts dafür», stellt Lucas Lombardo klar. Die Grauammer sei die Botschafterin für das Problem, «und wir wollen sie nicht auch noch verlieren». Der Haken ist der von Bund und Kantonen für Ökowiesen festgelegte Termin 15. Juni: «Mitte Juni befinden sich Grauammern mitten in der Aufzucht. Alle Ökowiesen werden dann gleichzeitig gemäht und es bleibt kein Lebensraum für die Grauammer mehr übrig.»

Einen Monat später, also Mitte Juli, sei es für die Grauammer kein Problem mehr, wenn die Mähmaschinen auffahren: «Früher war es in unseren Kulturlandschaften so, dass aufgrund der fehlenden Mechanisierung die Wiesen Stück für Stück gemäht wurden. Dadurch gab es immer Flächen, die den Lebensraumansprüchen verschiedener Arten entsprachen. Wenn heute alle Wiesen innert kürzester Zeit gemäht werden, funktioniert dieses System nicht mehr.»

Zu 50 Prozent Tierfutter

Das Gras länger stehen und höher wachsen zu lassen, sei eigentlich kein Problem, gerade bei der aktuellen Trockenheit: «Es gibt die Angst, dass die hohen Gräser kippen und dann am Boden verfaulen. Es ist im Moment aber weder nass noch kalt.» Auch erhielten die Landwirte neben den Zahlungen des Bundes in der Höhe von bis zu knapp 3000 Franken pro Hektare für qualitativ hochwertige Ökoflächen je nach Kanton zusätzliche Gelder fürs länger stehen lassen und für allfällige Ertragseinbussen.

Lombardo wünscht sich ein Umdenken: «Auch Ökowiesen sind produzierende Flächen. Landwirte können Ökologie und Biodiversität produzieren und nicht nur Lebensmittel.» Das oft vorgebrachte Argument der Ernährungssicherheit für die Bevölkerung habe gerade im Seeland einen Haken:

Hier wird auf rund 50 Prozent des Ackerlands Tierfutter angebaut.

Lucas Lombardo
Projektleiter Artenförderung Birdlife

«Mensch und Natur – wir brauchen einander, es hängt alles zusammen», betont Lucas Lombardo. Der Kanton Bern unterstütze das Projekt mit einem substanziellen Betrag für einen Zeitabschnitt von fünf Jahren. Er komme im Moment fast täglich ins Grosse Moos, um nach den Grauammern zu schauen. «Wir machen hier eine riesige Feuerwehrübung.» Toll sei, dass es in den Strafanstalten Witzwil einen Ökologieverantwortlichen gebe. Und ganz besonders freue er sich, «wenn die jungen Grauammern herumhüpfen». Die kleinen «Jumplinge» würden alle zehn Minuten von ihrer Mutter mit Insekten gefüttert: «Ich könnte die Uhr stellen: Sie kommt alle zehn Minuten mit einem prall gefüllten Schnabel zurück.» Die Arbeit lohne sich: «Wenn wir etwas tun, reagiert die Natur sofort.» Ursprünglich sei die Parzelle für den Kiebitz ausgeschieden worden, «nun kann auch die Grauammer davon profitieren». 

Wer das Grauammer-Männchen singen hört, findet es meist auf dem höchsten Grashalm. Dort hat es den besten Überblick. 
Etelka Müller

Lichtblick

Förderprojekt läuft seit 2015

Die Grauammer ist in der Schweiz nur in den Niederungen und teilweise den Alpentälern verbreitet. Seit den 1970er-Jahren verschwand sie aus vielen Gebieten. Die Art bewohnt klimatisch begünstigte Ackerbaugebiete und Wiesen mit abwechslungsreicher Nutzung und hohem Strukturreichtum. Mit der Industrialisierung der Landwirtschaft hat sie stark abgenommen. Heute bewohnt sie in der Schweiz in erster Linie Ackerbaugebiete mit einem hohen Anteil an qualitativ hochwertigen Ausgleichsflächen.

Die Grauammer ist eine Prioritätsart im Programm «Artenförderung Vögel Schweiz» von Birdlife Schweiz und der Vogelwarte Sempach mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt. Seit 2015 läuft ein Förderprojekt zugunsten der Grauammer im Grossen Moos, das auch der Dorngrasmücke, der Feldlerche, der Turteltaube, dem Steinkauz und weiteren Arten des Kulturlandes zugutekommt.

Nach einem schlechten Jahr 2021 ohne Bruterfolg musste Birdlife Schweiz für 2022 und 2023 laut einer Mitteilung mit dem Schlimmsten rechnen. Entgegen allen Erwartungen könne der Verein das Brutjahr 2022 jedoch als kleinen Lichtblick betrachten: Infolge eines schweizweiten Einfluges von Grauammern, vermutlich aufgrund der extremen Dürre in Südeuropa, haben laut der Vogelschutzorganisation 40 Sänger das Grosse Moos besiedelt. Daraus seien 21 Brutpaare entstanden und davon 11 erfolgreiche Bruten. Besonders erfreulich sei die Tatsache, dass auch die Kiebitzförderflächen bei den Grauammern Anklang finden: Drei erfolgreiche Bruten hätten sich in diesen speziell für die Kiebitze eingesäten Rotationsbrachen befunden. emu

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