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Offline

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Eine kurze Massennachricht, das soll reichen. Höchst offiziell verabschiede ich mich von meinem digitalen Lebenskompass. Ich gehe offline – und zwar freiwillig.

Mein neues Smartphone wird kurzerhand gegen ein herkömmliches Mobiltelefon eingetauscht, der Fokus auf das Nötigste gerichtet: SMS und Telekommunikation. Wobei sich Ersteres so ganz ohne Touchscreen als mühsame Fingergymnastik erweist. Es vergehen nur wenige Minuten, bis mich die ersten, mit Fragezeichen übersäten Nachrichten erreichen. «Ist das so ein Alica-Ding?», «Wieso?», «Handy kaputt?»: Fragen über Fragen. Nein, mein Smartphone ist völlig funktionstüchtig. Mag sein, dass es sich hierbei um so ein «Alica-Ding» handelt, und dem bleibt anzufügen: Wieso nicht?

Heben Sie den Blick. Sie werden rasch erkennen, woher meine Motivation rührt.

Heutzutage ist das Smartphone ein ständiger Begleiter. Ist es nicht in Gebrauch, so liegt es auf dem Tisch oder findet seinen Platz zumindest immer in greifbarer Nähe. Ich wage dabei zu behaupten, dass sich die sinnvoll genutzte Zeit, die wir täglich auf unseren Geräten verbringen, auf maximal eine Stunde beschränkt.

Wie viel Zeit das ständige Rauf- und Runterscrollen auf Facebook und Co. dagegen in Anspruch nimmt, wie uns die ganzen Eindrücke unbewusst beeinflussen und wie abhängig wir letzten Endes davon werden, gerät leider oft in den Hintergrund.

Erschwerte Planung

Nach einem Monat offline ziehe ich Bilanz. Freunde habe ich noch. Gesagt sei: Dort, wo die Quantität meiner Texte zurückgeht, zeigt sich im Gegenzug ihre Qualität. Die Summe verpasster Busse und Züge hat sich minimiert, mein Schlafrhythmus stabilisiert, und auch die restlichen Bereiche meines Lebens stehen nicht steiler kopf als bisher. Gewiss bedarf das strukturierte Vororganisieren einen kleinen Mehraufwand, ist aber per se nichts Negatives. Selbst da, wo mich die digitale Abstinenz persönlich nicht tangiert, trifft es mein Umfeld deutlich härter. Auch wenn ich sie nicht erwarte, bin ich in Sachen Planung und Organisation auf Extrawürste angewiesen – was meinen Mitmenschen einiges erschwert. (Danke all denen, die mich stets auf dem Laufenden hielten.)

Zwingend entziehe ich mich Verantwortungen, die mir durch meine virtuelle Präsenz normalerweise zufallen würden, und «delegiere» diese an mein Umfeld. Das Smartphone-Nichtnutzen erlangt heutzutage somit durchaus egoistischen Charakter. Ein Resultat gesellschaftlichen Zwangs? Natürlich bedeutet ein Smartphone Mobilität und leichten Informationsabtausch, damit einhergehend fordert es aber permanente ­Erreichbarkeit.

Trotz langem Hin und Her sehe ich mich aber nicht gewillt, meinen «alten Knochen» von Handy abzugeben. Wenn auch nicht für immer, so bleibe ich doch bis auf weiteres ­offline.

Kurzinterview

Nur wenige Jugendliche sind süchtig

Philippe Wampfler ist Schweizer Autor, Dozent und Lehrer für digitale Bildung. Der Fokus seiner Arbeiten liegt auf den Entwicklungsmöglichkeiten gymnasialer Bildung unter den Bedingungen der Digitalisierung.

Was bedeutet das Smartphone heute im Leben der Jugendlichen?

Philippe Wampfler: Auf dem Smartphone werden heute alle Medien an einem Ort gebündelt. Briefkasten, Fernseher, Musikanlage – alles geht heute über das Smartphone. Dadurch bekommt dieses eine Objekt sehr viel Aufmerksamkeit, die sonst auf Verschiedenes verteilt war. Es wird zu einem zentralen Punkt im Leben der Jugendlichen.

Das Smartphone hat man immer dabei und damit auch die Sozialen Medien. Sind heute alle Jugendlichen süchtig nach Social Media?

Nur weil einer Person etwas wichtig ist und sie es oft macht, heisst das noch nicht, dass sie süchtig danach ist. Keinem regelmässigen Kinogänger wird vorgeworfen, dass er kinosüchtig ist. Süchtig ist nur, wer körperliche Beschwerden bekommt, wenn er etwas nicht mehr nutzen kann. Das ist in Bezug auf Social Media vielleicht bei fünf bis zwölf Prozent der Jugendlichen der Fall.

In welchen Situationen werden die Sozialen Medien besonders oft genutzt?

In Zeiten des Leerlaufs. Wenn Menschen sich zu wenig gefordert oder überfordert fühlen. Um der Situation zu entgehen, zückt man dann das Smartphone, sieht sich auf Youtube Videos an oder scrollt bei Facebook durch die Timeline. Das ist aber nicht immer schlecht. Sagen wir, ein Jugendlicher muss zwanzig Minuten beim Arzt warten. Dank dem Handy geht die Zeit wie im Flug vorbei. Was unangenehm wäre, wird dadurch zu etwas Angenehmem. Schliesslich langweilt sich niemand gerne.

Tatjana Pürro

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