Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Pädagogisch wertvolles Leimschnüffeln

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Ich wurde in der ersten Klasse angefixt. Von «Fröili» Amrein, meiner Primarlehrerin. Und ich bin bis heute nicht ganz davon losgekommen. Von den Bastelbögen nämlich. Es war ein festes Ritual: Jeden Herbst legte unsere Lehrerin in einer Stunde auf den Pulten die lang ersehnte Ware aus. Wir prüften das Angebot, fachsimpelten und durften am Schluss unsere Bestellung aufgeben.

Unzählige Stunden verbrachte ich mit Ausschneiden, Falten und Kleben. Dass die bunten Kartonbögen pädagogische Wunderwaffen waren, ging mir erst später auf. Nicht nur sollten die Bögen bei den jungen Bastlern Ausdauer, Genauigkeit und handwerkliches Geschick schulen. Jede Bastelarbeit war auch eine anschauliche Lektion in Heimatkunde. Beim Basteln lernte ich spielerisch die regionalen Unterschiede der Schweizer Bauernhausarchitektur kennen, werkelte mich durch die Schweizer Burgenlandschaft und mühte mich mit den Marksteinen der Schweizer Mobilitätsgeschichte ab: Die Blériot von Bider kriegte ich noch halbwegs hin, aber an den filigranen Speichen der Gotthardkutsche oder den fiesen Rundungen der Spanisch-Brötli-Bahn scheiterte ich.

Meinen beschränkten bastlerischen Fähigkeiten zum Trotz hatte ich am Ende meiner Primarschulzeit einen halben Ballenberg und mein privates Verkehrshaus auf dem Bücherregal stehen. Denn die Bögen machten Spass. Wobei ich vermute, dass das Glücksgefühl, das sich beim Basteln zuverlässig einstellte, zumindest zum Teil den Dämpfen aus der Cementit-Tube geschuldet war.

Die Bastelbögen des pädagogischen Verlages des Lehrerinnen- und Lehrervereins Zürich gibt es seit fast 100 Jahren. Manche Sujets sind seit Jahrzehnten im Angebot und noch heute werden jährlich Hunderttausende Bögen verkauft. Ganze Generationen sind damit gross geworden. Die halbe Schweiz lässt sich zusammenkleben. Die halbe Schweiz hat sie zusammengeklebt. Da ist es nicht verwegen zu behaupten, dass die Bastelbögen der heimliche Klebstoff der Nation sind. Sollten eine vegane Wolfsfeministin aus Zürich mit einem SVP-Schafzüchter aus dem Oberland im Lift stecken bleiben, sie fänden wohl wenig Gemeinsamkeiten. Aber ich bin sicher, dass sie beide in ihrer Schulzeit die Kyburg zusammengebastelt haben.

Aus Nostalgie und als Beitrag zum nationalen Zusammenhalt habe ich mir deshalb im Internet einen Bastelbogen bestellt. Die Spanisch-Brötli-Bahn, vor der ich als Kind kapituliert habe. Eine extragrosse Tube Leim liegt schon bereit. Für ein paar glückliche Bastelstunden –, selbst wenn ich die Zylinder nicht perfekt hinkriege.

Bezugsquelle: www.paedag.ch

Meistgelesen

Mehr zum Thema