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Paukenschlag vor der politischen Sommerpause 

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Alain Bersets angekündigter Rücktritt überrascht – wenn auch nicht alle gleichermassen. Die Freiburger Politelite äussert sich zurückhaltend zum Entscheid, den zwar viele irgendwann erwartet haben, nun aber, da er ihn bekannt gegeben hat, doch zu Erstaunen führt.

Auch wenn es insbesondere im Rahmen seiner erneuten Wahl zum Bundespräsidenten Ende letzten Jahres öfters als mögliches Szenario zu hören und zu lesen war: Alain Bersets Rücktrittserklärung vom Mittwochmittag kam insgesamt doch überraschend. Die Ankündigung hat auch das politische Freiburg kurz vor der Sommerpause auf dem falschen Fuss erwischt. Auch hier zeigt sich in einer Umfrage zwar niemand wirklich über die Ansage überrascht: Zwischen den Zeilen sind die Reaktionen weitgehend unaufgeregt. Entsprechend betonen auch viele Befragte, dass es sich technisch betrachtet nicht um einen Rücktritt handelt, sondern Berset einfach nicht mehr für eine weitere Legislaturperiode zur Wiederwahl antritt.

Der Parteikollege

Jean-François Steiert, heute SP-Baudirektor, war vor rund 20 Jahren, als Bersets politischer Stern langsam aufging, in Bundesbern als Generalsekretär der SP aktiv. Steiert zeigte sich nicht ganz überrascht von Bersets Entscheid: «Es ist der Schluss einer relativ langen, soliden Periode. Berset konnte in zentralen Themen wie Gesundheit und Altersversorgung Akzente setzen.

Während der Covid-Pandemie hat er bewiesen, dass er unser Land durch eine Krise führen kann.

Auf die national intensiv diskutierten privaten Skandale von Berset angesprochen, meinte Steiert, dass es heikel sei, Politisches mit Privatem zu vermischen: «Wenn gute politische Arbeit geleistet wird, so ist meiner Ansicht nach die Mission erfüllt. Wie jemand privat sein Leben führt, ist sekundär.» Für Steiert bleibt Berset als Bundesrat in Erinnerung, der «klare Ideen hat und als sozialdemokratischer Bundesrat auch die Schwächeren in der Gesellschaft nicht vergisst.»

Der Staatsratspräsident

Der Freiburger Staatsratspräsident Didier Castella (FDP) findet für den abtretenden SP-Bundesrat lobende Worte: «Ich möchte mich bei Alain Berset bedanken. Er hat sich ganz stark für die Schweiz engagiert, aber auch für den Kanton Freiburg.» Castella erwähnt als besonderes Verdienst des Gesundheitsministers und Vorstehers des Innendepartements die schwierige Periode während der Covid-Pandemie, als der Kanton Freiburg vom direkten Draht nach Bundesbern profitieren konnte.

Die Zusammenarbeit der Freiburger Regierung mit Bundesrat Berset war ausgezeichnet.

Der SP-Kantonalpräsident

SP-Parteipräsident Thomas Gremaud zeigt sich auf Anfrage zwar nicht besonders überrascht, wie er sagt: «Es ist etwas, das in der Luft lag und seit einiger Zeit kursierte.» Aber als er von der Ankündigung erfuhr, kam sie dann doch auch für ihn aus heiterem Himmel. «Die Nachricht heute, ja, die überrascht mich.» Er habe jedoch Verständnis dafür, dass der Pandemie-Minister nach so vielen, mithin auch schwierigen Jahren als Bundesrat aufhören möchte.

Sein Rücktritt wird ihm erlauben, wieder Zeit mit seiner Familie zu verbringen und Ruhe zu finden.

Gremaud äussert die Vermutung, dass mit Bersets Abgang der Freiburger Vertretung im Bundesrat ein wichtiger ständiger Kontakt in die Kantonsregierung abhanden kommt, dass die neun National- und Ständeräte gewissermassen das rote Telefon in den Bundesrat verlieren.

Der Alt-Ständerat 

Der frühere CVP-Ständerat und ehemalige Staatsrat Urs Schwaller bedauert Bersets Abtritt: «Ich hatte das Gefühl, dass er noch mindestens eine halbe Legislatur mitmachen würde.» Andererseits vermutet Schwaller, der während ganzen acht Jahren mit Berset das Freiburger Duo im Stöckli bildete, dass der SP-Bundesrat wohl seine Gründe dafür gehabt hat. «Es ist eigentlich auch typisch für ihn, dass er das jetzt frühzeitig ankündigt.» Damit liesse sich sein langjähriger Ratskollege auch genug Zeit, seine Nachfolge vorzubereiten. Der Entscheid kam für Schwaller trotz allem überraschend, wie er auf Nachfrage einräumt:

Es hat nichts auf seinen Rücktritt hingewiesen.

Er habe jedoch Verständnis dafür, dass sich Berset zurückziehen will: «Der persönliche Druck und der Druck auf die Familie wurden vermutlich so gross, dass er diese Entscheidung gefällt hat.» 

Die Kantonsregierung

Der Staatsrat würdigt in einer Mitteilung das Engagement von Berset, seinen politischen Werdegang und seinen Mut.

Er hat der Eidgenossenschaft seinen Stempel aufgedrückt und den Namen Freiburgs hochgehalten.

Die Kantonsregierung habe die Meldung mit grosser Überraschung zur Kenntnis genommen. Berset habe immer seine Verbundenheit mit seinem Heimatkanton deutlich gemacht und sei trotz seines vollen Terminkalenders der Bevölkerung und den Behörden immer nahe gewesen. Auch der Freiburger Staatsrat hob Bersets Führungsarbeit – insbesondere im Kampf gegen die Pandemie – hervor.

Der politische Mitstreiter

Christian Levrat, der Alain Berset als Freiburger Ständerat folgte, bevor letzterer bundesrätliche Weihen empfing, möchte sich nicht zum Rücktritt seines langjährigen Weggefährten äussern. Er lässt ausrichten, dass er sich als Präsident der Schweizer Post und von Unicef Schweiz nicht zu Aktualitäten wie diesen äussern möchte. Levrat bildete während vieler Jahre zusammen mit Berset ein Freiburger SP-Power-Tandem in Bundesbern, zuletzt als Ständerat, ebenfalls mit CVP-Vertreter Urs Schwaller.

Zur Person

Alain Berset, Freiburger SP-Bundesrat

Alain Berset wurde als Sohn einer hochpolitischen, sozialdemokratischen und sportlichen Familie am 9. April 1972 in Freiburg geboren. Der Sohn der früheren SP-Kantonalpräsidentin und langjährigen Grossrätin Solange Berset ist Bürger der Seebezirksgemeinde Misery-Courtion und hat Wohnsitz in Belfaux. Er ist verheiratet, war in seiner Jugend ein ausgezeichneter Mittelstreckenläufer und hat drei Kinder. Er hat an der Universität Neuenburg Politikwissenschaften abgeschlossen und 2005 sein Doktorat als Wirtschaftswissenschaftler gemacht. Berset war strategischer Berater bei der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Neuenburg. 2003 wurde er Ständerat für den Kanton Freiburg, zuvor war er SP-Fraktionschef im Verfassungsrat. 2011 wurde er mit 39 Jahren einer der jüngsten Bundesräte der Geschichte. Er setzte sich damals gegen den Waadtländer SP-Regierungsrat Pierre-Yves Maillard durch. Er ist heute das amtsälteste und mit 52 Jahren zugleich das jüngste Mitglied der Landesregierung. Aktuell ist er nach 2018 zum zweiten Mal Bundespräsident. Zuletzt machte Berset aufgrund verschiedener Affären ausserhalb seiner eigentlichen Dossiers Schlagzeilen – einerseits rund um die Corona-Leaks, andererseits wegen einer in Frankreich erzwungenen Landung als Pilot eines Privatflugzeugs sowie durch eine aussereheliche Liaison. In diesem Zusammenhang wurde er einmal von einer ehemaligen Geliebten erpresst. fca

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