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Personalmangel bei den Nutztierärzten

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Die Personalsituation bei den Grosstierärzten ist kritisch. Auch Martin Kunz aus Kerzers fehlen die Fachkräfte. Er erzählt von den Schwierigkeiten und Problemen im beruflichen Alltag.

Martin Kunz ist Grosstierarzt und führt seit 21 Jahren eine Praxis in Kerzers. Seit 13 Jahren ist er auch als amtlicher Tierarzt im Seebezirk tätig. Zusammen mit drei angestellten Tierärztinnen und einer Praxisassistentin ist er in der Region für rund 200 Kundinnen und Kunden zuständig. Die meisten davon sind Landwirte, Schaf- oder Pferdehalter. Der Bereich, den er abdeckt, reicht von Mont-Vully bis fast nach Bern: «Ausser mir ist in der Nähe niemand. In der Regel fahren wir aber maximal 25 Minuten», erklärt er. In seiner Branche müsse es schnell gehen. Behandelt wird praktisch nur beim Kunden. Das Dienstfahrzeug von Kunz gleicht deshalb einer Praxis auf vier Rädern – vollgepackt mit Medikamenten und Werkzeugen.

Momentan fehlen dem Nutztierarzt nach einer Kündigung 60 bis 80 Arbeitsprozente. Er hat deshalb im Juni ein Inserat veröffentlicht – schweizweit. Er bekam keine einzige Antwort. «Ich suche mittlerweile in Deutschland und in Belgien», sagt Kunz. Im Bereich Nutztiere – hier sei die Situation noch prekärer als bei den Kleintierärzten – sei es aufgrund des europaweiten Personalmangels inzwischen üblich, auch im Ausland nach Arbeitskräften zu suchen. In Kerzers komme für die Personalsuche erschwerend hinzu, dass Zweisprachigkeit vonnöten sei. Eine mögliche Personalquelle sind Studienabgänger. Diese können jedoch aufgrund mangelnder praktischer Erfahrung nicht sofort eingesetzt werden:

Ich muss Studentinnen und Studenten rund ein Jahr einführen, damit sie im Berufsalltag überleben.

Martin Kunz
Eigentümer einer Tierarztpraxis

Für Kunz ist eine Anstellung von Studienabgängern im ersten Jahr also eine reine Investition. Seit 2022 gehört ein Praktikum im fünften und letzten Studienjahr zum Curriculum.

Martin Kunz bei der Untersuchung eines Kalbs.
Bild: Charles Ellena

Zu wenig Nachwuchs

«Es gibt zu wenig Studienplätze, um den Bedarf an Tierärzten zu decken», meint Kunz. Hinzu komme, dass ein Numerus clausus bestehe, der darauf ausgelegt sei, die Studentinnen und Studenten auszuwählen, die durch das Studium kommen. «Ob sie das Zeug haben, um Tierärztin oder Tierarzt zu werden, wird nicht ermittelt. Viele Studierende wissen nicht einmal, was dieser Beruf bedeutet», sagt Kunz. Die Ausstiegsrate sei entsprechen hoch. Was das für Folgen haben kann, zeigt der Arzt an einem Rechenbeispiel. Eine Studentin im fünften Jahr in Bern habe ihm mitgeteilt, dass von den 120 Personen, die mit ihr das Studium begonnen hatten, 60 ausgeschieden seien oder aufgehört hätten. Von diesen 60 wiederum wählten rund 15 den Schwerpunkt Nutztierarzt. Zusammen mit etwa 15 Studierenden aus Zürich sind das schweizweit also rund 30 Personen.

Hinzu komme, dass davon rund 80 Prozent Frauen seien, die laut Kunz nach der Familiengründung grösstenteils Teilzeit arbeiten. «Es bleiben also noch rund 20 Vollzeitstellen übrig», rechnet Kunz vor. Ein Teil davon gehe an die Universitäten, zum Veterinäramt, in die Pharmaindustrie oder spezialisiere sich. «Alleine in den letzten zwei Jahren wurden gesamtschweizerisch 150 neue Stellen für Tierärztinnen und Tierärzte auf Ämtern geschaffen. Dies bei einer jährlichen Ausbildung von 120 Personen», erklärt Kunz. Was am Ende für die Tierarztpraxen bleibe, sei sehr bescheiden.

Engpässe bei den Medikamenten

«Es ist eine anspruchsvolle Arbeit», sagt Kunz über seinen Beruf. Es gebe psychischen und physischen Stress. Hinzu kommen unregelmässige Arbeitszeiten mit Nacht- und Wochenenddienst. Kunz hat sich so organisiert, dass er sich den Wochenenddienst mit zwei anderen Praxen aufteilt, anders wäre dieser nicht zu bewältigen.

Viel Zeit nimmt auch die wachsende Administration in Anspruch: Jedes verwendete Antibiotikum muss einzeln registriert, jede Behandlung in einem Journal festgehalten werden. «Vor 20 Jahren, als ich angefangen habe, war das völlig anders», stellt Kunz fest. Weiter sei die Beschaffung der Medikamente aufgrund von häufigen Engpässen enorm schwierig. «Plötzlich ist ein Medikament für fünf Monate nicht mehr verfügbar», sagt Kunz. Dabei handelt es sich auch um Medikamente, die unverzichtbar sind. Manchmal sei es möglich, diese mit Spezialbewilligung aus dem Ausland zu importieren.

Was muss sich ändern?

«Ich habe ausschliesslich Frauen angestellt, und sie machen ihre Arbeit wunderbar, aber die Feminisierung und die damit verbundene Tendenz zu mehr Teilzeit ist ein Teil des Problems», meint Kunz. Diese sei bei der Generation Z auch generell festzustellen. Viele würden den Beruf laut Kunz nicht mehr als Berufung sehen und seien dementsprechend auch nicht bereit, eine Praxis zu übernehmen. Sie arbeiten lieber bei grösseren Praxen mit weniger oder gar keinem Wochenend- und Nachtdienst, so der Tierarzt weiter.

Ein weiteres Problem im Berufsalltag sei die Agrarpolitik:

Wenn die Bauern bessere Preise für ihre Produkte erhalten würden, könnten sie auch mehr in ihre Tiere investieren.

Martin Kunz
Tierarzt

Inzwischen fragen sich die Bauern immer mehr, ob sich eine Behandlung oder Operation überhaupt lohnt oder ob sie das Tier gleich schlachten sollen. Schlussendlich führt laut Kunz eines zum anderen: «Wenn die Bauern in der Lage sind, mehr zu machen, wird unser beruflicher Alltag spannender, und auch die Löhne erhöhen sich». Diese sind im ersten Jahr mit 68’000 bis 75’000 Franken tiefer als bei anderen Akademikern.

Es brauche mehr Studienplätze, meint Kunz. Des Weiteren müsse bereits vor dem Studium ein Eignungsgespräch oder ein Praktikum erfolgen, um die Ausstiegsquote zu reduzieren. Für eine vereinfachte Medikamentenbeschaffung unterstützt er eine Initiative zur medizinischen Versorgungssicherheit, welche die Produktion von Medikamenten in der Schweiz fördern und die Lieferketten aus dem Ausland sicherstellen soll. Mittlerweile wird auch die Subventionierung der Branche thematisiert, so zum Beispiel in Deutschland. Wie diese aussehen soll, weiss Kunz nicht. Für ihn ist jedoch klar, dass etwas gemacht werden muss, andernfalls werde es früher oder später nicht mehr möglich sein, die medizinische Grundversorgung der Nutztiere zu gewährleisten – oder Veterinärtechniker mit ausbildnerischer Schnellbleiche übernehmen diese. Das wäre das Ende des Berufs.

Ein vielseitiger Beruf

Trotz der Schwierigkeiten ist Martin Kunz die Leidenschaft für seinen Beruf anzusehen. Diese sei auch nötig, meint er. Seine Arbeit sei sehr vielseitig, denn sie verbinde Handwerk und Medizin. 

«Das Schönste sind die guten Kontakte mit den Tierbesitzern. Bei den Grosstieren ist man irgendwann ein enger Berater der Bauernfamilie. Schlussendlich behandelt man nicht nur das Tier, sondern auch den Menschen», sagt Kunz.

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