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Poulet: Innovativ oder umweltschädlich?

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Micarna will die Geflügelproduktion von Courtepin nach St-Aubin verschieben. Dieses Vorhaben hat für viel Gegenwind gesorgt. Vor Ort fand nun eine Debatte zum Thema statt.

Der Saal im Estrich des Schlosses von St-Aubin war prall gefüllt. Einige sassen am Boden, andere versuchten von den Eingängen aus einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen. Die Stimmung wirkte angespannt. Das Thema der heutigen Debatte schlägt schon seit Monaten hohe Wellen: Die geplante Verlegung der Geflügelproduktion der Micarna von Courtepin nach St-Aubin (die FN berichteten).

Kanton benötigt Arbeitsplätze.

Die Anwesenden unterhielten sich über die Umwelteinflüsse des Projekts, den Nutzungszweck des Agrico-Geländes – dort wo in Zukunft der neue Schlachthof stehen soll –, und das offensichtlich unterschiedliche Verständnis von Innovation. Fürsprecher des Projekts waren Staatsrat Jean-François Steiert (SP) und Lutz von Strauss, Verantwortlicher für den neuen Schlachthof bei Micarna. Die Kontrahenten waren Grossrätin Tina Raetzo (Grüne) und Alaric Kohler, Gründer der Bürgervereinigung Eco-Transition.

Die Moderation übernahm François Mauron, Chefredaktor von «La Liberté». Dieser nahm zu Beginn die Beweggründe von Micarna für die Verlegung der Produktion unter die Lupe. «Unser Gebäude in Courtepin ist 60 Jahre alt», erläuterte von Strauss. Eine Renovation des Altbaus sei aufgrund der damit bedingten mehrjährigen Schliessung des Schlachthofs nicht möglich. Da die Migros-Tochter im Kanton Freiburg bleiben wolle, habe sich das Unternehmen für den Standort St-Aubin entschieden. Raumplanungsdirektor Steiert bekräftigte daraufhin die Bedeutung des Projekts für den Werkstandort Freiburg. «Das Projekt ist nicht perfekt», räumte Steiert ein, es habe jedoch unter dem Strich deutlich mehr Vor- als Nachteile.

Viel Interesse: Der Saal im Schloss St-Aubin war prall gefüllt.
Bild Charly Rappo

Überhastet, überdimensioniert und umweltschädlich

Projektgegner Kohler warf den Verantwortlichen vor:

Die Umwelteinflüsse des Projekts werden ignoriert.

Alaric Kohler
Gründer Bürgervereinigung Eco-Transition

Es wirke, als habe man keine Zeit mehr, stellte Kohler weiter fest. Das Projekt sei erst halbgar, viele Fragen seien noch offen. Die Politiker sollen seiner Meinung nach den lokalen Widerstand ernst nehmen. Er betonte dabei mehrmals, dass er nicht generell gegen Fleischkonsum sei. Er finde jedoch den Standort unangebracht. Des Weiteren werde die Erweiterung von Kapazitäten zur Fleischproduktion unweigerlich auch den Konsumenten in eine falsche Richtung lenken.

Das grösste Anliegen von Grossrätin Raetzo war der erwartete hohe Wasserbedarf der Anlage. Dies in einer Region, die im Sommer schon jetzt zu wenig davon habe. Ausserdem sei der geplante Schlachthof überdimensioniert. Raetzo plädierte deshalb für mehrere, aber dafür kleinere Schlachthöfe. Sie begründete ihre Kritik mit dem hohen CO2-Ausstoss durch den Transport, denn die Poulets, die zukünftig in St-Aubin produziert werden sollen, würden schweizweit transportiert. Der zweite grosse CO2-Verursacher sei die Nahrung. Hier sei Geflügel generell problematisch, weil 80 Prozent des verfütterten Sojas importiert werde. Von Strauss bestätigte daraufhin, dass eine Verteilung der Produktion geprüft wurde. Die sei jedoch nicht ohne Qualitätseinbussen und Preiserhöhungen möglich.

Verkehrsschonende Alternativen

Ein Kritikpunkt aus der Bevölkerung betraf den Verkehr. Steiert stellte klar:

Mehr Poulet heisst nicht mehr Verkehr.

Jean-François Steiert
Staatsrat

Er betonte, dass Bürogebäude deutlich mehr Verkehr verursachten als der geplante Schlachthof. Seine beiden Kontrahenten konterten mit den für den Transport nötigen Lastwagenfahrten.

Was ist Innovation?

Die Diskussion kulminierte in einer Debatte über den Nutzungszweck des als «Innovationscampus» angepriesenen Agrico-Geländes. Es zeigte sich, dass die Vorstellungen der Anwesenden über den Begriff Innovation stark auseinandergehen. Für Raetzo brauche es dort Firmen, die aktuelle Trends aufnehmen und innovative Produkte herstellen. Momentan sind viele Start-ups dort beheimatet. Die Micarna passe dort nicht hin. Steiert erinnerte daran, dass nicht nur Start-ups innovativ sind und dass Innovation auch an Orten zu finden sei, an denen man sie nicht erwarte: «Poulet mit der halben Menge Wasser zu produzieren, ist auch Innovation», bekräftigte er. Von Strauss erwartet dank neuer Technologien nämlich eine Reduktion der verwendeten Wassermenge pro Poulet von 16 auf unter 10 Liter. Mit dem modernen Gebäude, dem Verzicht auf fossile Energien und dem verbesserten Tierwohl will die Micarna laut von Strauss nachhaltig und innovativ sein. Weiter stellte er klar, dass die Produktionszahlen in den Medien nicht stimmen. Micarna plane mit St-Aubin eine Reduktion und keineswegs eine Erhöhung der Produktionsmenge. Sie soll von aktuell 34 auf rund 30 Millionen sinken. Der neue Schlachthof soll 2028 die Arbeit aufnehmen.

Neuer Standort

Der Agrico-Campus

Das Agrico-Gelände bei St-Aubin ist ein Beispiel für die neue Philosophie, die der Kanton und seine Anstalt für die aktive Bodenpolitik auf Industriearealen umsetzen wollen. Dies sagte Staatsrat Jean-François Steiert vor den Medien letztes Jahr. Auf dem insgesamt 270’000 Quadratmeter grossen Gelände sollen sich in Zukunft Unternehmen niederlassen, die sich mit Landwirtschaft, Ernährung oder Biomasse befassen. An diesem neuen Arbeits- und Begegnungsort haben sich bereits ein Dutzend KMU und Start-ups in sanierten Büroräumlichkeiten angesiedelt. Bis 2034 rechnet der Kanton mit 1600 neuen Arbeitsplätzen in der Region. Mit dem neuen Standort der Micarna sollen schon mal 500 angesiedelt werden. oba

Chronologie

Ein neuer Schlachthof

Seit 2020 plant Micarna, die Geflügelproduktion von Courtepin auf das Agrico-Gelände nach St-Aubin zu verschieben. Gegen den neuen Schlachthof regte sich Widerstand. Ende 2022 reichte die Bürgerinitiative Eco-Transition La Broye eine Petition gegen das Projekt ein. Dieses stehe nicht in Einklang mit dem Ziel, den Fleischkonsum aus ökologischen Gründen zu senken. Später reichte auch Greenpeace Schweiz Beschwerde gegen den neuen Nutzungsplan ein und kritisierte das Projekt scharf. Die vielen Beschwerden wurden abgewiesen, es konnte ein Kompromiss gefunden werden. Der Kanton verkaufte die 93’000 Quadratmeter grosse Parzelle an Micarna. Ein Rekurs von Greenpeace ist noch hängig (Die FN berichteten). oba

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