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Rektor befürchtet Kompetenzverlust

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Haben Sie damals geahnt, welche politische Dimension es annehmen würde, als sich ein Schweizerisches Zentrum Islam und Gesellschaft an der Universität Freiburg konkretisierte?

Nein, erwartet habe ich das nicht. Ich bin nur erstaunt, dass der neuste parlamentarische Vorstoss gemacht wurde, nachdem der Staatsrat auf die Interpellation von zwei der jetzigen Unterzeichnenden aus dem Lager der SVP eine sehr ausführliche Antwort gegeben hat. Die Themen, die jetzt in diesem Mandat wieder aufgegriffen sind, sind weitgehend die gleichen, die bereits in der ersten Anfrage auftauchten. Ich stelle fest, dass ein Teil des Grossrats dem Staatsrat kein Vertrauen schenkt. Dass es politische Rückfragen gibt, ist normal. Ich merke aber, dass es mehr ist als nur Rückfragen. Es geht um eine entschiedene Weigerung, ein solches Projekt zu unterstützen.

 

 Wird demnach Aufklärung nicht sehr viel bringen?

Das weiss ich nicht. Ich hoffe, dass dieses Projekt realisiert werden kann und dass im Parlament das Verständnis dafür überwiegt. Für mich ist wichtig, dass zu diesem Projekt eine gute Information darüber stattfindet, was das Projekt beinhaltet und was es nicht ist.

 

 Sind Sie besorgt über die Realisierung des Zentrums Islam und Gesellschaft?

Es macht mir Sorgen, weil ich mit diesem Projekt vorankommen möchte. Es ist von langer Hand vorbereitet worden: Die Idee geht zurück auf ein Mandat von 2009 vonseiten des Bundesparlaments, nicht zuletzt aus Kreisen der SVP. Die Parlamentarier wollten, dass Massnahmen für eine bessere Integration der islamischen Bevölkerung in der Schweiz ergriffen werden. Der Staatssekretär rief damals eine Arbeitsgruppe ins Leben. Vor gut einem Jahr habe ich das vorliegende Projekt bei der vom Staatssekretär mandatierten Arbeitsgruppe eingereicht, und es fand Anklang. Das Staatssekretariat selber ist bereit, dieses Zentrum mitzufinanzieren. So gesehen ist das nicht ein Gedanke, der in Freiburg aufgekommen ist.

Eigentlich liegt die Kompetenz über das Projekt bei der Universität, aber wenn Geld vom Staat einfliesst, wird es automatisch ein politisches Thema. Ginge es nicht auch ohne Gelder des Kantons?

Im Moment ist eine Finanzierung seitens des Staatssekretariats für zwei Jahre gesichert. Nachher wollen wir das Zentrum hinübernehmen in die sogenannten «Projekte der Zusammenarbeit und der Innovation». Das sind universitär verankerte Projekte, die vom Bund mitfinanziert werden. Sie laufen über vier Jahre mit einer Verlängerungszeit von vier Jahren. Im optimalen Fall ist vom Staatssekretariat und vom Bund also eine Finanzierung von zehn Jahren gesichert. Seitens der Universität müssen wir eine Art «matching fund» geben. Die Grössenordnung dieses Betrags ist im Vergleich zu dem, was bei uns der Staat für grosse Projekte etwa in der Naturwissenschaft bezahlt, ausserordentlich gering. Im Vergleich zu dem jetzigen Budget der Universität wären das 0,1 Prozent.

 

 Welche Personen sind durch eine solche Ausbildung angesprochen?

Es ist eigentlich ein doppeltes Zielpublikum. Es geht nicht um Imam-Ausbildung. Dieses Wort müsste man eigentlich vermeiden. Eine Imam-Ausbildung bedeutete eine theologische islamische Fakultät, die Imame ausbildet. Das ist es nicht. Ausserdem suggeriert das auch, dass der Imam so eine Art Pfarrer ist. Darum reden wir eher von Betreuungspersonen von islamischen Gemeinschaften. Das können Imame sein, die anderswo ausgebildet wurden und sich mit dem schweizerischen Umfeld vertraut machen wollen, mit Fragen, die nicht nur mit Religion zu tun haben. Auch didaktische Fragen im Zusammenhang mit Religionsunterricht können ein Thema sein.

Wir sprechen aber auch andere Leute an, die mit islamischen Gemeinschaften oder Personen zu tun haben. Beispielsweise Personal von Spitälern, Gefängnissen, Sozialarbeiter, oder Studenten, die sich über den Islam informieren wollen. Also ein ziemlich differenziertes Publikum.

 

 Warum muss eigentlich eine Universität eine solche Ausbildung anbieten?

Zunächst einmal, weil die Universität ein Kompetenzzentrum für all die erwähnten Bereiche ist. Natürlich wäre eine private Trägerschaft möglich. Aber eine Universität hat von ihrer Mission her den Auftrag, die religiösen Phänomene in einem Land akademisch aufzuarbeiten. Darum haben wir theologische Fakultäten und überlassen die Religion nicht ihrem eigenen Schicksal. Wir versuchen, sie rationell, gesellschaftlich tragfähig und akzeptabel werden zu lassen. Schon im Mittelalter begann man, die Religion innerhalb eines akademischen Rahmens zu diskutieren und verarbeiten. Es ist das beste Mittel gegen Fundamentalismus. Das Schlimmste für eine Religion ist, wenn man sie gesellschaftlich isoliert. Das gilt für das Christentum wie für den Islam.

 

 Was kann die Universität Freiburg konkret durch diesen Ausbildungsgang gewinnen?

Die Universität gewinnt, wenn sie sich schweizweit mit einem Zentrum für Islam und Gesellschaft profiliert. Sie gewinnt an Ausstrahlung als Universität für die Schweiz und für die Schweizer Katholiken. Katholisch bedeutet auch, offen zu sein für gesellschaftliche Fragen. Dass Freiburg für dieses Projekt ausgewählt wurde, hat auch mit der Mehrsprachigkeit unserer Uni zu tun. In einem schweizweiten Zentrum legen wir Wert darauf, dass andere Institute und Universitäten in der Schweiz, welche in diesem Bereich Kompetenzen haben, mitwirken und vielleicht mitfinanzieren. Die Last würde verteilt. Wir hätten hier gerne die Möglichkeit, diese Kompetenzen zu föderieren.

 

 Angenommen, das Zentrum käme nicht zustande: Welchen Schaden würde Freiburg nehmen?

Wir hätten sicher einen Reputationsschaden, weil wir natürlich jetzt bereits mit diesem Projekt schweizweit identifiziert worden sind. Ich vermute, dass es andere Orte in der Schweiz geben könnte, die sich dafür interessieren und für sich einen Gewinn erhoffen. Ein Scheitern wäre ein Kompetenzverlust, den ich persönlich bedauern würde.

 

 Was kann die Universität Freiburg in nächster Zeit machen, um in den politischen Prozess einzugreifen?

Ich suche zusammen mit dem Rektor der Universität Basel, welcher seitens des Bundes diese Arbeitsgruppe geleitet hat, eine Unterredung mit dem Staatsrat. Der Staatsrat ist ja nun gefordert: Er muss innerhalb von fünf Monaten auf das Mandat reagieren. Weiter soll die theologische Fakultät eine formelle Absichtserklärung abgeben und zum Ausdruck bringen: «Wir beteiligen uns an der Schaffung dieses Zentrums.» Es soll klar werden, dass das Zentrum Islam und Gesellschaft nicht die Idee eines verrückt gewordenen Rektors ist, sondern der von der Fakultät und dem Rektorat getragene Wille.

«Das Schlimmste für eine Religion ist, wenn man sie gesellschaftlich isoliert.»

Guido Vergauwen

Rektor Universität Freiburg

Chronologie

Zuschlag aus Bern, Skepsis in Freiburg

In der Schweiz sollen künftig Imame ausgebildet werden. Diesen Beschluss fassten Vertreter von Hochschulen, Bundesverwaltung und muslimischen Gemeinschaften vor einem Jahr. Ende November gab die beauftragte Arbeitsgruppe bekannt, das eingereichte Projekt der Universität Freiburg habe den Zuschlag erhalten. Drei Tage nach Bekanntgabe reichten zwei SVP-Grossräte dazu eine Anfrage beim Staatsrat ein. Am Montag (FN vom 4. März) folgte aus dem bürgerlichen Lager ein Mandat an den Staatsrat, das Projekt zu verhindern.uh

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