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René Fasel: «Man darf nie aufhören zu kämpfen»

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Ende einer Ära: In St. Petersburg verabschiedet sich René Fasel nach 27 Jahren aus dem IIHF-Präsidium. Der 71-jährige Freiburger blickt zurück – und erzählt, weshalb er noch lange nicht reif für die Pension ist.

Der Freiburger René Fasel ist der 13. Präsident in der Geschichte der Internationalen Eishockey-Föderation (IIHF) – dem internationalen Eishockeyverband. Keiner seiner Vorgänger hat die Sportart nachhaltiger beeinflusst. Unter dem studierten Zahnarzt, der vor seiner Wahl zum höchsten Hockeyaner während neun Jahren (1985 bis 1994) den Schweizer Verband präsidiert hatte, wuchs die IIHF von vier auf 35 Vollzeitstellen und das Budget von 10 auf 40 Millionen Franken.

Durch den neuen Vertrag mit Vermarktungspartner Infront ist die Zukunft bis 2033 gesichert. Die IIHF kann in den nächsten 12 Jahren allein aus diesem Deal mit Einnahmen von rund einer halben Milliarde Franken rechnen: «Ich übergebe meinem Nachfolger ein kerngesundes Unternehmen», sagt Fasel.

René Fasel, am Samstag endet Ihre Zeit als IIHF-Präsident nach 27 Jahren. Wie fühlt sich das an?

Ich hatte bis jetzt noch gar keine grosse Zeit, mich damit zu befassen. Zu viel war zu tun: die Vorbereitung des Kongresses in St. Petersburg, die Verhandlungen mit der NHL über eine Teilnahme an den Winterspielen in Peking, die Sitzungen mit dem Council, das Tagesgeschäft in Zürich. Und, und, und. Aber wenn dann tatsächlich mein letzter Arbeitstag hier gekommen ist, werde ich vermutlich durchatmen und zurücklehnen – für einen Moment zumindest. (lacht)

Wie läuft die Amtsübergabe konkret ab?

Es findet eine geordnete Übergabe statt. Wenn ein Präsident sein Amt verlässt, gib es eine symbolische Schlüsselübergabe. Und ich möchte dies so vollziehen, dass der neue Präsident nach Zürich kommt, ich meine letzten Sachen einpacke und er dann das Büro bezieht. Das ist eigentlich ein ganz normaler Prozess.

Aber nach einer Kampfwahl um Ihre Nachfolge kann es auch zu Friktionen kommen?

Das liegt in der Natur der Sache. Wenn von fünf Kandidaten drei mit realistischen Wahlchancen an den Start gehen, birgt dies sicher Konfliktpotenzial. Und von fünf Kandidaten sind nach der Wahl vier enttäuscht. Und dann stellt sich die Frage, inwiefern diese Enttäuschung für die weitere Zusammenarbeit hemmend ist. Aber als Sportler sollte man akzeptieren, wenn ein anderer besser ist und gewinnt – und dann trotzdem mit der Mannschaft weiterspielen.

Dass gleich fünf Kandidaten, der Deutsche Franz Reindl, der Tscheche Petr Briza, der Franzose Luc Tardif, der Däne Henrik Bach-Nielsen und Sergej Gontscharow aus Belarus um ihre Nachfolge buhlen, ist doch beachtlich …

… und vom demokratischen Gedanken her sehr gut. Aber es gibt in diesem Kreis auch Personen, die sich überschätzen, die vor allem aus politischen Gründen kandidieren und beispielsweise das Amt des Vizepräsidenten anvisieren. Es gibt Kandidaten, von denen ich persönlich überzeugt bin. Und andere, die nicht einmal wissen, welche Herausforderungen und Ansprüche eine solche Funktion mit sich bringt.

Wenn Sie an Ihre Wahl 1994 zurückdenken, was kommt Ihnen in den Sinn?

Ich habe das Gefühl, als wäre es gestern gewesen. Der Kongress fand im Juni jenes Jahres in Venedig statt. Ich war damals Präsident des Schweizer Verbandes und hatte mit dem Kanadier Gordon Renwick, dem Finnen Kai Hietarinta, dem Italiener Paul Seeber und dem Tschechen Miroslav Subrt prominente Konkurrenten. Letztlich setzte ich mich im vierten Wahlgang mit 46:32 Stimmen gegen Hietarinta durch. Vor allem die Kanadier und die Nordeuropäer konnten mit meiner Wahl anfänglich nicht gut leben und waren sehr enttäuscht. Ich reiste damals mit meiner Frau und den beiden Söhnen im Auto an den Kongress. Kurz nach der Wahl kehrten wir in die Schweiz zurück. Denn die Stimmung in Venedig war sehr giftig.

Wie sah die Administration der IIHF damals aus?

Wir hatten unseren Sitz schon in Zürich – an der Tödistrasse – und zählten vier Mitarbeiter. Dies steigerte sich dann bis zu 35 Mitarbeitenden heute. Und obwohl unsere Kernaufgabe noch immer die Organisation des Sports ist, beschäftigt sich weniger als die Hälfte der Belegschaft damit. Heute braucht man vor allem Juristen, Finanzexperten, Marketingfachleute. Besonders die rechtliche Komponente wird immer wichtiger. Als ich 1994 begann, hatten wir keinen einzigen Juristen bei uns.

… aber mit Ihnen einen Zahnarzt …

(lacht) … genau. Aber Zahnärzte und Juristen sind ungefähr gleich: Man hat sie nicht gern, sie sind teuer, und sie verursachen Schmerzen.

27 Jahre im selben Job. Hätten Sie mit einer derart langen Amtszeit gerechnet?

Nein. Und ich hätte auch nie gedacht, dass dies ein Fulltime-Job sein könnte. Ich arbeitete noch bis 1997 als Zahnarzt in meiner Praxis in Freiburg – mit vier Stühlen. Aber je länger, je deutlicher merkte ich, dass sich dies nicht mit der Präsidentschaft verbinden lässt. Denn die Patienten wollten ja zu mir und nicht zu einem Assistenten. Und der Verband brauchte mehr als einen Teilzeitpräsidenten.

Was war Ihr Höhepunkt als IIHF-Präsident?

Das war der erstmalige Auftritt der NHL-Spieler an den Olympischen Spielen – 1998 in Nagano: mit den Besten der Besten wie Gretzky, Jagr oder Jaschin. Im Gegensatz zum Basketballturnier 1992 in Barcelona, als die USA mit ihrem Dream-Team Geschichte schrieben, hatten wir in Nagano sechs Dream-Teams. Das war grandios. Dass sich letztlich mit den Tschechen nicht die grossen Favoriten durchsetzen, spiegelt den Zauber und die Magie von Olympia.

Und der Tiefpunkt?

Ich bin ein positiver und optimistischer Mensch. Mein Glas ist immer halb voll. Und ich möchte mich nicht an negativen Ereignissen aufreiben. So gab es für mich nie einen Moment, in dem ich den Bettel hinschmeissen wollte. Man darf nie aufhören zu kämpfen. Müsste ich einen Tiefpunkt benennen, war es vielleicht die Berichterstattung in einer Schweizer Zeitung am Morgen des Final-Tages an der WM 2009 in Bern. Mir wurde Bereicherung unterstellt. Es waren Vorwürfe, die sich als gegenstandslos erwiesen. Die Art und Weise, wie mit mir umgegangen wurde, tat aber sehr weh. Vor allem, dass auch meine Frau und die Kinder in die Affäre reingezogen wurden, schmerzte. Sie waren es, die in der Schule gemobbt wurden und am meisten unter der Berichterstattung leiden mussten.

Ihre letzte grosse Aufgabe ist es, die NHL an die Winterspiele in Peking zu bringen. Wie ist der Stand der Dinge?

Im Prinzip ist die Sache fixiert – was Versicherung, Kalender und Transport anbelangt. Die NHL wird ihren Spielbetrieb unterbrechen und will in Peking dabei sein. Aber Covid macht alles schwieriger. Können wir mit Zuschauern spielen? Können alle Nationen ohne Restriktionen nach China einreisen?

Was sagen Sie grundsätzlich zum Austragungsort Peking?

Ich habe im Juli 2015 in Kuala Lumpur für Peking gestimmt. Das kann ich heute offen sagen. Auch im Fall von Peking kann der Sport Positives bewirken. Ich war in den 1990er-Jahren erstmals in China. Damals sprach dort noch kaum jemand Englisch. In der Vorbereitung auf die Sommerspiele 2008 nahmen dies die Jungen als Motivation, Englisch zu lernen. Es gab eine Kommunikation – und einen Kontakt zur Aussenwelt. Man kann von den Chinesen nicht erwarten, dass sie sozusagen über Nacht das demokratische System einführen. Afghanistan ist ein Beispiel, dass der Traum von einer demokratischen Welt utopisch ist. Dies erfordert einen langen Prozess. Aber der Sport kann da eine positive Macht und Kraft darstellen – auch in Ländern wie Syrien, Libyen oder im Irak. Oft kommen die Menschen erst durch den Sport wieder miteinander ins Gespräch.

In diesem Jahr sorgte Ihr Besuch beim belarussischen Diktator Alexander Lukaschenko für Empörung. Der Spitzensport gerät immer wieder in den Einflussbereich der Politik. Lässt sich dies noch verhindern?

Unser Plan war ein ganz anderer. Nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen in Belarus im Sommer 2020 sahen wir mit der WM eine Chance, das Turnier als Anlass der Versöhnung durchzuführen, an dem ein Dialog zwischen Regierung und Opposition zustande kommt. Es war nie unsere Absicht, nach Minsk zu reisen und Lukaschenko zu unterstützen. Die Beziehung durch den Sport zum Präsidenten von Belarus war für uns eine Möglichkeit, um einen Dialog einzuleiten und das Land zusammenzuführen. Aber letztlich wurden unsere ganzen Bemühungen von einer Geste überschattet, die in keiner Weise eine Verbrüderung darstellen sollte. Die Umarmung war eine Geste zwischen zwei Männern, die sich seit zwanzig Jahren kennen – die die Liebe zum Eishockey verbindet. Ausserdem ist eine Umarmung im russischen Kulturkreis wie ein Handschlag.

Zurück zum Eishockey. Ihre (vermeintlich) letzte Heim-WM war das Turnier von 2020, das wegen der Pandemie nie stattfand. Wann kehrt die WM in die Schweiz zurück?

Der Schweizer Verband kandidiert für 2026. Bisher ist Kasachstan der einzige Gegenkandidat. Ich fände es richtig, wenn man diese WM der Schweiz zusprechen würde. Man hätte die Vergabe am diesjährigen Kongress in St. Petersburg durchführen können. Aber das wollte ich nicht. Sonst hätte es nach einem Abschiedsgeschenk für mich ausgesehen. Die WM-Vergabe muss ein demokratischer Prozess bleiben. Auch hier gilt: Die Mehrheit entscheidet und nicht der Präsident.

Sie sind 71 Jahre jung – für einen Funktionär also noch fast ein Teenager. Was sind Ihre nächsten Pläne?

Ich habe einige Angebote, aber entschieden ist nichts. Russland würde mich zweifellos reizen. Vor allem möchte ich endlich richtig Russisch lernen. Ich verstehe die Sprache recht gut. Aber ich will sie richtig beherrschen. Es steht eine Zusammenarbeit mit der russischen olympischen Universität in Sotschi zur Debatte – und ausserdem Projekte mit einer Eishockey-Akademie, mit der KHL und dem russischen Verband. Wenn ich in einer beratenden Funktion etwas helfen könnte, wäre das schön.

Und wie wäre es mit einer Rückkehr zu den Wurzeln – beispielsweise ins Präsidium von Freiburg-Gottéron?

Gottéron bleibt immer meine grosse Liebe. Und ich kann nur so viel sagen: Irgendwann werden wir Meister. Wir dürfen einfach nie aufgeben. Aber vielleicht wäre der Titel gar nicht gut. Denn wovon sollen wir noch träumen, wenn wir das grosse Ziel erreicht haben?

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