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Schwierige Situation, schwieriges Pflaster

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Es lief das zweite Drittel in Rapperswil, die St. Galler hatten soeben das 2:0 erzielt, als letzten Freitag zwei Freiburger Journalisten darüber diskutierten, ob Hans Kossmann wohl um seinen Job bangen müsse. Kossmann ist Trainer eines Klubs, der auf Rang drei steht, nach Verlustpunkten sogar auf Rang zwei. Müsste Kossmann um seinen Job bangen, müssten in der Schweiz bis auf Marc Crawford, Trainer des souveränen Leaders Zürich, und Serge Pelletier, Coach des Überraschungsteams Ambri, sämtliche NLA-Trainer um ihren Job bangen. Arno Del Curto in Davos, Felix Hollenstein in Kloten und Chris McSorley in Genf sowieso. Wie Freiburg, das in den letzten Wochen tatsächlich oft schwach spielte, hat es keines dieser Teams geschafft, Konstanz in die überlange Qualifikationsphase mit 50 Spielen zu bringen.

 Gottéron lässt niemanden kalt

Dieser kurze Austausch unter Journalisten ist nur ein Beispiel dafür, wie schnell man in Freiburg nervös wird. «Das ist zurückzuführen auf die hohen Erwartungen vor der Saison», sagt Kossmann. Dass Freiburg eine Kleinstadt, das Interesse an Eishockey im Vergleich zu anderen Städten ungleich grösser und Gottéron ein Traditionsklub ist, dient als Multiplikator für diese Unruhe.

 Gottéron lässt in Freiburg kaum jemanden kalt. Geht es um Eishockey, fehlt einem ganzen Kanton eine Prise Gelassenheit. Das spricht für die Leidenschaft und ist so gesehen eigentlich ein positiver Aspekt, erschwert aber eine kontinuierliche Arbeit. Jeder Fan ist ein Insider. Oder glaubt zumindest, es zu sein. Weil er vom Cousin des Bierausschenkers weiss, welcher Spieler in der Kabine ein Stinkstiefel ist. Oder weil sein Squash-Partner der Arbeitskollege eines Verwaltungsrates ist, der weiss, dass dieser und jener Spieler von Trainer bevorzugt werden. Freiburg ist ein grosses Dorf, und damit perfekter Nährboden für die Verbreitung von Gerüchten und Halbwahrheiten.

 Glorifizierung der Vergangenheit

Und da Gottéron auch noch ein Traditionsklub ist, der bereits über 30 Jahre in der NLA spielt, sind auch genügend ehemalige Spieler vor Ort, die von den Medien als Experten herangezogen werden können. Darunter gibt es grosse Spieler wie Slawa Bykow, der jüngst auch als Experte auf Teleclub Grösse zeigte und nach Lobeshymnen auf seine Karriere antwortete, dass er fairerweise sagen müsse, dass heute selbst in der NLB ein Vielfaches schneller gespielt werde als zu seiner Zeit in der NLA.

Viele ehemalige Spieler neigen hingegen dazu, die Vergangenheit zu verklären. Und weil früher alles besser war, bleibt heute natürlich nicht viel Gutes übrig, weshalb die Analyse der omnipräsenten Altstars mitunter allzu sehr nach Stammtisch klingt. All diese Zutaten ergeben letztlich einen gefährlichen Mix für den Klub.

Wichtige Kopfmenschen

Es ist deshalb wichtig, dass mit Kossmann und Generaldirektor Raphaël Berger zwei besonnene Kopfmenschen am Ruder sitzen, die verhindern, dass Entscheide aus dem Bauch heraus gefällt werden. Berger betont klar, dass Kossmann keineswegs zur Diskussion steht. Der Trainer selbst analysiert die Situation nüchtern und durchaus kritisch. «Es ist, wie ein gutes Buch zu lesen. Wir sind jetzt bei Kapitel sieben und wissen, dass noch fünf Kapitel folgen werden. Es hat uns gut getan, eine Woche nicht zu spielen. Wir waren viel zusammen und hatten gute Gespräche. Es ist wichtig, auch in schwierigen Phasen anständig diskutieren zu können. Momentan befinden wir uns in einer solchen Phase und müssen einen Weg finden, dass es wieder klick macht.»

Zu hart? Oder doch zu nett?

Dem Trainer kommt in dieser Phase eine wichtige Rolle zu. Wie er Gottéron wieder auf Kurs bringen soll, darin sind sich die Kritiker indes uneinig. Während Kossmann in den Deutschschweizer Medien als netter, ruhiger Trainer präsentiert wird, die Sportinformation (Si) jüngst schrieb, Kossmann «müsste eben doch mal laut werden», die NZZ ihn «einen der freundlichsten Zeitgenossen der Liga» nannte und ihm riet, er solle einmal «auf den Putz hauen und ein paar Prinzen des Eises in den Hintern treten», zeichnen die französischsprachigen Medien ein anderes Bild. So stand etwa am Mittwoch in einer Analyse der «Liberté», einige Spieler hätten Mühe mit der autoritären Art Kossmanns. «Vielleicht zeigt das, dass ich den Mittelweg nicht schlecht treffe», sagt Kossmann, der mit seinen Spielern zweifellos durchaus hart ins Gericht gehen kann, schmunzelnd. «Es ist immer schwierig und eine Gratwanderung. Eigentlich wollte ich in dieser Saison ruhiger bleiben. Wollte, dass sich das Team selber findet. Ich wollte so einen Mentalitätswechsel provozieren und ein Team aufbauen, das über eine Siegermentalität verfügt.»

Lange Leine passt nicht

Doch die lange Leine war offenbar nicht die richtige Wahl. «Bereits zu Beginn der Saison musste ich wieder hart pushen, weil sich sehr viele schlechte Angewohnheiten einschlichen. Zu viele Spieler waren nach den beiden guten letzten Jahren allzu zufrieden», sagt Kossmann. «Es ist ein unendlicher Kampf gegen die Selbstzufriedenheit.» Er glaubt nicht, dass dies ein freiburgspezifisches Problem ist, sondern es in der Natur des Menschen liegt, dass es schwieriger ist, oben zu bleiben, als nach oben zu kommen. «Viele brauchen es, gepusht zu werden. Kein NLA-Team hat es in den letzten drei Jahren geschafft, dreimal unter die Top 4 zu kommen. Mit Ambri und Lugano sind dieses Jahr zwei Teams stark, die in den letzten Jahren stets untendurch mussten.» Er habe zuletzt einen interessanten Artikel über die Anaheim Ducks gelesen, die momentan die NHL dominieren. Auch dort sei erwähnt worden, wie sehr der Trainer stets gegen Selbstzufriedenheit kämpfen müsse.

«Zurück zur Basis»

Bei Gottéron müsste diese Selbstzufriedenheit nach den letzten Wochen eigentlich von selbst verflogen sein. «Lange konnten wir uns immer sagen, dass wir ja immer noch auf Rang drei stehen. Aber langsam wirds eng. Alle sind in der Tabelle eng zusammengerückt. Wir haben noch einiges zu verlieren.» Allzu grosse Sorgen macht sich Kossmann wegen des Tiefs nicht. «Viele hatten vor der Saison gedacht, wir spazieren locker durch die Meisterschaft. Das wäre in meinen Augen gar nicht gut gewesen. Nun haben wir gesehen, dass es nicht so ist. Zu viele Spieler sind nicht in Topform. Zusammen da wieder rauszukommen, kann uns aber sogar gut tun.»

In den nächsten zweieinhalb Wochen bieten sich mit acht Spielen in 16 Tagen genügend Möglichkeiten, wieder Aufwind zu bekommen. «Wir müssen wieder hart arbeiten, müssen zurück zur Basis, zurück zum System, zu einem starken Powerplay. Daran haben wir diese Woche besonders intensiv gearbeitet. Vielleicht können wir damit provozieren, dass es plötzlich klick macht.»

«Es ist ein unendlicher Kampf gegen die Selbstzufriedenheit.»

Hans Kossmann

Gottéron-Trainer

«Eigentlich wollte ich in dieser Saison ruhiger bleiben. Bereits zu Beginn der Saison musste ich dann aber wieder hart pushen.»

Hans Kossmann

Gottéron-Trainer

 

Der heutige Gegner

Fakten zu den Kloten Flyers

• Kloten ist gut in das neue Jahr gestartet. Die Zürcher haben 2014 vier von fünf Spielen gewonnen.

 

• Gottéron gehört nicht zu den Lieblingsgegnern der Flyers. Die Freiburger haben in dieser Saison zwei von drei Spielen gewonnen. In den letzten drei Spielen in Kloten war Gottéron sogar immer siegreich.

 

• Michael Flückiger, der im Tor vorübergehend den verletzten Martin Gerber ersetzt, überzeugt bisher mit einer Fangquote von 93 Prozent.

 

• Topskorer der Flyers ist der Amerikaner Peter Mueller mit 18 Toren und 15 Assists.

 

• Mit einer Erfolgsquote von 18,5 Prozent hat Kloten nach den ZSC Lions das zweitbeste Powerplay der Liga.fm

Vorschau: Weiter ohne Vauclair

Für Gottéron steht ein schwieriges Wochenende an. Bevor die Freiburger morgen Leader Zürich empfangen, müssen sie heute (19.45 Uhr) in Kloten antreten. Viele Änderungen wird es dabei im Vergleich zum Rapperswil-Spiel nicht geben. Tristan Vauclair trainierte zwar gestern mit dem Team, gelangt dieses Wochenende jedoch noch nicht zum Einsatz. Genau wie Christian Dubé, der frühestens übernächstes Wochenende wieder spielen kann. Ob wiederum Romain Loeffel als überzähliger Schweizer auf der Tribüne Platz nimmt, es einen anderen Verteidiger oder gar einen Stürmer trifft, wollte Kossmann gestern noch nicht sagen.

Gespräche mit «Kiwi»

Den gesuchten ausländischen Verteidiger wird Gottéron noch nicht diese Woche präsentieren. «Vielleicht auch noch nicht nächste Woche», sagt Kossmann. «Aber wir haben ein paar ins Auge gefasst.» Auch ob er den am nächsten Mittwoch auslaufenden Vertrag mit Anthony Stewart verlängern wird, weiss Kossmann noch nicht. Er erwartet vom Kanadier mehr Einfluss auf das Offensivspiel. Am Verhandeln ist der Klub momentan mit Joel Kwiatkowski. Beide Seiten sind daran interessiert, den Ende Saison auslaufenden Vertrag mit dem bald 37-jährigen Verteidiger zu verlängern. fm

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