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Seit 55 Jahren am Steuer

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Am 31. Oktober wird Peter Neuhaus aus Clavaleyres 80 Jahre alt. Dann will er sich endgültig pensionieren lassen. Er war 55 Jahre als Chauffeur im Einsatz, davon 25 Jahre bei der Firma Haldimann in Murten.

«Er ist ein Phänomen», sagt sein Chef Christian Haldimann, Geschäftsleiter der gleichnamigen Murtner Firma, über Peter Neuhaus. Während andere mit 50 bereits an einer Frühpensionierung herumstudieren, bewarb sich Peter Neuhaus mit 63 nochmals bei der Haldimann AG. Seit 17 Jahren fährt er nun als «Joker» den Kehrichtcamion des Transportunternehmens. Mal sammelte er Abfall ein, mal Sperrgut, mal Grüngut. «Er ist fitter als mancher Vierzigjährige», erzählt Christian Haldimann, der selbst kurz vor dem offiziellen Pensionsalter steht.

Dass Peter Neuhaus bald 80 wird, ist tatsächlich kaum zu glauben. Er ist voller Energie, offen und interessiert sich für die neusten Technologien. Voller Stolz erzählt er während des Interviews, dass er am nächsten Tag das neuste Fahrzeug von Haldimann – ein mit Wasserstoff betriebener Camion – fahren wird. Er ist Zeitzeuge einer enormen technischen Entwicklung. Ganz am Anfang seiner beruflichen Karriere war er für Haldimann als Traktorführer unterwegs. «Wir transportierten alles: Roggen, Schutt, Ghüder und Kabelrollen», erinnert sich Peter Neuhaus, und kramt alte schwarz-weisse Fotos hervor, um seine Aussage zu dokumentieren.

Gestohlene Kindheit

Die Anekdoten sprudeln nur so aus Peter Neuhaus heraus. Er strahlt und versprüht Lebensfreude. Seine Leidenschaft für seinen Beruf ist spürbar. «Ich bin der geborene Chauffeur», sagt er. 

Stiller wird er, wenn er auf seine jungen Jahre zu sprechen kommt. «Man hat mir meine Kindheit gestohlen.» Warum weiss er bis heute nicht. Er und seine drei Geschwister wurden den Eltern weggenommen und fremdplatziert.

Geboren wurde er in einem Bauernhaus in Vechigen im Kanton Bern. Als Kleinkind kam er zu Pflegeeltern, dann in das Kindergartenheim in Oppligen. Irgendwann fuhr dort ein VW-Bus vor, und er kam in die Knabenerziehungsanstalt Brünnen, wo er die neun Schuljahre verbrachte. «Das war schlimm», so Peter Neuhaus. «Die ganze Schulzeit war eine RS», fasst er zusammen. «Alles war total durchstrukturiert.» Die Buben hatten keinen Moment für sich, auch nicht während der Ferien. Es gab keine Wärme, keine Liebe, und wenn man etwas angestellt hatte, gab es harte körperliche Strafen. Der Teppichklopfer kam zum Einsatz, sodass die Buben eine Woche lang nicht sitzen konnten. Einmal wurde Peter Neuhaus zwei Tage lang in den finsteren Putzschrank gesperrt, und ein anderes Mal wurden er und vier Kollegen zweieinhalb Tage in einem Zimmer eingesperrt. Es gab weder Essen noch zu trinken.

Wir konnten nie zu einer Mutter gehen und etwas erzählen, wir mussten mit allem selber fertig werden.

Da alle gleich gekleidet waren im Heim, erkannte man sie «draussen» sofort. «Ah, die Anstältler kommen», hiess es dann. Die Buben der Anstalt wehrten sich auf ihre Weise und haben jene, die sich über sie lustig machten, «geklopft», wie es Peter Neuhaus beschreibt.

Dass manche Kollegen von Peter Neuhaus im Erwachsenenalter damit nicht klarkamen, ist mehr als verständlich. Einige rutschten in die Drogenszene oder begingen Suizid.

Fehlende Elternliebe

Das Heim bewirtschaftete einen Landwirtschaftsbetrieb. Dort mussten die Buben in ihrer freien Zeit arbeiten. In der Früh vor dem Morgenessen mussten sie zwei Fuder Gras holen und dann ihre Ämtli erledigen. Die Toilette und das Treppengeländer mussten geputzt werden, auch wenn sie gar nicht schmutzig waren. Andere mussten die Schuhe des Heimvaters putzen.

«Wir mussten hart arbeiten, aber wir haben nicht gelernt, mit Frauen oder mit Geld umzugehen, und wir hatten kein Hobby. Das war Kinderverziehung, nicht -erziehung», fasst Peter Neuhaus zusammen.

Noch deutlicher beschreibt Peter Neuhaus seine damalige Situation in einem handgeschriebenen Bericht, den er vor ein paar Jahren über seine Kindheit verfasst hat, um einen Antrag auf Entschädigung für Verdingkinder zu stellen. Der Text ist für Aussenstehende äusserst schwer verdaulich und nur in kleinen Dosen zu ertragen. Darin steht auch der Satz:

Unsere Mutter hat uns keine Liebe gegeben. Meine Eltern haben mir als Junge trotzdem sehr gefehlt.

Kollegen fürs Leben gefunden

Es ist lange her, aber die Verletzungen sind geblieben. Peter Neuhaus hat für sich Wege gefunden, mit der Vergangenheit zu leben. Er war stark genug, beruflich Fuss zu fassen und eine Familie zu gründen. Mit seiner Frau Sonja hat er drei Töchter und einen Sohn grossgezogen.

Nicht all seine Weggefährten haben das geschafft. «Mein Glück war, dass ich in Murten Fritz Schürch und Ueli Ledermann kennengelernt habe.» Sie haben ihm Halt gegeben. «Sie sind bis heute meine besten Kollegen geblieben», sagt Neuhaus, der nach der Schulzeit im Heim als 15-Jähriger auf einen Hof im Champ Olivier in Murten kam. «Für 30 Franken habe ich gekrüppelt», erinnert er sich. Ein Jahr später konnte er auf dem Hof des späteren Staatsrats Hans Bächler das Bauernlehrjahr machen. Zu einem Verdienst von 110 Franken im Monat. Aber er habe es gut gehabt dort.

Chauffeur statt Zimmermann

Später fand er eine Stelle bei der Haldimann AG als Traktorführer und machte das Lastwagenpermis. Von da an sass er, der gerne Zimmermann geworden wäre, beruflich immer am Steuer, zwei Jahre gar als Car-Chauffeur bei Klopfstein. Das sei aber fürs Familienleben nicht gut gewesen, erinnert sich Neuhaus. Es folgten Chauffeur-Anstellungen bei Coca-Cola, bei Gugger Bagger, bei der Laiteries Réunies sowie bei Micarna und Optigal. Dazwischen arbeitete er immer wieder für kurze Zeit bei Haldimann. Nach seiner letzten Anstellung bei Optigal wurde er mit 63 pensioniert.

Anstatt in Rente ging Neuhaus 2006 zurück zu Haldimann. Seither war Neuhaus dort im Einsatz, wo es ihn brauchte. Manchmal arbeitete er eine Woche nicht, dann wieder mehrere Tage hintereinander. Sein Alter war in diesen Jahren nie ein Thema. «Er ist interessiert, flexibel, motiviert, aufgestellt, offen für alles und gerne unter Leuten», sagt Christian Haldimann über ihn. Zudem sei er mit Stolz die neuen Camions gefahren, und es sei ihm wichtig gewesen, die Fahrzeuge sauber zu halten und sorgfältig mit ihnen umzugehen. So, als seien sie seine eigenen. Eine Tugend, die heute rar werde.

Dass er als «Alter» mit den neuen Technologien umzugehen weiss, mache ihn tatsächlich stolz. Mitgehen mit dem Fortschritt und Neues zu lernen habe ihn fit gehalten, so Peter Neuhaus. Abgesehen von kleinen Blechschäden hat er während seiner Chauffeur-Karriere keinen Unfall gebaut, worüber er sehr erleichtert ist. Allerdings räumt er ein, dass es auf der Strasse zunehmend hektisch werde und es etwa mit den Velofahrern oft zu brenzligen Situationen komme. Niemand habe mehr Zeit, und alle seien gestresst. Der Beweis folgt beim Fototermin im Camion. Peter Neuhaus fährt im Schritttempo aus einem Quartier. Ein Auto kommt ihm entgegen und muss etwas warten. Der Fahrer hat keine Geduld und zeigt dem Chauffeur sofort den Vogel. Neuhaus nimmt es gelassen. «Sonst könnte ich den Job nicht machen», sagt er und lacht. Hinten auf den Trittbrettern hat er zwei Arbeitskollegen, die ihm vertrauen. Konzentration ist gefragt.

Vertrag per Handschlag

Peter Neuhaus hat 55 Jahre als Chauffeur gearbeitet, davon 25 Jahre bei der Firma Haldimann. Rund drei Millionen Kilometer ist er beruflich gefahren, schätzt er. Kündigen musste er seine Stelle für den Antritt seiner Pension nicht, denn er hat keinen schriftlichen Vertrag. «Nur ein Handschlag», sagt er.

Er freut sich auf das, was noch kommt. Zusammen mit seiner Frau Sonja unternimmt er gerne Ausflüge und Reisen. Fotos davon teilt er regelmässig auf dem Whatsapp-Status, auch da geht Peter Neuhaus mit der Zeit. Auf dem Handy hat er ein Video gespeichert von der Feier zu seinem 75. Geburtstag. Darauf zu sehen ist seine Tochter, die eine Rede hält. Sie bedankt sich bei ihrem Vater für alles, was er für die Familie gemacht hat. Das Video rührt Peter Neuhaus und seine Frau Sonja zu Tränen.

Peter und Sonja Neuhaus in ihrem Garten in Clavaleyres.
Bild Corinne Aeberhard

Sonja freut sich auf die Zeit, wenn ihr Mann mehr daheim sein wird. Sie wollen weiterhin auf Reisen gehen. Zusammen bewirtschaften sie auch einen grossen Garten, und ums Haus gibt es immer viel zu tun. «Es wird mir am Anfang fehlen, das Fahren», glaubt Peter Neuhaus, «aber jetzt ist es so weit. Man muss aufhören, solange man gut überlegen kann.» Er will die neue Freiheit geniessen und freut sich auf Ausfahrten mit seinem Roller, mit welchem er auch mal über den Grimsel- oder Furkapass fährt.

Ob er tatsächlich aufhört mit 80? Christian Haldimann jedenfalls ist sich sicher, dass Peter Neuhaus auch künftig ab und zu bei Haldimann reinschauen wird. Zudem arbeitet da noch ein weiterer Neuhaus bei Haldimann: sein Sohn Pierre-Alain.

Kommentar (1)

  • 01.11.2023-Madeleine Zürcher

    Ich gratuliere Peter zum Geburi. Er ist immer guter Laune, und erüllt seine Augaben mit Herzblut, sei es als Chauffeur oder im Garten und in der Familie madeleine aus der Combette

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