Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Sektorsperrungen in Stadien: Jetzt wehrt sich der erste Schweizer Klub 

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Der Streit zwischen Fussballklubs und Behörden spitzt sich zu. Der FC Zürich will klären, ob die Sektorsperrungen überhaupt zulässig sind – wenn nötig vom Bundesgericht.

Eigentlich soll es in den Schweizer Fussballstadien ja um den Ball gehen, so ist das gedacht. Nur: In letzter Zeit geht es öfter mal um etwas anderes, um Fansektoren nämlich, gähnend leer, weil die Leute, die sonst dort stehen, ausgesperrt worden sind.

Zuletzt mussten die Fans des FC Zürich im Heimspiel gegen Lausanne-Sport draussen bleiben. Davor jene von Lausanne-Sport und der Young Boys. Und bald, am Sonntag, sind es jene des FC St. Gallen beim Gastspiel ihres Klubs in Luzern.

Macht vier gesperrte Fansektoren alleine in diesem Fussballjahr, das noch so jung ist. Dass es so etwas in so kurzer Zeit noch nie gegeben hat, zeigt schon, wie sehr sich die Fronten zuletzt verhärtet haben. Hier die Behörden, die bei Fanausschreitungen hart durchgreifen. Dort Fussballklubs und -liga, die zunehmend ihren Unmut über die Sanktionen kundtun.

Der Ligachef spricht von einem Paradigmenwechsel

Claudius Schäfer ist der CEO der Swiss Football League SFL. Er hat das Amt schon seit zwölf Jahren inne, doch eine Situation wie die aktuelle hat er noch nie erlebt. «Früher stand die Einzeltäterverfolgung im Vordergrund», sagt er. Jetzt griffen die Behörden schneller zu Sektorensperrungen. Schäfer spricht von einem «Paradigmenwechsel», hin zu mehr Repression, zu Kollektivstrafen, die viele büssen für das Fehlverhalten einiger.

Im Schweizer Fussball tut man sich seit je schwer mit diesen Kollektivstrafen, das gilt für die Klubs und natürlich besonders für die Fans. Seit Monaten protestieren diese in verschiedenen Formen gegen die Sektorsperrungen. Die Klubs und auch die SFL haben die Massnahmen lange mitgetragen.

Doch das ist zunehmend zähneknirschend passiert. Und jetzt hat sich der erste Super-League-Klub dazu entschieden, die offene Konfrontation mit den Behörden zu suchen: der FC Zürich.

Dessen Südkurve war am Mittwoch beim Heimspiel gegen Lausanne-Sport ausgesperrt, weil es am 21. Januar nach dem Spiel zwischen Zürich und Basel beim Bahnhof Altstetten zu Ausschreitungen von Fans des FCZ gekommen war. Rund 100 Fans sollen beteiligt gewesen sein; dabei kam es zu Angriffen auf Polizisten.

In der Folge kam die Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden zusammen. In diesem Gremium treffen sich seit dem letzten Sommer die zuständigen Behörden verschiedener Kantone und Städte, um gemeinsam Sanktionen abzusprechen. Sie verhängte eine Sektorsperrung, so, wie sie das zuletzt nach anderen Fällen in anderen Stadien auch getan hatte.

Der FCZ zieht vor Gericht

Der Unterschied ist nun eben, dass der FC Zürich sich zur Wehr setzt. Er hat bei der Stadt eine Verfügung angefordert und gegen diese Mitte Woche ein Begehren um Neubeurteilung eingereicht. Und damit einen Prozess angestossen, der weitreichende Folgen haben könnte dafür, welche Massnahmen künftig in der Schweiz im Kampf gegen Fangewalt erlaubt sind. Und welche nicht.

Luca Maggi ist Sicherheitschef beim FC Zürich. Er macht wie Präsident Ancillo Canepa keinen Hehl daraus, dass er kein Verständnis hat für das Vorgehen der Zürcher Behörden. Im Wesentlichen will sein Klub zwei Fragen klären: Können Fussballvereine bestraft werden für Ausschreitungen, die lange nach Spielschluss und in einiger Entfernung vom Stadion passieren? Und, vor allem: Sind Sektorsperrungen rechtlich überhaupt zulässig?

Für den FC Zürich lautet die Antwort zweimal Nein. Das Sicherheitsdepartement der Stadt Zürich stützt sich in seiner Verfügung, die dieser Zeitung vorliegt, auf das Hooligan-Konkordat. Es argumentiert, dass es eine Sektorschliessung verfügt habe, um künftige Fangewalt zu verhindern oder zumindest zu minimieren.

Luca Maggi sagt, es sei absurd, zu glauben, dass sich mit Sektorsperrungen im Letzigrund Fanausschreitungen ausserhalb des Stadions verhindern liessen. Die behördliche Argumentation soll nun juristisch geprüft werden. Maggi, der für die Grünen im Zürcher Gemeinderat sitzt, erhofft sich «ein Leiturteil» – und zwar eines, das besagt, dass Klubs nicht mehr bestraft werden können für Dinge, die ausserhalb des Stadions passiert sind.

Als erste Instanz ist der Zürcher Stadtrat für die Einsprache zuständig. Danach wäre es das kantonale Verwaltungsgericht. Und, in letzter Instanz, das Bundesgericht. Luca Maggi betont, der FC Zürich sei gewillt, durch alle Instanzen zu gehen, um Klarheit zu schaffen. Dieses Vorgehen wird auch von SFL-CEO Claudius Schäfer unterstützt.

Wankt nun auch das Kaskadenmodell?

Markus Schefer ist Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Basel. Er will sich nicht zu den Erfolgsaussichten des FC Zürich äussern, begrüsst seinen Schritt aber ebenfalls. «Es ist sicher im öffentlichen Interesse, Klarheit zu haben, inwieweit das Hooligan-Konkordat solche Sperren überhaupt legitimiert», sagt er. Letztlich müssten die Instanzen klären, ob eine Sektorsperrung ein verhältnismässiges – also ein geeignetes und notwendiges – Mittel sei, um das präventive Ziel, die Verhinderung von Fangewalt, zu erreichen. Und ob es keine milderen Massnahmen gebe.

Tim Willmann von der Forschungsstelle Gewalt bei Sportveranstaltungen der Universität Bern sagt, für ihn sei es fraglich, ob die gesetzlichen Grundlagen für die jüngsten Sektorsperrungen vorhanden seien. Und er betont, dass in Zürich viel auf dem Spiel stehe, letzten Endes auch: das Kaskadenmodell.

An diesem Kaskadenmodell arbeiten Behörden und Fussballklubs seit dem letzten März. Es soll den Umgang mit der Fangewalt in der Schweiz vereinheitlichen – und festlegen, welche Massnahme auf welchen Zwischenfall folgt. Noch ist dieses Kaskadenmodell nicht verabschiedet; die Behörden stellen sich allerdings auf den Standpunkt, bereits jetzt bei Ausschreitungen nach einer ähnlichen Logik zu handeln, zum Beispiel eben jüngst in Zürich.

Tim Willmann sagt, falls nun etwa das Bundesgericht zum Schluss käme, dass sich eine Sektorsperrung grundsätzlich nicht eigne, um Gewalt zu verhindern, könnte dies «das Kaskadenmodell als Ganzes ins Wanken bringen».

Wann dieses Kaskadenmodell verabschiedet wird – und ob die Fussballliga es überhaupt mittragen wird –, ist derzeit unklar. Laut den beteiligten Akteuren laufen die Gespräche dazu immer noch. Und was sagt die zuständige Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren zum Vorgehen des FC Zürich? Co-Präsidentin Karin Kayser-Frutschi sagt, das Zürcher Sicherheitsdepartement sei dafür der richtige Ansprechpartner. Dieses wiederum will zum laufenden Verfahren keine Stellung nehmen. Kayser-Frutschi, die Nidwaldner Sicherheitsdirektorin, stellt aber klar: «Ich sehe die Sportklubs in einer Mitverantwortung – auch ausserhalb der Stadien.»

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema