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«So alle zehn Jahre gelingt uns ein grosser Coup»

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Der aktuelle und ein ehemaliger Direktor lassen im Interview mit den FN fünf Jahrzehnte Wirtschaftsförderung im Kanton Freiburg Revue passieren – von den ersten bedeutenden Firmen, die sich im Kanton niedergelassen haben, über die Schliessung der Brauerei Cardinal bis hin zum jüngsten Coup mit Rolex.

Seit über 50 Jahren greift der Kanton Unternehmen, die mit einer Ansiedlung in Freiburg liebäugeln, unter die Arme und berät sie. Ein Grund zum Feiern und für ein Interview mit zwei Direktoren der Wirtschaftsförderung.

Rudolf Zurkinden, wenn Sie auf Ihre Zeit als Direktor der kantonalen Wirtschaftsförderung zurückblicken, woran erinnern Sie sich?

Zurkinden: Die 1990er-Jahre waren anspruchsvoll – Stichwort Globalisierung, Kostendruck. Die Wirtschaft stagnierte. Ökonomen bezeichneten diese Zeit später als «Das verlorene Jahrzehnt». Auch Freiburg wurde von schlechten Nachrichten nicht verschont. 1996 mussten wir die Schliessung von Ciba-Geigy und wenig später diejenige von Cardinal zur Kenntnis nehmen. Es zeigten sich die Schattenseiten der Globalisierung.

Wie erlebten Sie damals die Ereignisse rund um Cardinal?

Zurkinden: Die Ankündigung, dass die Cardinal-Brauerei geschlossen werden soll, war sicher ein grosser Schock für die Bevölkerung. Die Freiburger hatten eine sehr emotionale Beziehung zu Cardinal. Die Menschen gingen auf die Strasse und demonstrierten gegen die Schliessung. In dieser Zeit war ich als Direktor der Wirtschaftsförderung sehr gefordert. Ich war involviert bei der Ausarbeitung einer Lösung, die dazu führte, dass Cardinal teilweise weitergeführt werden konnte. Später wurde sie dann allerdings definitiv geschlossen.

In Freiburg wurde 1996 gegen die Schliessung der Brauerei Cardinal demonstriert.

Archivbild: Charles Ellena

Es gab in diesen schwierigen Jahren aber auch Erfreuliches?

Zurkinden: Ja sicher. Ich denke etwa an das belgische, biopharmazeutische Unternehmen UCB Farchim, das sich 1996 im Kanton ansiedelte. Ihre Biotech-Anlage in Bulle zählt heute zu den leistungsfähigsten der Welt. Auch die damalige Phonak, der heutige Hörsystemhersteller Sonova, liess sich 1992 in Murten nieder. Und Ende der 1990er-Jahre interessierte sich das auf Röntgentechnik spezialisierte Elektrotechnikunternehmen Comet für eine Ansiedlung in Flamatt.

Jerry Krattiger, machen wir einen Sprung von 20 Jahren. Sie sind seit 2019 Direktor – in einer ganz anderen Zeit?

Krattiger: Ich war kaum sechs Monate im Amt, da kam Corona. Für das ganze Team war es eine strenge Zeit. Der Kanton war während der gesamten Pandemie immer für die Wirtschaft da. Freiburg war der erste Kanton, der Geld für Härtefälle gesprochen hat. Und als einziger Kanton hat Freiburg einen Wiederankurbelungsplan für die Wirtschaft ins Leben gerufen. Es war wichtig, dass wir diese Unterstützungen bieten konnten und immer präsent waren.

Und in den Coronajahren konnten sogar Rekorde gefeiert werden…

Krattiger: Ja, 2020 und 2021 waren Rekordjahre was die Anzahl Projekte und die Anzahl neu geschaffener Arbeitsplätze betrifft. Mir hat immer imponiert, dass in Freiburg die Schicksalsschläge immer auch als Chance genutzt wurden. Wenn wir uns beispielsweise das ehemalige Cardinal-Areal ansehen. Daraus wurde die Blue Factory. Ich schätze es, dass hier in Freiburg eine positive Dynamik herrscht und der Wille da ist, etwas zu bewirken.

Wieviele Projekte unterstützt die Wirtschaftsförderung aktuell jedes Jahr ?

Krattiger: Im Schnitt sind es zwischen 25 bis 40 Projekte pro Jahr. 2020 waren es 54 Projekte – eine enorme Zahl. Und die Projekte von 2021 werden in den nächsten Jahren über 1000 Arbeitsplätze schaffen.

Welchen Einfluss hat dabei der Standortwettbewerb?

Die internationale Lage hat sich verändert. Spielten früher steuerliche Aspekte bei der Ansiedlung eines Unternehmens eine zentrale Rolle, so steht dies heute weniger im Vordergrund. Was sich massiv verändert hat: Das Land, der Boden wurde zu einem raren Gut. Es ist heute in der Schweiz schwierig, Bauland für die Industrie zu finden. In Freiburg sieht es etwas besser aus. Unsere Hauptmission ist immer, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, hochqualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen, Erweiterungen zu ermöglichen und Investitionen zu fördern. Was uns von früher unterscheidet: Wir haben für den Kanton Freiburg eine neue Wirtschaftsstrategie entwickelt.

Wie sieht diese Wirtschaftsstrategie aus?

Krattiger: Wir sind einer der wenigen Kantone, der sich in den beiden Bereichen Biowirtschaft und Industrie 4.0 positioniert hat. Durch die Kantonale Anstalt für aktive Bodenpolitik haben wir auch Land, das dem Kanton gehört und für industrielle Projekte zur Verfügung steht. Ein weiterer Pluspunkt: Freiburg hat in den vergangenen Jahren eine starke demographische Entwicklung erlebt. Wir verfügen heute über die jüngste Bevölkerung in der Schweiz und eine hohe Dichte an Ausbildungsstätten.

Wir blicken heute zurück auf fünf Jahrzehnte Wirtschaftsförderung. Wie kam es 1971 zur Gründung des Amts für Wirtschaftsförderung, wie das heutige WIF damals genannt wurde?

Zurkinden: Im Gegensatz zu anderen, schon früh industrialisierten Kantonen, war Freiburg bis weit ins 20. Jahrhundert sehr landwirtschaftlich, sehr konservativ geprägt. Es hatte das Image eines rückständigen, armen Kantons. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand dann eine mentale Öffnung statt. Dies war eine Vorbedingung und ebnete den Weg für die wirtschaftliche Öffnung. Im Jahr 1952 führte der Staatsrat einen kantonalen Industrialisierungsplan ein und lancierte damit die wirtschaftliche Aufholjagd. 1956 folgte die Schaffung einer Kommission für industrielle Entwicklung. Die Gründung des Amts für Wirtschaftsförderung des Kantons Freiburg 1971 war dann die natürliche Folge. Eine wichtige Rolle spielte auch der Bau der Autobahn A12 durch den Kanton. Entlang der Autobahnroute siedelten sich im Laufe der Jahre Unternehmen an.

Wir müssen betonen: Es waren einige sehr bedeutende Unternehmen, die sich im Kanton angesiedelt haben…

Krattiger: So alle zehn Jahre gelingt uns ein grosser Coup. 1968 liess sich das Chemieunternehmen Sika in Düdingen nieder. 1978 wird die Firma Liebherr Maschinen Bulle gegründet. 1988 kam der Pneuhersteller Michelin nach Freiburg. Wie schon erwähnt siedelten sich 1996 UCB in Bulle und 2003 Comet in Flamatt an. 2015 baute Nespresso ein Werk in Romont und in den nächsten Jahren plant die Uhrenfirma Rolex in Bulle eine neue Produktionsstätte. Ohne die Arbeit der Wirtschaftsförderung wären solche Projekte nicht zustande gekommen.

Wie sieht denn konkret diese Arbeit im Alltag aus?

Krattiger: Die Akquisition eines Projekts und dann begleiten wir den gesamten Prozess. Wir sind die Schnittstelle zwischen den Unternehmen und den kantonalen und kommunalen Behörden. Uns stehen eine Reihe von Instrumenten zur Verfügung, um die Firmen zu unterstützen. Sei es im Bereich Innovation oder bei der Schaffung von Arbeitsplätzen. Was wir nicht vergessen dürfen: Viele denken bei Wirtschaftsförderung in erster Linie, wir würden in die Welt hinausgehen und versuchen, ausländischen Firmen den Standort Freiburg schmackhaft zu machen. Rund 70 Prozent unserer Arbeit besteht aber darin, die Firmen nach ihrer Ansiedlung zu beraten und zu unterstützen.

Zurkinden: Wirtschaftsförderung ist ein komplexes Beziehungsgeschäft. Es geht darum, dass ein Unternehmen Vertrauen gewinnt in den Kanton. Es ist eine grosse Herausforderung und mit vielen Unsicherheiten verbunden, sich auf einer grünen Wiese niederzulassen und zig Millionen zu investieren. Die Wirtschaftsförderung ist dafür da, dem Unternehmen diese Unsicherheiten zu nehmen und eine Vertrauensbasis zu schaffen. Dies hängt natürlich auch von den politischen Rahmenbedingungen ab.

Krattiger: Ein Kriterium ist die Schnelligkeit. Wie schnell können offene Fragen eines Unternehmens geklärt werden. Wie pragmatisch werden Lösungen gefunden? Hier kann die Wirtschaftsförderung als Beschleuniger dienen. Die Entscheidungswege in Freiburg sind kurz.Ein weiterer Standortvorteil: Wir haben eine hohe Dichte an Kompetenzzentren. Das sind Anziehungspunkte für wirtschaftliche Akteure. Das letzte Beispiel ist Rolex, die vom Technologiepark Le Vivier mit seiner Kompetenz im Bereich Industrie 4.0 beeindruckt war.

Kommt Ihnen eine Episode aus Ihrer Zeit in den Sinn, die irgendwie typisch ist für die Arbeit der Wirtschaftsförderung?

Zurkinden: Ich erinnere mich zurück an zwei unterschiedliche Unternehmen im Grossraum Freiburg. Beide Firmen hatten ein Erweiterungsprojekt und beide Firmen erhoben Anspruch auf dasselbe Grundstück, um ihr jeweiliges Projekt zu realisieren. Sie hatten bereits ihre Rechtsanwälte kontaktiert. Durch Vermittlung der Wirtschaftsförderung konnte die eine Firma ein anderes passendes Grundstück erwerben. So konnten wir eine einvernehmliche Lösung für beide finden. Dies ist ein gutes Beispiel für den Pragmatismus, den Jerry Krattiger angesprochen hatte.

Herr Krattiger, Sie haben einmal erwähnt, dass Ihnen kleine Projekte genauso am Herzen liegen wie die grossen. Haben Sie zum Schluss jetzt ein Beispiel für so ein cooles, kleines Projekt?

Krattiger: Es gibt das japanische Druckerunternehmen Epson. Vor drei Jahren gründete Epson ein kleines Forschungs- und Entwicklungszentrum im Marly Innovation Center mit drei Angestellten. Dass sich ein japanisches Unternehmen wegen des Kompetenzzentrums einer Freiburger Fachhochschule hier ansiedelt, finde ich aussergewöhnlich. Es war sehr speziell, eine Pressemitteilung auf Japanisch zu versenden.

Die bisherigen Direktoren der Wirtschaftsförderung (von links): Guy Macheret (1971–1985), Rudolf Zurkinden (1992–1999), Jean-Luc Mossier (2011–2018), Michel Pittet (1985–1991), Jerry Krattiger (seit 2019), Thierry Mauron (1999–2011).
Foto:STEMUTZ.COM

Zur Person

Rudolf Zurkinden und Jerry Krattiger

Der heute 67-jährige Rudolf Zurkinden aus Düdingen arbeitete von 1985 bis 1999 für die Wirtschaftsförderung Kanton Freiburg, davon zwischen 1992 und 1999 als Direktor. Danach war der ausgebildete Ökonom bei der Eidgenössischen Finanzverwaltung tätig.

Jerry Krattiger ist seit 2019 Direktor der Wirtschaftsförderung. Zuvor war er mehrere Jahre in der Finanz- und Versicherungsbranche tätig und hat ein Informatikunternehmen mitbegründet, das er während zehn Jahren leitete. Der 53-Jährige verfügt über einen Abschluss in Politikwissenschaften und einen MBA. 

Rückblick

Von Liebherr bis Rolex – fünf Jahrzehnte Wirtschaftsförderung

Die Industrialisierung nahm im landwirtschaftlich geprägten Kanton Freiburg erst nach dem Zweiten Weltkrieg richtig Fahrt auf. Die Universität, die Eisenbahn und die Zweisprachigkeit gehörten bereits damals zu den Trümpfen des Kantons. Unternehmen wie Ciba-Geigy und Richemont liessen sich im Kanton nieder. Anfang der 1970er-Jahre war Freiburg nach dem Wallis der zweite Kanton, der eine Organisation für die Wirtschaftsförderung errichtete: das Amt für Wirtschaftsförderung des Kantons Freiburg, die heutige Wirtschaftsförderung Kanton Freiburg (WIF). Im Jahr 1978 gelang es, die Firma Liebherr Maschinen nach Freiburg zu holen, zehn Jahre später Michelin. 1988 schaffte Freiburg 1600 neue Arbeitsplätze – Schweizer Rekord. Die 1990er-Jahre waren dann hart für die Schweizer Wirtschaft. Auch der Kanton Freiburg spürte die Rezession. 1996 musste die Cardinal-Brauerei schliessen. Trotz der schwierigen Umstände gelang es dem Kanton in den 1990er-Jahren, sein Exportvolumen zu verdoppeln. In den 2000er-Jahren verzeichnete der Kanton ein starkes demografisches und wirtschaftliches Wachstum. 2023 konnte die WIF ihren jüngsten Coup bekannt geben: Rolex baut in Bulle eine neue Fabrik.

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