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Stiftung Applico lanciert Pilotprojekt für die Betreuung psychisch Kranker

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Menschen mit psychischen Erkrankungen sollen die Möglichkeit haben, trotz ihrer Einschränkungen ihr Leben und ihren Genesungsweg mitbestimmen zu können. Die Stiftung Applico geht neue Wege und hat auf eigene Kosten ein sogenanntes Peer-Angebot eingeführt.

Wenn ein Mensch psychisch krank ist und deshalb nicht in der Lage, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen, dann bestimmen medizinisches Personal, Fachstellen und Institutionen über sein Leben. Sie handeln nach bestem Wissen und Gewissen zum Wohle der erkrankten Person, um ihr ein möglichst normales Leben zu ermöglichen. Dass somit oft über den Kopf einer betroffenen Person hinweg entschieden wird, war lange weit verbreitet und das übliche Vorgehen bei der Betreuung von psychisch oder körperlich beeinträchtigen Menschen. 

Psychisch Kranke sollen bei Applico künftig mehr Selbstbestimmung erhalten bei ihrem Genesungsweg.
Aldo Ellena

Ein Menschenrecht

«Doch die Psychiatrie ist im Wandel», sagt Sabine Felder Michaud, Co-Leiterin der Stiftung Applico, die sich in Deutschfreiburg um Wohn- und Arbeitsangebote für psychisch kranke Erwachsene kümmert (siehe Kasten). «Schon seit Jahren gibt es Bestrebungen, Inklusion anzuwenden, also den Grundsatz, dass jeder Mensch, egal welche Hautfarbe, Sprache, Religion, Behinderung oder Beeinträchtigung er hat, gleichwertiger Teil der Gesellschaft ist.»

Basis dieser «neuen» Haltung ist das Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, das 2008 von den Vereinten Nationen verabschiedet worden und in der Schweiz seit 2014 in Kraft ist. Es spricht beeinträchtigten Menschen ausdrücklich die üblichen allgemeinen Menschenrechte zu – also auch Selbstbestimmung und Wahlfreiheit. Sabine Felder Michaud sagt:

Wir versuchen schon lange, diesen Grundsatz in unserem Alltag Schritt für Schritt umzusetzen.

Doch nun hat die Stiftung Massnahmen ergriffen, um diese Bestrebungen zusätzlich zu verstärken. Sie hat vor einigen Monaten zwei sogenannte Peer-Frauen angestellt. Das englische Wort Peer bedeutet so viel wie «ebenbürtig» und «gleichgestellt».

In der gleichen Situation

Diese «Expertinnen aus Erfahrung», wie sie auch genannt werden, haben selber eine psychische Erschütterung durchlebt und diesen Prozess in einer Weiterbildung reflektiert. Mit diesem Wissen begleiten sie nun andere Betroffene in der gleichen Situation:

Es sind Genesungsbegleiterinnen, welche die betroffenen Personen auf ihrem schwierigen Weg begleiten, den sie selber auch gegangen sind.

Die Peer-Frauen nehmen eine Brückenfunktion zwischen den psychisch Kranken und dem Fachpersonal bei Applico ein.
Aldo Ellena

Die zwei Peer-Frauen sind zu je zehn Prozent angestellt. «Es sind sehr kleine Pensen, die aber an grosse Ansprüche gekoppelt sind», sagt die Co-Leiterin. Die beiden Frauen begleiten die Mitwirkung und Mitbestimmung der Menschen, die von Applico betreut werden. Sie fördern die Betroffenen in ihrer Entwicklung und vermitteln ihnen eine auf Genesung ausgerichtete Haltung. Dies, indem sie Einzel- oder Gruppenberatung anbieten, vor allem aber auch durch Gruppenaktivitäten.

Auch die Mitwirkung an Projekten und Öffentlichkeitsarbeit sei Teil des Pflichtenhefts, was aber aufgrund des geringen Anstellungsgrads derzeit nicht möglich sei.

Eine andere Perspektive

Ziel ist es ausserdem, dass die beiden Peer-Frauen eine Brückenfunktion zwischen den Betroffenen und den Fachpersonen wahrnehmen. «Vor allem aber sollen sie die Perspektive der Betroffenen in die Gruppe einbringen.» Eine Peer-Frau könne auf diese Weise auch als eine Art Übersetzerin wirken, «weil sie wegen ihres eigenen Rucksacks in der Sprachlosigkeit, die eine psychischee Erschütterung auslöst, Worte findet.» Zugleich nehme sie eine Art Anwaltsfunktion ein. Sabine Felder Michaud erklärt: 

Sie vermittelt der psychisch kranken Person, dass sie an ihrer Seite ist und sie in allen Belangen unterstützt.

Dabei gehe es aber nicht darum, Fronten zu bilden. «Die Peer-Frauen sind ein komplementäres Angebot zu den übrigen Fachbetreuungspersonen.»

Wünsche und Anliegen

Konkret ist es nun so, dass die eine Peer-Frau bei Applico gezielt Freizeitaktivitäten organisiert und mit Gesprächsgruppen aktiv wird. Die zweite Peer-Frau bildet die Verbindung zwischen der Stiftung und dem Wohnen-Arbeiten-Rat. Dies ist eine Art Betriebsrat, den die Institution zeitgleich mit der Anstellung der Peer-Frau eingeführt hat.

Betreute der Stiftung Applico können via Briefkasten ihre Anliegen vorbringen.
Aldo Ellena

Vertreterinnen und Vertreter aus den verschiedenen Wohngruppen und den beiden Werkstattstandorten Schmitten und Murten haben sich in einem demokratischen Verfahren in diesen Rat wählen lassen. Sie nehmen Wünsche und Anliegen ihrer Kolleginnen und Kollegen auf, prüfen sie und entscheiden, welche sie als Antrag an die Geschäftsleitung weitergeben. 

Wunsch wird umgesetzt

«Sie haben zum Beispiel gleitende Arbeitszeit gewünscht», erklärt Sabine Felder Michaud. Das Anliegen sei geprüft worden und werde nun leicht angepasst auf den 1. Januar 2023 eingeführt. «Wir konnten nicht komplett auf Gleitarbeitszeit umstellen, weil es mit all den Teilzeitpensen und aufgrund der verschiedenen Formen der Beeinträchtigung wichtig ist, dass wir morgens und mittags den Überblick haben, um die Zuteilung zu den verschiedenen Aufgaben machen zu können.» 

Hilfe auf Augenhöhe

Für die Co-Leiterin ist der Wohnen-Arbeiten-Rat eine klare Bestätigung, dass die Betroffenen bei Applico mitwirken wollen und können. Durch die Assistenz der Peer-Frau erhalten sie eine Kontaktperson, die sich auf gleicher Ebene mit ihnen austauscht. «Eine Hilfe auf Augenhöhe sozusagen», ergänzt sie. Das erlaube nicht nur einen anderen Austausch als mit dem Fachpersonal, sondern sei auch eine Möglichkeit, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. 

Christiane Zutter ist eine der beiden Peer-Frauen, welche die Stiftung Applico in den letzten Monaten angestellt hat.
Aldo Ellena

Erste Institution

Applico ist im Kanton Freiburg die erste Institution, die eine solches Peer-Angebot geschaffen hat. Die Stiftung hat bei der kantonalen Gesundheits- und Sozialdirektion angeklopft und gefragt, ob diese die Schaffung der Stellen dieses Vorreiterprojekts mitfinanziert. «Der Kanton findet es spannend, will es aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht unterstützen», sagt die Co-Leiterin. Deshalb finanziert Applico die beiden Stellen einerseits aus einem Pool für Aushilfen und andererseits aus Stiftungsgeldern und Spenden.

Sabine Felder Michaud, seit März 2022 Co-Geschäftsleiterin der Stiftung Applico.
zvg

Sabine Felder Michaud hofft, dass die Gesellschaft und damit auch die politischen Entscheidungsträger irgendwann den Nutzen dieses Peer-Angebots erkennen und mitfinanzieren. Sie selbst ist überzeugt, dass dies der richtige Weg ist. «Es ist ein echter Mehrwert für unsere Leute und für die ganze Institution.» Diese erhalte mit den Peer-Frauen eine ganz neue Glaubwürdigkeit: 

Sie sind auch eine Art Hoffnungsträgerinnen, dass sich in Sachen Mitwirkung konkret etwas tut.

Zahlen und Fakten

Stiftung Applico ist seit 20 Jahren im Einsatz

Die Stiftung Applico ist vor 20 Jahren nach mehrjähriger Projektarbeit gegründet worden. Ihr Ziel ist es, in Deutschfreiburg Wohn- und Arbeitsplätze für psychisch Behinderte zu schaffen. Im September 2003 wurde das Atelier in Schmitten eröffnet, kurz darauf entstand in Düdingen die erste Wohngruppe. Im Herbst 2004 folgte die Eröffnung der Werkstatt in Murten. Heute bietet die Stiftung im Bereich Wohnen 20 Plätze an, dies in drei Wohngruppen. Im Bereich Arbeiten sind 40 Plätze vorhanden, die von 70 bis 80 Personen besetzt sind. im

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