«SVP macht gegen Islamzentrum mobil» – FN vom 29. Januar
Die SVP-Initiative greift völlig daneben. Sie will nämlich nicht nur eine Imam-Ausbildung verhindern, von der überhaupt keine Rede ist, sondern auch die Schaffung einer kleinen Schule, an der die Herren und Frauen Muslim-Akademiker vorgeladen werden, um sich persönlich brisanten Fragen wie die nach den Gewaltversen im Koran zu stellen. Das ist Verhinderung des doch so wichtigen Religions-Dialogs. Ja, ich bitte Sie, liebe Bürgerinnen und Bürger, zu begreifen (vielleicht auch aus persönlicher Erfahrung), dass Marginalisierung das Gewaltproblem sogar verschärft!
Es gibt inzwischen rund 400 000 Musliminnen und Muslime in der Schweiz, Tendenz rasch ansteigend. Viele von ihnen fühlen sich nicht ernst genommen. Wer mit offenen Augen die Schweiz durchstreift, der erkennt, dass die bestehenden Strukturen eben gerade nicht ausreichen, um eine genügende Integration sicherzustellen, wie dies SVP-Präsident Mesot fälschlicherweise behauptet.
Das Studienzentrum will eine Struktur für die akademischen Eliten der schweizerischen Muslime schaffen. Gerade die Eliten sind es doch, die das Volk von oben nach unten entscheidend in ihrem Gedankengut beeinflussen. Das ist auch bei der SVP nicht anders. Wie kann man da behaupten, dass ein solches Zentrum nicht viel für die Integration tun könne?
Die Konfrontation ist früher oder später unvermeidlich. Holen wir die Imame und andere muslimische Verantwortliche jetzt an den Stammtisch! Verlieren wir nicht auch noch die «Guten» unter ihnen.
Wenn die SVP Angst vor einer schleichenden Einführung einer Imam-Ausbildung hat, dann soll sie ehrlicherweise ihren Initiativtext abändern, so dass nur eine allfällige Imam-Ausbildung verhindert werden kann, aber nicht ein solch wichtiges, ja schon fast notwendiges Studienzentrum!
