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Veloboom bringt Fachhändler und Hersteller an die Grenzen

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Zu Besuch in der Werkstatt von Velomichael in Düdingen: Geschäftsführer und Inhaber Michael Aebischer.

Aldo Ellena

In der Corona-Krise erfährt die Velobranche einen regelrechten Boom. Einzelhändler und Hersteller können die Nachfrage kaum befriedigen. 

Michael Aebischer vom Velogeschäft Velomichael in Düdingen hätte den Termin mit den FN am vergangenen Donnerstag am liebsten wieder abgesagt. Er und sein Team versinken regelrecht in der Arbeit. Wer sein Fahrrad fit für den Frühling machen lassen möchte, muss mit über einem Monat Wartezeit rechnen. Und wer sich gar ein neues Rad anschaffen möchte, findet das gewünschte Modell gar nicht mehr oder muss sehr lange darauf warten. 

Fehlende Ersatzteile

Grund für die langen Wartezeiten beim Service ist nicht nur die schiere Anzahl Velos, die zu bewältigen ist – sie hat sich gegenüber anderen Jahren verdoppelt –, es gibt auch Nachfrage- und Corona-bedingte Produktions- und Transportprobleme bei Ersatzteilen, die vor allem im Fernen Osten produziert werden (siehe Kasten). «Es fehlt an verschiedenen Komponenten wie Zahnkränzen, Bremsscheiben und Ketten», erzählt Michael Aebischer.

Dass es bei den Zulieferern hakt, ist auch der Grund für die Engpässe bei der Auslieferung neuer Fahrräder, wie Jochen Haar, Marketingchef der Bike-Division bei Scott Sports mit Sitz in Givisiez, bestätigt. «Fehlt ein Teil, kann das Rad nicht fertig zusammengebaut werden.» Die Wieder- oder Neuentdeckung des Velos in Corona-Zeiten hat zudem dazu geführt, dass die Räder, kaum sind sie produziert, auch sofort verkauft werden, wie Haar sagt. 

Schwierige Planung

In guten Zeiten, als die Produktion mit der Nachfrage noch mithalten konnte, musste Aebischer nicht nur weniger vorbestellen und bezahlen, sondern konnte auch mehr nachbestellen. Die veränderten Bedingungen machen es schwer, spontan auf den aktuellen Veloboom zu reagieren. Im Herbst eine Verkaufsprognose  für das nächste Jahr zu machen, wird auch schwierig. Wird die erhöhte Nachfrage tatsächlich anhalten, und wie wird das Wetter im Frühling sein?

Heute muss Aebischer rückblickend sagen: «Vielleicht war ich zu vorsichtig bei den Bestellungen für das laufende Jahr.» Er will sich darum vor allem auf den Service konzentrieren: «Denn ich verstehe mich als Dienstleister. Es ist mir wichtiger, die Termine einhalten zu können, als derweil fünf Velos zu verkaufen.» Expandieren sei zudem nicht nur mit finanziellen Risiken verbunden, auch der Fachkräftemarkt sei völlig ausgetrocknet.

Neue Plattform

 Angesichts des aktuellen Angebotsmangels springt das Murtner Start-up Velocorner.ch in die Bresche. Das vom Kanton Freiburg unterstützte Unternehmen ging 2019 online. Mehr als 275 Fachhändler präsentieren auf der Plattform die Velos, die sie an Lager haben. Hinzu kommen über 1000 Private, die gebrauchte Bikes anbieten. Der Verkauf selbst findet zwischen Anbieter und Käufer statt. Velocorner.ch schützt beide, indem es nur verifizierte Fachhändler und Private inserieren lässt, und garantiert, dass keine als gestohlen gemeldeten Velos angeboten werden. Die Plattform wickelt des Weiteren die Zahlung ab.

Gründe für Engpässe in der Velobranche

Neues Mobilitätsverhalten und stark globalisierte Industrie

Die Nachfrage nach E-Bikes wächst seit 15 Jahren, wie Branchenkenner Urs Rosenbaum vom Fachbüro Dynamot erklärt. In jedem dritten Schweizer Haushalt gibt es ein E-Bike. Auch der Marktanteil der normalen Velos hält sich wacker. Gründe für die Entwicklung sind ein neues Mobilitätsverhalten – je mehr Velowege, desto mehr Fahrräder – und die Entdeckung des Velos als umweltfreundliches, gesundheitsförderndes und infektionssicheres Verkehrsmittel.

Wegen Corona gab es im letzten Jahr nicht nur in der Schweiz einen regelrechten Veloboom – der Umsatz stieg um 20 bis 25 Prozent. Der Boom manifestierte sich schlagartig auf allen Kontinenten und brachte die Industrie in die Bredouille. «Die Veloindustrie ist extrem globalisiert», erklärt dazu Rosenbaum. «Das Rohraluminium kommt aus Australien, die Rahmen werden in China hergestellt, die Räder in Europa zusammengebaut, und die Komponenten stammen von ungefähr 20 bis 30 Zulieferern.» Harzt es bei einem Glied, etwa weil die Fabrik wegen Corona schliesst, hat dies Folgen für die ganze Produktionskette.

Dazu kommen Transportprobleme: Wegen der Corona-Massnahmen gab es weniger Schiffe und Flugzeuge. Eine Bündelung von Teilen der Produktion – auch in Europa – sowie der Bau neuer Fabriken könnten das Problem lösen. Das koste aber Geld, brauche Zeit und den Wiedererwerb von Know-how, das ausserhalb des Fernen Ostens fehle, so Rosenbaum.

Kommentare (2)

  • 08.03.2021-alro-bike & ski

    Die guten Fachhändler kommen nicht an Ihre Gremzen
    Regelmäßige Wartung bringt Sicherheit
    Die Ressourcen im FACHHANDEL wurden mit dem Ebike Boom schon vor Corona erhöht
    Die Wartezeiten könnten kürzer sein wenn die Ebikes im Herbst und im Winter zum Service kommen. Leider kommen viele Biker erst, wenn Sie Ihr Ebike im Frühjahr aus der Garage holen. Im FACHANDEL ist die Qualität nicht abhängig von der Wartezeit auf einen Termin.

  • 08.03.2021-Paul Lehmann

    Der E-Bike Boom bringt die Velohändler an ihre Grenzen.
    E-Bikes brauchen regelmässige Wartungen.
    Die Ressourcen für die Wartungsarbeiten wurden bei einzelnen Fachhändlern schon vor Corona nicht erhöht.
    Die Wartezeiten für einen Service sind zum Teil extrem lange. Darunter leidet die Qualität und schlussendlich der Fahrer.
    Die Servicekosten für die Verschleissteile sind bei über 6000 km im Jahr höher als beim Auto. Die Industrie hat es verpasst, Bikes Wartungsarm zu produzieren.

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