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«Viele Menschen wollen helfen»

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Seine Gäste, ein Ehepaar aus Afghanistan, wohnten seit Anfang Jahr bei ihm, sagt ein Mann aus Cressier, und seine Familie versuche, ihnen ein einigermassen normales Leben zu ermöglichen. Der Grissacher, der anonym bleiben will, ist der Erste, der im Seebezirk im Rahmen der Aktion «Wagen wir Gastfreundschaft» Flüchtlinge bei sich aufgenommen hat. Dies erfuhren die 70 Anwesenden am Mittwochabend in der Aula der OS Murten. Das Netzwerk Flüchtlinge Region Murten hatte zu einem Informationsabend eingeladen.

Die Aktion«Wagen wir Gastfreundschaft»hat bisher 73 Personen an 40 Familien vermittelt. Das Murtner Netzwerk versucht dasselbe: Angebote aus der Bevölkerung zugunsten von Flüchtlingen zu koordinieren. Bisher haben sich zwölf Personen für eine Begleitgruppe gemeldet, unter ihnen eine Heilpädagogin, eine Psychotherapeutin und ein Rentner, der anbot, mit Flüchtlingen segeln zu gehen.

Zwar lebten im Seebezirk zurzeit nur wenige Flüchtlinge. Sie wollten sich aber vorbereiten für den Fall, dass plötzlich viele vor der Tür stünden, sagte Peter Huber, der das Murtner Netzwerk koordiniert. «Wir müssen jenen Hilfe anbieten, die helfen wollen.» Die Situation sei ernst. Zehntausende suchten in Europa Schutz und Sicherheit, da bleibe die Schweiz nicht lange verschont.

Rasches Wachstum

Innerhalb kurzer Zeit ist die Zahl der Flüchtlinge laut Claude Gumy, Direktor von ORS Services, stark angestiegen. Total lebten aktuell 2086 Asylbewerber im Kanton. Die Solidarität in der Bevölkerung sei gross: «Eine solche Grosszügigkeit haben wir noch nie gesehen.» Der Kanton hat die Firma ORS für die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen mandatiert.

Präsident Bernard Huwiler warb für die Aktion «Wagen wir Gastfreundschaft». Sie propagiere die private Aufnahme von Flüchtlingen, diene als Anlaufstelle für Interessierte, koordiniere die Zusammenarbeit mit ORS und vermittle Wohnplätze sowie Dienstleistungen wie Sprachkurse oder soziokulturelle Animation. Neu ist die Gruppe auch in Deutschfreiburg aktiv; Marianne Pohl-Henzen hat die Gebietsleitung übernommen und sagt: «Viele Menschen wollen helfen, zum Beispiel pensionierte Lehrerinnen, die gerne einen Sprachkurs geben würden.»

Viele Einschränkungen

Die Anwesenden stellten Fragen. Sie erfuhren, dass sie für die Gäste keine eigenen Nasszellen zur Verfügung stellen müssen, dass die Aufnahme zeitlich beschränkt ist, aber in der Regel verlängert wird, dass die Migranten nicht zum Einzug bei einer Familie gezwungen werden können und dass die Unterbringung mit Ausnahme einer Spesenentschädigung nicht entgolten wird. «Sie dürfen nicht zur Hilfe beim Haushalt gezwungen werden», stellte Pohl klar, doch viele seien bereit, einen Beitrag zum Zusammenleben zu leisten.

Kritische Fragen betrafen die Arbeitsfähigkeit. Zwar dürften Asylbewerber nach drei Monaten eine Arbeit aufnehmen, wenn sie wollten, jedoch unter strengen Bedingungen, so ORS-Direktor Gumy. So müsse der Arbeitgeber den Nachweis erbringen, dass er sonst niemanden für die Stelle finde. Das sei stossend, fand Gemüsebauer Manfred Wolf aus Ried. Er sehe das Elend und sei bereit, Flüchtlinge aufzunehmen, wenn er ihnen Arbeit geben könne. «Sie sind da, und wer gesund ist, kann arbeiten.»

Sein «neunter Enkel»

Sein Gast, ein Analphabet, könne nicht arbeiten, auch wenn er wollte, sagt der Grissacher, der ein Ehepaar aufgenommen hat. Er helfe aber gerne im Garten. Der Afghane sei seit 14 Jahren auf der Flucht, er habe viele Familienmitglieder verloren. «Er ist stark traumatisiert. Diese Leute brauchen eine Betreuung, damit sie sich stabilisieren können.» Erst wenn sie zur Ruhe gefunden und die Sprache gelernt hätten, könne man an Integration und Arbeit denken. «Da muss man realistisch sein.» Seine Gäste seien für ihn aber eine Bereicherung, sagt der Mann und lächelt. Das Ehepaar habe kürzlich ein Kind bekommen. Er bezeichnet das Baby als seinen neunten Enkel, und seine Gäste nennen ihn «Grosspapa».fca

 Kontaktperson: Pfarrer Markus Vögtli, 026 672 37 02.

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