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Vier Porträts reflektieren den Wandel

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Alfons Gauderon, Berthe Riedo, Rafael Henkel, Hanny Glauser. Hinter diesen Namen verstecken sich vier ereignisreiche Lebensgeschichten. Es sind Menschen, die den gesellschaftlichen Wandel in Deutschfreiburg im letzten Jahrhundert hautnah miterlebt haben. Christian Schmutz und Daniel Fasel haben mit ihnen lange Gespräche geführt und die vier Biografien in einem 190-seitigen Buch zusammengefasst. «Spiegelbilder» hat gestern Abend in Tafers Vernissage gefeiert.

Arbeit und Ausbruch

Alfons Gauderon kam 1923 in Wyssenbach zur Welt–und dort wohnt er auch heute noch. Sein Leben ist geprägt von Arbeit und Armut: In den 1930er-Jahren musste sein Vater Konkurs anmelden, während des Zweiten Weltkrieges diente Gauderon an der Grenze, und in den 70er-Jahren gab er seinen kaum rentierenden Bauernhof auf. Von der Welt hat er wenig gesehen. Dennoch ist er zufrieden, er liebt das Jassen und weiss, wo er hingehört: «In den Wyssenbach.»–«Seine Geschichte entspricht dem Schicksal des Durchschnittssenslers jener Zeit», sagte Christian Schmutz gestern. «Es galt: Schwüge, wärche, hü!»

Ein völlig anderes Leben hat Berthe Riedo geführt. Sie wurde 1916 in Plaffeien geboren und brach mit der Tradition. Sie lernte Französisch, arbeitete als Krankenschwester und lebte vier Jahre in England. Sie verdrehte den Männern den Kopf, doch keiner konnte sie ganz für sich gewinnen, denn sie heiratete nie. Mit 90 Jahren versuchte sie, sich das Leben zu nehmen. «Uralt» werden, wollte sie nicht. «Ich wollte niemandem zur Last fallen und gehen, so lange ich noch selbst entscheiden konnte», heisst es im Buch. «Im Nachhinein bin ich froh, dass es nicht geklappt hat.»

Weltmeere und Enge

Auf ein besonderes Leben blickt auch Rafael Henkel zurück. Mit Jahrgang 1947 ist er der Jüngste der vier Porträtierten. «Doch auch wenn er nicht 90 ist, hat er viel erlebt», sagte Schmutz gestern. Henkel wuchs im alten Bad Bonn auf. Seine Mitschülern hänselten ihn wegen seiner roten Haare. Noch heute ist sein Rufname «rooti Bysa», doch ist er mittlerweile zum Markenzeichen geworden. Rafael Henkel segelte auf den Weltmeeren, führte das Restaurant Bad Bonn, arbeitete auf den Philippinen. Er entdeckte mit fast 30 Jahren, dass er homosexuell ist. «Bei Rafael zu Gast zu sein, ist gewiss eine interessante Sache. Er ist die Direktheit in Person. In seinem Haus nimmt er es persönlich, wenn ein Gast ihm anbietet, die Schuhe auszuziehen», schreiben die Autoren in «Spiegelbilder». Und Daniel Fasel fügte an der Vernissage an: «Um ein Glas Wein kam man bei ihm nicht drum herum. Und um den Absinthe am Schluss auch nicht.»

Hanny Glauser schliesslich lebte ihr ganzes Leben auf der Kantonsgrenze Bern–Freiburg. Sie wurde 1924 geboren und wuchs in Grueneburg bei Kleinbösingen auf, wohnte später in Kriechenwil. Sie wollte Lehrerin werden, doch ihr Vater entschied, dass sie im Haushalt nützlicher sei als im Lehrerseminar. Sie heiratete früh und übernahm den schwiegerelterlichen Hof. Hanny Glauser zog sieben Kinder auf. Und auch wenn sie das als erfüllend empfand, oftmals war ihr ihr Leben zu eng. «Das Leben nach dem Zweiten Weltkrieg war für mich sehr schwierig. Zeit für soziale Kontakte hatte ich keine. Aber irgendwie musste ich das Erlebte verarbeiten. In den wenigen ruhigen Momenten setzte ich mich an den Küchentisch und begann, mir meine Gedanken von der Seele wegzuschreiben», heisst es im Buch.

80 gefüllte Bundesordner

Hanny Glauser ist vor etwa einem Monat gestorben. «Es ist traurig, kann sie heute nicht hier sein», sagte Christian Schmutz gestern. Denn ihre 80 Bundesordner, gefüllt mit Notizen, Briefen und Zeitungsausschnitten, waren der Ausgangspunkt für «Spiegelbilder»: Als Hanny Glauser ins Pflegeheim zog, fanden die Kinder die Ordner, eine Tochter kontaktierte Christian Schmutz. Zusammen mit Daniel Fasel entwickelte dieser die Idee für das Buch.

Entstanden ist nun ein einmaliges Dokument: Es liefert Einblicke in vier unterschiedliche Leben und spiegelt eine Zeit wider, die von Katholizismus, Arbeit und Armut, aber auch von Individualität undSolidarität gekennzeichnet war.

Zum Buch

Zeitraffer, Interviews und Fotografien

Der 44-jährige Sensler Autor Christian Schmutz hat schon mehrere Bücher verfasst. Der 25-jährige Daniel Fasel studiert Geschichte und Geografie und ist im Journalismus tätig. Die beiden besuchten die Porträtierten gemeinsam und verfassten auch die Texte zusammen. Die Biografien sind alle gleich gegliedert: Sie beginnen mit einer Art Zeitraffer, dann folgt der Lauftext, der mit Kurzinterviews gespickt ist, und am Schluss beantworten die Porträtierten die jeweils zehn selben Fragen. Julien Auzan hat die vier Porträtierten fotografiert, Zeitdokumente ergänzen das Buch.mir

 

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