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Vom Schaf zur Bettdecke

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Es ist kalt an diesem frühen Dienstagmorgen in Riffenmatt. Die Sonne versteckt sich noch hinter den nahen Voralpen, als auf dem Hof von Wilhelm Dürrenmatt schon emsiges Treiben herrscht. Immer wieder fahren Autos mit Anhängern auf den Hof. Landwirte aus Riffenmatt und Guggisberg laden ihre Schafe aus. Auf dem Programm steht die Frühlings-Schafschur. «Zweimal jährlich bestellen wir dafür einen professionellen Schafscherer», erklärt Dürrenmatt, selber Schafzüchter und Präsident des Schafzuchtvereins Guggisberg. 85 Tiere von neun Besitzern sollen im Verlauf des Vormittags ihre Winterwolle verlieren.

Die Schafe schätzen die Schur offensichtlich gar nicht. Immer wieder ist ein lautes und manchmal ängstliches Blöken zu hören. Nicht wenige Tiere sträuben sich mit aller Kraft, als ihre Besitzer sie zur Schurmaschine führen, die am Dach eines Schopfes befestigt ist. Vor allem mit den grossen und schweren Tieren liefert sich der Schafscherer einen eigentlichen Kampf, ehe er die Tiere unter Kontrolle bringen kann. Muskelbepackte Oberarme zeugen von seiner Berufserfahrung. Dreht er die Tiere auf den Rücken und stabilisiert mit der Hand den Kopf, so beruhigen sich die Schafe aber relativ schnell. Innert weniger Minuten ist die Prozedur vorüber und die Schafe stehen komplett geschoren wieder auf den Beinen, während die Helfer die dichte Wolle in Säcken verpacken. Derweil bleibt den Bauern Zeit für kurze Gespräche. Die Schafschur ist für die Bauern offensichtlich auch ein sozialer Treffpunkt.

Sinnvolles Verlustgeschäft

 5.50 Franken kostet die Schur eines Tieres, bei der ein 80 Kilogramm schweres Schaf rund ein bis zwei Kilogramm Wolle verliert. Finanziell ist die Schur für die Bauern unattraktiv: «Der Verkauf von Wolle ist ein Verlustgeschäft», stellt Dürrenmatt klar. Denn pro Kilogramm Wolle erhalten die Besitzer vom Abnehmer einen bis zwei Franken, was die Schurkosten niemals zu decken vermag. «Lange gab es für die Wolle überhaupt nichts mehr.» Trotzdem ist das Geschäft für die Bauern sinnvoll, denn: «Scheren müssen wir die Schafe ja sowieso.» Anstatt die Wolle zu entsorgen, liefern die Riffenmatter und Guggisberger Bauern diese an die Firma Naturwohl, deren Produktionsräume in Hirschmatt unterhalb von Guggisberg liegen.

Wolle und Arvenspäne

In Hirschmatt sortiert Geschäftsführer Stefan Binggeli die Wolle nach Qualität. 2004 übernahm der gelernte Elektronikmechaniker zusammen mit seiner Frau Monika die Wollkarderei Brechbühl in Hirschmatt. Heute stellt er dort unter anderem Bettwaren und Bauisolation her. Für die Bettwaren eignet sich nur qualitativ gute Wolle. Diese hängt nicht nur von einer guten Haltung der Schafe, sondern auch von einer ausgewogenen Ernährung sowie einer fachgerechten Schur ab. Minderwertige Wolle wird zu Bauisolation oder zu Verbrauchsmaterial für Putzmaschinen. Nach der Qualitätskontrolle wird die Wolle gewaschen und zu einem Vlies verarbeitet. Das ist das Rohmaterial, aus dem die Decken entstehen. Binggeli arbeitet dabei nicht nur mit Schafswolle, sondern beispielsweise mit Kamelhaaren oder Arvespänen.

Automatisiertes Nähen

 In der grossen Halle der Firma Naturwohl steht eine grosse CNC-Maschine, auf der die Decken zusammengenäht werden. «Ich habe auf dem Computer die Designvorlagen für die verschiedenen Bettwarenprodukte programmiert. Ich kann dann den Stoff einspannen, das entsprechende Einlagenmaterial dazwischenlegen und dann die Designvorlage auf die Maschine übertragen.» Innerhalb einer Stunde entstehe so aus den Einzelteilen eine Decke. Soeben ist ein Exemplar einer Kamelhaardecke fertig geworden. «Diese geht nach Dubai», erklärt Stefan Binggeli. Vorher fehlen aber noch einige Arbeitsschritte. So muss Binggeli von Hand die überstehenden Fäden an den Nähten entfernen.

Arbeit ist teuer

Über 800 verschiedene Decken führt Binggeli in seinem Sortiment. «Es gibt alleine in der Schweiz acht Standardgrössen für Decken.» Für jede dieser Grössen gibt es je vier Gewichts- und Wärmeklassen. «Dazu kommen noch ausländische Standardgrössen, die wir für den Export herstellen.»

Zwischen 230 und 1200 Franken kostet eine Decke bei Naturwohl, je nach Grösse und Art der Decke. Dabei spielen der Stoff oder das Füllmaterial nur eine untergeordnete Rolle. «Teuer sind, wie bei vielen anderen Schweizer Betrieben, vor allem die Handarbeiten.» Vor allem Decken mit aufwendigen Mustern und vielen einzelnen Nähten, die von Hand kontrolliert werden müssen, seien dementsprechend kostspielig.

 

Stefan Binggeli mit einer Decke kurz nach dem Zusammennähen.Ein bis zwei Kilogramm Wolle fallen pro Schaf an. 

«Finanziell ist der Verkauf von Schafwolle ein Verlustgeschäft.»

Wilhelm Dürrenmatt

Schafzüchter aus Riffenmatt

Beratung: Auch die Branche der Bettwaren spürt das Internet

D ie veränderte Wirtschaftslage sowie das Internet machen auch vor der Bettwarenbranche nicht halt. Auch Stefan Binggeli spürt ein verändertes Kundenverhalten. So verzichtet er seit einigen Jahren auf einen eigenen Stand an Messen wie der BEA in Bern. «Jeder Quadratmeter eines Standes ist teuer.» Gleichzeitig würden immer weniger Kunden Messestände besuchen und dort auch Waren kaufen.

vor kurzem machte ein Berner Oberländer Sportartikelhändler Schlagzeilen, weil er Kunden eine Beratungspauschale von 70 Franken verrechnet und im Gegenzug auf alle Artikel Rabatt gewährt (siehe Artikel auf Seite 30). Aufgrund seiner eigenen Erfahrung hat Binggeli durchaus Verständnis für den Sporthändler. «Auch wir stellen immer wieder fest, dass sich Kunden gerne bei uns beraten lassen und dann sagen, sie müssten sich den Kauf noch einmal überlegen.» Nicht selten würden sie dann aber den Artikel im Internet oder beim günstigen Grossverteiler kaufen. Dennoch ist für ihn im Moment die Einführung einer Beratungspau schale keine Option. sos

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