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Von der Entdeckung der Hygiene

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: aldo fasel

Monika Bittl ist mit «Bergwehen» ein ungemein lebensnaher, aufwühlender und spannender historischer Roman gelungen. Es handelt sich um eine wahre Geschichte nach den Motiven des Lebens der Hebamme Barbara Widemann.

An einem Tabu gerüttelt

Die Geschehnisse spielen in München, im damaligen Königreich Bayern und Tirol des Jahres 1811, also zur Zeit der Franzosenbesatzung, als Napoleons Armeen ganz Europa terrorisierten. Die Hauptrolle gehört der Münchner Oberhebamme und Heilkundigen Lucilie Vinzenz.

Mütter und Kinder sterben in dieser Zeit reihenweise wegen fehlender Hygiene. Lucilie Vinzenz erkennt dies und wagt sich folgerichtig und fest entschlossen an ein Tabu, als sie den Ursachen des Kindbettfiebers auf den Grund geht. Auch sucht sie die Frage zu klären, weshalb der regelmässige Besuch von Ärzten und Studenten die Todesraten noch steigert.

Allein auf weiter Flur

Im Kampf gegen Unwissenheit, Intrigen und Machtstreben von Klerus und Medizinern – Ärztinnen gibt es noch keine, das Studium der Medizin ist zu dieser Zeit den Frauen verwehrt – steht sie für lange Zeit alleine auf weiter Flur. Bis sich ihre Wege mit einem gleichgesinnten, fortschrittlichen Arzt kreuzen. Damit beginnt eine mitreissende und sehr tragische Episode, in der auch die Liebe nicht zu kurz kommen darf.

Leser urteilt selbst

Die Autorin scheut sich nicht, auch die dunklen Seiten der Medizingeschichte ungeschminkt beim Namen zu nennen. Sie stellt Naturheilkunde und herkömmliche Medizin einander gegenüber, nimmt jedoch keinesfalls Partei für die eine oder andere Sichtweise, nein, sie überlässt uns Lesern unser eigenes Urteil.

Emanzipation der Frauen

Auf beiden Seiten treffen wir ganz einfach Menschen mit ihren Stärken und Schwächen an. Dem historischen Roman ist es eigen, dass er die Protagonisten und die erfundenen Geschehnisse in die Realität der Zeitgeschichte einbettet. Und in diesem Zusammenhang schildert Bittl einige hochinteressante Auseinandersetzungen und Begebenheiten zur Zeit des beginnenden 19. Jahrhunderts, in der, was die Entwicklungen in Gesellschaft, Medizin und Geburtshilfe betrifft, Fragen folgenden Inhalts gestellt wurden: «Was muss das Weib andere Weiber aufwiegeln gegen die gottgegebene Ordnung? Sollen Lesen und Schreiben auch für Mädchen eingeführt werden? Sollen sie gar studieren dürfen? War die Aufklärung Segen oder Fluch für die Menschheit?»

Ärzte in der Defensive

Machtkämpfe um Einfluss, Rechthaberei und Pfründenverteidigung sind die wahren Motive, warum Lucilie Vinzenz so scharf attackiert und bekämpft wird. Eigennützige Ärzte und sich in der Defensive befindende kirchliche Vertreter fürchten die Erkenntnisse der Hebamme wie der Teufel das Weihwasser.

Um sie kaltzustellen, ist ihnen jedes Mittel recht. Sie fürchten um ihre Vorherrschaft und sehen ihre Felle davonschwimmen. Es ist das traurige Schicksal der Menschen, die ihrer Zeit voraus sind, dass sie den Siegeszug ihrer Ideen nicht mehr selber erleben dürfen. Kurz und bündig: ein spannendes Buch, sehr direkt und unkompliziert geschrieben. Eine gute Wahl für Ihre Sommerlektüre!

Monika Bittl: Bergwehen. Roman. München: Droemer, 2008.

Aldo Fasel ist Leiter der Volksbibliothek Plaffeien-Oberschrot-Zumholz.

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