Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Von der Strasse auf die Leinwand

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Das Filmfestival Freiburg feiert diese Woche den 50. Geburtstag des Hip-Hops. Eine Sektion aus Spiel- und Dokumentarfilmen zeichnet den beispiellosen Siegeszug der Subkultur nach und zeigt, wie sich auf dem ganzen Planeten eigene Formen von Hip-Hop entwickelten.

Graffiti, Breakdance, DJs und Rap: Vor einem halben Jahrhundert ereignete sich in der New Yorker Bronx der Urknall für eine der erfolgreichsten kulturellen Bewegungen der Gegenwart. Der Hip-Hop mit all seinen Ausprägungsformen war geboren. Er entschied, sich zu bleiben, und wucherte in der Folge in die bestehenden kulturellen Strukturen hinein. Von Underground bis Hochkultur – Hip-Hop ist heute omnipräsent: 2018 gewann mit Kendrick Lamar ein Rapper den Pulitzerpreis, Graffiti wurde zu Street Art und eroberte die Museen, und selbst in den konservativsten Privatschulen tanzen Jungen und Mädchen Hip-Hop. Gerappt wird mittlerweile in fast jeder Sprache. Das Sampling am DJ-Pult hat als postmoderne Spielart populärer Musik die Musikgeschichte revolutioniert.

Weltweite Ausbreitung

Das Filmfestival Freiburg (Fiff) feiert den globalen Siegeszug der Hip-Hop-Kultur mit einer Filmsektion, die vor allem die weltweite Ausbreitung in den Fokus rückt: «Die Weltoffenheit ist in unserer Festival-DNA. Wir wollen dem Publikum Türen zu anderen Kulturen öffnen. Dafür ist der Hip-Hop-Film perfekt geeignet», erklärt Jean-Philippe Bernard. Der Musik- und Filmjournalist hat für das Fiff die Sektion kuratiert. «Hip-Hop gibt es praktisch überall. In den verschiedenen Kulturen haben sich eigene Formen von Rap oder Tanz herausgebildet. Gleichzeitig wirkt der Hip-Hop verbindend und bringt Kulturen zusammen», schwärmt Bernard.

Film gewordener Hip-Hop

Der Programmschwerpunkt umfasst neun Filme aus acht verschiedenen Ländern. Hinzu kommen fünf Filme, die das Publikum im Vorfeld ausgewählt hat (siehe Kasten). Darunter moderne Klassiker wie «8 Mile» mit Rap-Ikone Eminem in der Hauptrolle oder Spike Lees «Do the Right Thing», der wie kaum ein anderer Film die Energie der frühen Hip-Hop-Kultur in Bilder giesst – vom legendären Vorspann bis zum schockierenden Ende. «Das ist Film gewordener Hip-Hop», sagt Bernard.

Von Gangster zu Gangsta

Mit von der Partie sind auch Streifen, die nicht auf den ersten Blick als Hip-Hop-Filme erkennbar sind. Dazu gehört «Scarface» von Brian de Palma. Die Geschichte des Gangster-Bosses Tony Montana (Al Pacino in einer seiner Paraderollen) kam 1983 in die Kinos und rangierte an den Kinokassen damals unter ferner liefen: «Ich habe den Film damals in einem Multiplex-Kino gesehen, und wir waren nur eine Handvoll Leute», erinnert sich Jean-Philippe Bernard. «Der Film ging praktisch vergessen, auch wenn man sich das heute kaum vorstellen kann.»

Dass der Film heute zum ­New-Hollywood-Kanon gehört, verdankt er seiner Wiederentdeckung durch die Hip-Hop-Kultur: «Tony Montana wurde in den 1990er-Jahren zum Vorbild für den neu aufkommenden Gangsta-Rap», erklärt Bernard. Der schrille Materialismus von «Scarface» passte perfekt zu den kontroversen Texten: «Diese harte, politisch unkorrekte Mafia-Geschichte und die fast schon karikaturesken Posen der Hauptfigur gehören bis heute fest zur Hip-Hop-Mythologie.»

Gegenseitige Beeinflussung

«Scarface» verdeutlicht auch, wie sehr sich die Hip-Hop-Ästhetik seit jeher auch aus den Bildwelten Hollywoods bediente – lange bevor die Filmstudios mit Hip-Hop-Blockbustern in der Bugwelle des immensen Erfolgs von Interpreten wie Tupac Shakur, Snoop Dog oder Jay-Z mitschwimmen wollten. Hip-Hop und Film: Das war von Anfang an eine symbiotische Beziehung. Von den Blaxploitation-Filmen der 1970er-Jahre über «Scarface» bis «Straight Outta Compton»; von Grandmaster Flash bis Kanye West.

In der Aufstiegsgeschichte des kubanischen Einwanderers Tony Montana aus «Scarface» wird ein weiteres Leitmotiv der filmischen Verarbeitung von Hip-Hop erkennbar: «In fast ­allen Filmen aus dem Hip-Hop-Kosmos geht es im Grunde um Figuren, die gegen ihre aktuelle Situation ankämpfen, um ein besseres Leben zu erreichen», sagt Bernard. Wichtige Motive sind zum Beispiel der selbst ­erkämpfte Ausstieg aus der ­Armut und die subversive ­Kritik an gesellschaftlichen Missständen.

Diese politische Dimension des Hip-Hops entspringt den urbanen Brennpunkten amerikanischer Metropolen und ist massgeblich von der Aufbruchsstimmung der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den 1960er- und 1970er-Jahren geprägt. Zugleich wurde diese Form der kulturellen Auflehnung zur Blaupause für den Kampf von Unterdrückten weltweit: Abgehängte in den Pariser Banlieues begehren damit genauso auf wie die Band Pussy Riot in Russland oder der Protest-Rapper Toomaj Salehi im Iran.

Hip-Hop in Cannes

Auffällig an der Fiff-Sektion ist, wie häufig sich der für Hip-Hop typische Sozialrealismus mit Identitätsfragen beschäftigt. «Die Frage, wer man selbst ist und wie man sich in die Gesellschaft eingliedert, zieht sich wie ein roter Faden durch die Filme», erklärt Bernard. Etwa im britischen Film «Mogul Mowgli», in dem sich ein bekannter Rapper aufgrund einer Krankheit mit seinen pakistanischen Wurzeln auseinandersetzen muss. In der Hauptrolle brilliert der Schauspieler und Rapper Riz Ahmed.

Im marokkanischen Beitrag «Casablanca Beats», der 2021 in Cannes um die goldene Palme konkurrierte, finden Jugendliche über Hip-Hop einen eigenen Ausdruck. «Casablanca Beats ist ein typischer Fiff-Film. Er zeigt die Traditionen der marokkanischen Kultur, aber auch eine Jugend, die daraus ausbrechen muss, um ihren Platz im Leben zu finden», so Bernard. Hervorzuheben sind in diesem Fall die starken Frauenfiguren – bis heute eine Seltenheit im Hip-Hop-Kosmos.

Aus gutem Hause

Wie sehr die Hip-Hop-Kultur fähig ist, immer wieder in neue Gefilde vorzustossen, zeigt der koreanische Film «Swag», der am Fiff seine internationale Premiere feiert. Der zuckersüsse Liebesfilm dürfte eingefleischten Hip-Hop-Fans zunächst sauer aufstossen. Erfüllt er doch in keiner Weise die ­typischen Topoi der Hip-­Hop-Filme: Der K-Pop-Star Niel gibt hier seinen Einstand als ­Schauspieler und spielt einen Jungen aus gutem Hause, der in der Welt des Rap seine Erfüllung und en passant in einer Tänzerin seine grosse Liebe ­findet.

Auto-Tune und Frisuren

Die Kämpfe um soziale Gerechtigkeit und die Ghettos des frühen Hip-Hop scheinen zunächst weit weg. In «Swag» treffen ­K-Pop-Kitsch und Weichzeichner-Ästhetik auf Auto-Tune-Rap und perfekt gestylte Frisuren. Ist das der Hip-Hop-Film für die Generation Z, in der die Kulturmacht Korea mindestens so einflussreich ist, wie die ameri­kanischen Bildwelten? Ob sich diese neue Form des K-Hip-Hop durchsetzen wird, steht in den Sternen. Doch eines zeigt der Film allemal: Die letzte Metamorphose des Hip-Hops ist längst noch nicht abgeschlossen.

Fruchtbar

Hip-Hop und Film: eine Symbiose

«I’m like Scarface», rappt bereits der New Yorker Nas auf seinem epochalen Album «Illmatic» aus dem Jahr 1994. Das Internationale Filmfestival Freiburg erkundet diese Woche in der Nebensektion «Genrekino» die symbiotische Beziehung von Hip-Hop-Kultur und Film. Dabei trifft ein vielseitiges, aktuelles Programm aus der Feder der Fiff-Programmatoren auf eine kleine, aber feine Filmauswahl, die das Publikum im Vorfeld per Abstimmung zusammengestellt hat. Dabei einigten sich die Filmfans in erster Linie auf Klassiker, die sich zum Teil erst auf den zweiten Blick als Hip-Hop-Filme zu erkennen geben: Neben «Scarface» von Brian de Palma läuft etwa Jim Jarmuschs kongeniale Profikiller-Meditation «Ghost Dog» oder das französische Banlieue-Drama «La Haine» von Mathieu Kassovitz auf der grossen Leinwand. Wer aktuelleres Hip-Hop-Kino bevorzugt, kommt mit «Lovely Boy» aus Italien auf seine Kosten. Der Film inszeniert den Absturz eines Rap-Stars, der am Ruhm zerbricht. Zu den Highlights der Sektion gehört auch das kolumbianische Coming-of-Age-Drama «La ciudad de las fieras», in dem ein Jugendlicher aus Medellín sich auf die Suche nach seinen Wurzeln macht. Für Herzschmerz und stilvolle Berlin-Bilder sorgt das deutsche Tanz-Drama «Fly». (lr)

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema