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Von einigen geliebt, von andern gefürchtet

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Autor: Nicole Jegerlehner

Elf Prozent der Angestellten der Strafanstalten Bellechasse finden, ihre Beziehung zum ehemaligen Direktor Philippe Tharin sei schlecht; 39 Prozent betrachten die Beziehung als gut, 24 Prozent als sehr gut. 26 Prozent finden, die Beziehung sollte verbessert werden.

Vorstoss löste Audit aus

Diese Zahlen stehen im Abschlussbericht eines externen Büros zur Arbeitssituation in den Strafanstalten. Ausgelöst worden war das Audit durch einen Vorstoss von SVP-Grossrat Werner Zürcher aus Merlach. Er hatte von einem «arroganten» Direktor geschrieben, der sich gegenüber den Angestellten «nicht korrekt» verhalte.

Auch wenn der ehemalige Direktor – der 58-Jährige ist seit Anfang Jahr in Frühpension – von der Mehrheit der Angestellten positiv beurteilt wurde, ist das Resultat nicht ganz so rosig, wie es auf den ersten Blick aussieht: Von jenen, die seit mehr als acht Jahren dort arbeiten, finden 16,7 Prozent, ihr Verhältnis zum Direktor sei schlecht; 35 Prozent betrachten es als verbesserungswürdig. 35 Prozent bezeichnen das Verhältnis als gut, 13,3 Prozent als sehr gut.

Militärisch-paternalistisch

Die grosse Mehrheit der Angestellten findet, die von Zürcher benutzten Bezeichnungen «tyrannisch» und «diktatorisch» träfen nicht auf Tharin zu. Sie sehen ihn eher als «militärisch-paternalistisch».

Tharin sei direkt, offen und engagiert. Er unterstütze Angestellte mit privaten Problemen. Hingegen könne er ausfällig werden und Angestellte mit seinen Worten verletzen. «Ein grosser Teil der Angestellten scheint individuelle Strategien im Umgang mit dem Direktor entwickelt zu haben», heisst es im Bericht. Die einen ignorierten seine Äusserungen, andere böten ihm die Stirn, Dritte folgten seinen Anordnungen, ohne etwas zu hinterfragen; und wieder andere versuchten, Begegnungen mit Tharin zu vermeiden. Ein Teil der Angestellten leide stark unter den «verbalen Aggressionen und dem respektlosen Verhalten» Tharins. Einige finden, er zeige gegenüber den Insassen mehr Respekt als gegenüber den Angestellten.

Geschwärzte Stellen

Im Bericht sind einige Stellen geschwärzt – dabei geht es nie um Tharin, sondern um andere Führungskräfte in Bellechasse. «Ja, wir hatten da einige Probleme», sagt Staatsrat Erwin Jutzet (SP). Er sei nun einige Male in den Strafanstalten gewesen und habe mit den Führungspersonen sehr intensiv diskutiert. «Einige haben Probleme erkannt, die sie vorher gar nicht gesehen haben.» Nun herrsche eine ganz andere Atmosphäre. «Das sind neue Menschen.»

Der Bericht zeigt auch organisatorische Mängel auf. So sind die Angestellten sehr unzufrieden mit den Einsatzplänen, die sie teilweise erst am Freitag für die nächste Woche erhalten. Das soll sich ändern (siehe auch Kasten links).

Die Berichtverfasser orten zudem Personalmangel. Sie schlagen vor, die vor einigen Jahren getrennten Bereiche Sicherheit und Betreuung wieder zusammenzulegen, um Synergien zu gewinnen. Zudem empfehlen sie, eine Leiterin oder einen Leiter für den landwirtschaftlichen Sektor zu benennen. Bisher nahm der Direktor diese Funktion wahr; die Landwirtschaft sei aber so wichtig, dass eine Person sich nur darum kümmern sollte.

Die Insassen benötigen laut Bericht eine engere medizinische Begleitung. Zumindest im Tannenhof müsste laut Bericht jeden Tag medizinisches Personal anwesend sein.

Zahnlose Kommission

Die Strafanstalten Bellechasse werden von einer Administrativkommission begleitet. Diese hatte bereits vor dem Vorstoss Zürcher von Unstimmigkeiten gehört – jedoch nicht reagieren können, weil ihr die Kompetenzen fehlten. Die Verfasser schlagen denn auch vor, den Status der Kommission zu ändern.

Je länger jemand in den Strafanstalten Bellechasse in Sugiez arbeitete, umso weniger verstand er sich mit dem Direktor.Bild Aldo Ellena/a

Reaktionen: Philippe Tharin und Werner Zürcher sehen sich beide bestätigt

Der ehemalige Direktor der Anstalten Bellechasse, Philippe Tharin, ist seit Januar in Frühpension. Er meint zum Bericht über Bellechasse (siehe Haupttext): «Elf Prozent der Angestellten waren mit mir als Direktor nicht einverstanden – das sind doch Peanuts.» Selten sei ein Direktor bei so vielen Angestellten gut angesehen, wie er es gewesen sei. «Ich habe es von Anfang an gesagt, und der Bericht ist nun die Bestätigung dafür: Das Audit war für nichts, es hat nur das Geld der Steuerzahler verschlungen.»

Zu den weniger positiven Bemerkungen zu seinem Führungsstil meint Tharin: «Niemand ist perfekt.» Und es sei auch klar, dass das Personal unter Druck stehe, wenn zu wenige Stellen bewilligt seien.

Zürcher hat Ziel erreicht

Auch SVP-Grossrat Werner Zürcher, welcher das Audit durch einen Vorstoss im Parlament ausgelöst hatte, sieht seine Sicht durch den Bericht bestätigt: «Ich habe immer gesagt, dass rund ein Drittel der Angestellten unter dem Führungsstil von Philippe Tharin leidet.» Er habe sein Ziel erreicht: Die Leute seien angehört worden, der Kanton habe hingeschaut und bestehende Probleme erkannt. «Damit ist für mich die Sache erledigt.»

Staatsrat Erwin Jutzet ist als Direktor der kantonalen Justiz- und Sicherheitsdirektion auf politischer Ebene zuständig für die Anstalten Bellechasse. Er nimmt die Verbesserungsvorschläge im Bericht ernst. «Wir sind gerade daran, neue Informatik für die Einsatzpläne einzukaufen.»

Der Neue redet mit

Andere Vorschläge – beispielsweise zur Problematik der medizinischen Versorgung – seien nicht so einfach umzusetzen. Und um zu wissen, ob Bellechasse mehr Personal benötigt, will Jutzet erst einmal einen Vergleichsbericht mit anderen Strafanstalten sehen. «Zudem soll der neue Direktor beim weiteren Vorgehen mitentscheiden können.» Tharins Nachfolger Franz Walter tritt seine Stelle im Juni an. njb

Zahlen und Fakten

126 Angestellte wurden befragt

Im Auftrag des Staatsrats hat das Büro Triaspect die Anstalten Bellechasse überprüft. Dabei wurden unter anderem alle 127 Angestellten zu Interviews aufgeboten; bis auf eine Person beteiligten sich alle daran. Laut Abschlussbericht haben sich einige der Angestellten erstaunt über das öffentliche Echo auf den Vorstoss eines Grossrats (siehe Haupttext) gezeigt. Viele befanden, die Schwierigkeiten hätten intern geregelt werden sollen. Andere waren erfreut über das Audit: Die Probleme seien zu gross, um intern geregelt werden zu können. Dritte waren erleichtert, endlich Gehör zu finden. njb

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