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Von unentdeckten Schätzen, dem Aha-Effekt und vielen Erinnerungen – Franziska Werlen blickt zurück

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13 Jahre war Franziska Werlen im Sensler Museum in Tafers tätig. Im Gespräch mit den FN blickt sie zurück auf spezielle Ausstellungen, erzählt vom Aha-Effekt bei ihrer Arbeit und von unentdeckten Museumsschätzen.

Franziska Werlen ist am Abschiednehmen. Nach 13 Jahren im Sensler Museum verlässt sie Ende des Monats ihren Wirkungsort. Die Gefühlslage sei gut, sagt sie im Gespräch mit den FN. «Vor allem, weil ich weiss, dass ich nicht ganz gehe.» Sie gebe zwar die Verantwortung für das Museum ab, bleibe aber im Sensebezirk aktiv. So wird sie sich weiterhin im Kulturverein Wier Seisler engagieren und bleibt auch im Expertenteam für lebendige Traditionen im Kanton Freiburg. «Es ist mir ein Anliegen, nicht abrupt aufzuhören, sondern bei einigen Sachen weiterhin mitdenken zu dürfen.»

Geschichte und Gegenwart

Das zeigt, dass sich die im Lötschental aufgewachsene Walliserin im Sensebezirk wohl fühlt. «Wenn man in einem regionalhistorischen Museum tätig ist, geht es zwar in erster Linie um die Geschichte dieser Menschen. Aber es geht nicht nur um ihre Vergangenheit, sondern auch darum, was sie daraus gemacht haben.» Für Werlen war es deshalb selbstverständlich, dass sie sich für den Sensebezirk und seine Besonderheiten nicht nur interessiert, sondern dass sie die Gegend schätzen gelernt hat. «Ich bleibe Senslerin in meinem Herzen», sagt sie.
 
Die Sensler seien anders als die Walliser, die oft ihr Herz auf der Zunge tragen und dem Gegenüber direkt mitteilen würden, was sie von ihm halten. «Die Sensler drücken sich anders aus, sie sind weniger gefühlsbetont als die Walliser», erklärt sie. Mit der Zeit habe sie gelernt, diese Mentalität zu verstehen und mit ihr umzugehen. Manchmal habe sie ihr Gegenüber als energiegeladener Mensch, der oft vor Ideen übersprudle, wohl auch überfordert, sagt sie mit einem Lachen. 

Angebot für Schulen

Sie hat in diesen Jahren viele Ausstellungen auf die Beine gestellt. Besonders stolz ist sie darauf, dass das Museum seit 2017 Vermittlungsangebote für Schulen im Programm habe. «Schon beim Konzipieren der Ausstellung denke ich zusammen mit Vermittlerin Janine Rufener nun daran, was wir für die Schülerinnen und Schüler machen könnten.» In der aktuellen Ausstellung ist dies zum Beispiel ein Memory mit den Berggipfeln der Region.  

«Viele», sagt sie auf die Frage, welche Ausstellungen ihr besonders geblieben sind. Die Bienen seien zum Beispiel bei den Leuten sehr gut angekommen. Sie habe sie aber auch deshalb in guter Erinnerung, weil sie damals sehr eng mit dem Imkerverein Sense zusammenarbeiten durfte. «Um eine Ausstellung zu gestalten, bist du darauf angewiesen, dass Leute ihr Wissen mit dir teilen. Und zwar so, dass du es dann dem Publikum weitergeben kannst.» Das habe mit den Imkern wunderbar funktioniert.

«Richtige» Museumsarbeit

Auch die Ausstellung über die Textilkünstlerin Gisela Progin vor vier Jahren sei für sie ganz besonders gewesen. Nicht nur weil sie das Werk der früh verstorbenen Sensler Künstlerin sehr schätze, sondern auch weil dieses Projekt über das reine Ausstellen hinausging. Sie erklärt:

Zur Museumsarbeit gehören auch das Sammeln, Bewahren, Forschen, Dokumentieren und erst dann das Ausstellen und Vermitteln.

Die Familie von Gisela Progin habe ihr die Möglichkeit gegeben, Objekte zu erwerben, teils seien dem Museum auch Werke der Künstlerin geschenkt worden. «Es war ein Glücksfall, dass die Erben bereit waren, die Geschichten hinter den Objekten zu erzählen.» Die Ausstellung sei dadurch sehr persönlich geworden, ausserdem seien diese Details aus dem Schaffen der Künstlerin nun dokumentiert.

Unentdeckte Schätze

Gerne hätte sie diesem Aspekt, der für sie klar zum Pflichtenheft eines Museums gehört, mehr Gewicht gegeben. Das 50-Prozent-Pensum reichte einfach nicht für alles. «Man muss Prioritäten setzen und manchmal etwas liegen lassen», sagt sie. «Ich hätte gerne mehr am Inventar gearbeitet», sagt sie. Es habe noch viele Objekte, die in Kisten darauf warteten, richtig dokumentiert zu werden, damit ihr Wert eingeordnet werden könne. «Es sind unentdeckte Schätze, die erst zu richtigen Schätzen werden, wenn man sie birgt», erklärt sie. Je länger man warte, desto grösser sei das Risiko, dass das Wissen verloren gehe. «Es ist Pflicht eines Museums zu inventarisieren.» Aus Zeitgründen habe sie deshalb auch bei der einen oder anderen Ausstellung Kompromisse gemacht und nicht alle präsentierten Themen so vertieft recherchiert, wie sie es von ihrem fachlichen Hintergrund her gerne gemacht hätte.

Eine Geschichtenerzählerin

Werlen ist klar, dass ein Objekt nur dann das Interesse des Museumsbesuchers wecken kann, wenn dieser die Geschichte dahinter erfährt. In diese Aufgabe hat Franziska Werlen viel Hingabe und Herzblut gesteckt. Das komme halt von ihrer Mentalität als «Proglär», sagt sie mit einem Lachen. «Proglär» sei der Übername der Dorfbewohner im Lötschental, weil diese gerne und viel reden würden, erklärt sie. «Das hat auch viel Spass gemacht.» Je nach Zusammensetzung der Gruppe habe sie sich ganz anders eingebracht. Für sie ist klar: 

Es sind nicht die grossen Geschichten um ruhmvolle Schlachten, die das Herz berühren, sondern die kleinen Geschichten.

Menschen mit Geschichten auf eine Reise mitzunehmen, ist eine Kernkompetenz von Franziska Werlen. Sie hat die Besucher zum Beispiel bei Führungen auf Abenteuerreisen mitgenommen, hat sie etwa auf die Stimmung eines Fotografen bei der Aufnahme eines speziellen Bildes aufmerksam gemacht oder auch Diskussionen angeregt – etwa über Naturschutz in der Ausstellung Hochmoore 2016 oder über die Sterblichkeit in der Ausstellung «Schwester Tod» 2014.

Grenzen sind relativ

Einen leichten Stand hat das Museum Tafers nicht. Die Räumlichkeiten im Gebäude aus dem 18. Jahrhundert schränken ein, der finanzielle Rahmen ist knapp, und Entwicklungsmöglichkeiten gibt es derzeit nicht. «Diese Grenzen sind relativ», sagt Franziska Werlen. Egal wie gross ein Museum sei, alle würden zu wenig Platz und mangelnde Ressourcen beklagen. «Wenn man mehr Platz hat, braucht es auch mehr Leute, die die Sammlung betreuen und grössere Ausstellungen vorbereiten», sagt sie. Und es setze voraus, dass die Sammlung inventarisiert sei.

Haus als Türöffner

Auch wenn die Wände und Räume im Haus vielleicht nicht alles erlauben, so sei das Haus ein grosser Vorteil. «Das Haus ist unser wichtigstes Ausstellungsobjekt.» Das 240 Jahre alte Gebäude habe seinen Reiz und ziehe Besucher an. «Es ist ein Türöffner», ist sie überzeugt. Als Plus sieht sie auch, dass alle Teammitglieder im Museum Tafers angestellt seien. Von ihnen, die teilweise seit Jahren dabei seien, habe sie viel gelernt. «Die Jahre hier waren ein super Lehrblätz», sagt sie.
 
Sie finde es jedes Mal spannend, wenn das theoretische Konzept einer Ausstellung durch Inputs aus dem Team und im Austausch mit dem Techniker konkrete Formen annehme. «Auf einmal erwacht eine Idee zum Leben, bekommt drei Dimensionen. Das ist ein ganz besonderer Moment und löst bei mir eine Art Aha-Effekt aus.»

Schlüsselwort Vertrauen

Geschätzt hat sie nicht nur die Gespräche, die sich mit dem Team, den Besuchern und den Ausstellern ergeben haben, sondern auch die Vernetzung, die dadurch im Lauf der Jahre entstanden ist. «Je mehr Leute man kennt, desto besser kann man arbeiten. Vertrauen ist ein Schlüsselwort bei dieser Arbeit. Die Leute vertrauen dir und geben deshalb viel von sich preis.»


 

Franziska Werlen ist vom Lötschental in den Sensebezirk gekommen

Franziska Werlen ist 2008 als Praktikantin ins Museum Tafers gekommen, damals noch unter der Leiterin Marie-Anne Pinheiro-Fankhauser, später bei Silvia Zehnder-Jörg, von der sie am 1. April 2011 die Verantwortung für die Institution übernommen hat. Franziska Werlen ist 1980 in Wiler im Lötschental geboren. Sie hat an der Universität Freiburg Latein, mittelalterliche Kunstgeschichte und frühchristliche und byzantinische Archäologie studiert und später in Murten, Spiez, Kippel und Sitten Museumserfahrung gesammelt. 2018 hat sie einen MAS in Kulturmanagement an der Uni Basel abgeschlossen. Sie wohnt in der Stadt Freiburg. Franziska Werlen verlässt das Museum Tafers, um im Freilichtmuseum Ballenberg eine Stelle als kuratorische Mitarbeiterin anzutreten. im

Was dem Museum Tafers noch fehlt

Das Museum selbst besitzt etwa 950 Objekte, was im Vergleich zu anderen Museen relativ wenig ist. Auf der persönlichen Wunschliste von Franziska Werlen ist zum Beispiel ein nicht restaurierter Schrank aus dem 18. Jahrhundert, den sie mal in Plaffeien gesehen hat und der mit «Santifaschtus» angeschrieben ist. Sie hätte auch gern eines der zylinderförmigen «Chränzleni», wie sie Anfang des 19. Jahrhunderts getragen wurden, sowie ein Werk von Ivo Vonlanthen. «Als Beispiel für viele fehlende Sensler Künstlerinnen und Künstler in unserer Sammlung.» im

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