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Warum Sisi mindestens so «cool» ist wie die spätmoderne Frau

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«Sisi & Ich» ist der neuste Film der Regisseurin Frauke Finsterwalder. Darin nimmt sie das Leben von Sisi, Kaiserin von Österreich, unter die Lupe. Im Rahmen der Tagung «Kanon revisited» wird der Film auch an der Universität Freiburg aufgeführt. 

Sisi, die Kaiserin von Österreich, ist wohl den meisten ein Begriff, die Verfilmung ihres Lebens mit Romy Schneider in der Hauptrolle hat Kultstatus. Auch die Regisseurin Frauke Finsterwalder hat sich für ihren neusten Coup das Leben der Kaiserin Elisabeth vorgenommen, in ihrem Film «Sisi & Ich» kommt jedoch vor allem eine neue, weibliche Perspektive zum Zug. 

«Der Film ist ein Meisterwerk», findet Vertretungsprofessorin Katja Kauer. Sie ist Gastdozentin an der Universität Freiburg und hat Finsterwalder für eine öffentliche Filmvorführung von «Sisi & Ich» eingeladen. Das habe verschiedene Gründe, erklärt Kauer. 

Neue Perspektive

«Erstens ist der Film einfach grossartig und sehr schön, zweitens steckt hinter der Figur der Sisi eine kulturelle, spätmoderne Perspektivierung von Weiblichkeit, die sehr spannend ist», sagt sie. 

Der Film wird im Rahmen der internationalen literaturwissenschaftlichen Konferenz «Kanon revisited» aufgeführt. «Es sollte nicht dabei bleiben, den Kanon zu erweitern, sondern es sollten die Klassiker, wie zum Beispiel Thomas Mann und Gottfried Keller, aus neuen Perspektiven gelesen werden», erklärt Kauer die Idee der Tagung. Sie sagt: 

Der Zauber von Literatur besteht darin, dass er die Diskurse seiner Zeit zu übersteigen vermag.

Katja Kauer
Tübinger Vertretungsprofessorin und Gastdozentin an der Universität Freiburg

Dafür eigne sich der Film «Sisi & Ich» perfekt, denn anders als der Originalfilm aus den 1950er-Jahren setze er sich mit den Problemen der Frau auseinander und was es für sie bedeutet, als imaginiertes Bild zu leben.

Eine besondere Stärke des Films sei ausserdem die dezidiert weibliche Perspektive, die Finsterwalder auf das Leben von Sisi wirft. «Im Patriarchat haben wir gelernt, Texte immer aus dem männlichen Blickwinkel zu lesen, in ‹Sisi & Ich› hingegen geht es um die Begehrenswertigkeit von Sisi in den Augen einer Frau», so Kauer. Sie sagt: 

‹Sisi & Ich› ist ein Frauenfilm im besten Sinne dieses Wortes. 

Katja Kauer
Tübinger Vertretungsprofessorin und Gastdozentin an der Universität Freiburg

«Queerness war immer da»

Denn abgesehen davon, dass «Sisi & Ich» von einer Frau gedreht wurde, erzählt der Film die Geschichte aus der Sicht von Gräfin Irma, die von Sisi als Hofdame angestellt wird. Irma ist fasziniert von Sisi, und die beiden Frauen kommen sich immer näher. Der Film illustriert so eine These, die auch in Kauers Lehre ein fundamentaler Bestandteil ist: «Queerness muss nicht als ‹Aussenseiterphänomen› gesucht werden, Queerness ist etwas, das immer schon da war», so Kauer. 

So hätten beispielsweise Frauen im 19. Jahrhundert starke emotionale Bindungen oft in homosozialen Kontexten entdeckt, beispielsweise mit ihren engsten Freundinnen und Bediensteten. «Diese homosozialen Bindungen waren im Leben einer Frau oftmals viel wichtiger und enger als die sexuellen Beziehungen zu Männern», so Kauer. 

Rollenbilder

Was für Frauen in den 1950er-Jahren zwar nicht einfacher war, jedoch deutlich fassbarer als heutzutage, sei das klarere Rollenbild, wie Kauer sagt. «Frau konnte entweder in dieses Rollenbild passen oder dagegen rebellieren. Heute sind die Grenzen viel unklarer. Ist es zum Beispiel Rebellion, wenn sich eine Frau scheiden lässt, weil sie sich neu verliebt hat, oder passt es in unser Rollenbild von emanzipierter Weiblichkeit?» Aufgrund ihrer ambivalenten Weiblichkeit sei Sisi in «Sisi & Ich» eine Figur, mit der sich alle spätmodernen Frauen irgendwie identifizieren können, so Kauer. 

«Die sagenumwobene historische Figur kann durchaus ganz modern im Sinne des 21. Jahrhunderts gelesen werden, als Narzisstin, Sportfanatikerin, frauenliebende Frau oder Playerin», sagt Kauer. Eine Frage, die Kauer der Regisseurin bei der anschliessenden Diskussion deshalb gerne stellen wird, ist, ob diese Spiegelfunktion produktionsästhetisch beabsichtigt und eine betonte dramaturgische Idee sei oder ganz bei den Rezipientinnen liege. 

Keine Grabenkämpfe mehr

«Ich wünsche mir, dass die Grabenkämpfe zwischen Wokeness und Traditionalität aufhören», sagt Kauer. «Die Idee, dass die ‹Coolen› nur Kim de l’Horizon lesen und die ‹Uncoolen› Fontane ist Schwachsinn», sagt sie. Der Widerspruch zwischen altbacken und woke sei etwas, das wir als Gesellschaft produzieren, nicht etwas, das in der Kunst selber liege. «Mann/Frau kann sogar den patriarchatskonformen Sisi-Film aus den 1950er-Jahren schauen und selbst dort Momente finden, die gegen das tradierte Bild von Weiblichkeit aufbegehren. So wie auch Menschen, die einen konservativen Geschmack zu haben glauben, sich problemlos neuen Texten öffnen können», so Kauer. 

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