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«Weniger bedrohlich als Frauen»

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«Es besteht eine Verbindung zwischen Missbrauch und Homosexualität», sagte der Churer Weihbischof Ma­rian Eleganti kürzlich. Von dort bis zur Aussage, dass Homosexualität sexuellen Missbrauch fördere, ist es nur ein kleiner Schritt, den der Bischof nicht tut. Dennoch öffnet seine Äusserung die Tür für solche Interpretationen.

«Zwischen 9 und 40 Prozent der pädophilen Täter haben laut Studien eine homosexuelle Orientierung. Zwischen 60 und 91 Prozent sind somit heterosexuell», sagt Philip Jaffé, Professor für Psychologie an der Universität Genf. «Von denjenigen, die ein Kind missbraucht haben, sind 50 Prozent nicht pädophil», erklärt der Psychologe. Es seien Menschen, deren sexuelle Orientierung unklar und unreif sei. «Sie werden in einem bestimmten Kontext übergriffig – zum Beispiel, wenn sie mit einem Kind alleine sind.»

Katholisches Paradox

Studien zeigen laut Jaffé auch, dass die Mehrheit der missbrauchten Kinder Mädchen sind. In der Kirche ist jedoch das Gegenteil der Fall: Die Mehrheit der Opfer sind Knaben. Wie lässt sich dieses Paradoxon erklären? «Es gibt keine vorgefertigte Erklärung, aber einige Denkanstösse», sagt der Psychologieprofessor. «Die Welt der Priester ist eine Männerwelt. Das zieht zweifellos manche Homosexuellen an.» Andererseits werde die Frau im katholischen Denken häufig als «Objekt der Sünde» dargestellt. «In gewisser Weise sind Knaben oder Männer weniger bedrohlich als Frauen.»

Auch die Ausbildung der Priester muss laut Jaffé in Betracht gezogen werden. «Oft wird in Seminaren der Schwerpunkt auf den intellektuellen Aspekt gelegt, zum Nachteil des Körpers und seiner An­ziehungskraft.»

Philip Jaffé betont jedoch auch die enormen Fortschritte, die in den letzten 20 Jahren in den Ausbildungszentren für Priester gemacht wurden: «Psychologische Tests und eine langfristige Betreuung nach der Priesterweihe wurden eingerichtet.» Dies sei eine positive Entwicklung, die aber nicht alles löse, solange bestimmte Priesteramtskandidaten den Pflichtzölibat als eine Art äusseren Schutz verstünden «vor Impulsen, die sie nicht unter Kontrolle haben oder die sie quälen».

Die Lehre verändern

Eleganti doppelt in der Zwischenzeit nach: Die Skandale zeigten, «dass homosexuelle Kleriker, ihre Freunde und Netzwerke in den Strukturen der Kirche bis auf die höchste Ebene existieren und vertreten sind», sagte er in einem Interview. Zwar seien darunter auch viele homosexuelle Kleriker, die «enthaltsam und heilig» lebten. «Von den anderen hören wir aber durch die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle täglich.»

Der Churer Weihbischof sieht die katholische Lehre von der Sündhaftigkeit homosexueller Praxis bedroht: «Auffallend sind die Versuche, die traditionelle Lehre, die homosexuelle Akte als in sich ungeordnet betrachtet und deshalb ihr Ausleben verbietet, umzuschreiben.» Papst Franziskus sei von Kardinälen und Beratern umgeben, die in diese Richtung gingen «und James Martin, den prominentesten Kämpfer für eine Veränderung der bisherigen Lehre in Bezug auf Homosexualität, offen unterstützen».

Der Jesuit Martin versucht, Brücken zwischen LGTB-Gläubigen (Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender) sowie der katholischen Kirche zu schlagen. Martin hatte sich am Weltfamilientreffen in Dublin für eine Willkommenskultur gegenüber LGBT-Menschen und ihren Familien ausgesprochen.

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