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Wenn die Psyche nicht ins Schema passt

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Am Wochenende feierte die Stiftung Applico, die Personen mit einer psychischen Beeinträchtigung Wohn- und Arbeitsplätze bietet, ihr 10-Jahr-Jubiläum. Im Zentrum standen die rund 70 Mitarbeitenden, denen die Stiftung einen neuen Lebensentwurf bietet.

Yvette Aerschmann gehört zu diesen Menschen. Die zierliche Frau arbeitet bei Applico, seit es die Stiftung gibt; also seit genau zehn Jahren. In dem geschützten Atelier in Schmitten übernimmt sie die administrativen Aufgaben, kontrolliert Rapporte und die Anzahl Arbeitsstunden der Angestellten. Ihr gefällt, dass bei Applico alles etwas ruhiger angegangen wird. «Die Zusammenarbeit mit meiner Mitarbeiterin funktioniert sehr gut, sie strahlt eine grosse Ruhe aus – das hilft mir», sagte sie an einer Podiumsdiskussion am Samstag unter der Leitung von FN-Chefredaktor Christoph Nussbaumer.

Angst im Bauch

 Bevor Yvette Aerschmann bei Applico anfing, habe sie eine schwierige Zeit durchgemacht, hielt sie fest. «Bei der Sensler Stiftung für Behinderte fühlte ich mich nicht richtig aufgehoben», so Aerschmann. Manchmal sei sie «mit der Angst im Bauch» zur Arbeit gegangen. Als sie erfuhr, dass eine neue Einrichtung geplant sei, zögerte sie nicht lange.

Leistungsdruck zu gross

Aerschmanns Beispiel zeigt, warum 2003 die Stiftung Applico entstanden ist. «Man merkte, dass psychisch Beeinträchtigte eine andere Betreuung benötigen als körperlich oder geistig behinderte Menschen», sagte SP-Nationalrätin und Stiftungspräsidentin Ursula Schneider Schüttel. Ein klarer Tagesablauf, Beschäftigung und kompetente Ansprechpersonen seien wichtiger als eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung, meinte auch Heidi Dubler. Als Leiterin der Spitex Kerzers ist sie immer häufiger mit Patienten konfrontiert, «die einfach nicht mehr können». Dass man diesen Menschen eine Wiedereingliederung anbieten könne, sei enorm wichtig.

Dennoch ist die gesellschaftliche Akzeptanz dafür, dass nicht alle dem Leistungsdruck auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind, weiter gering. Initiativen, die Personen mit psychischer Beeinträchtigung in den Betriebsalltag integrieren, scheinen mit dem gestiegenen wirtschaftlichen Druck sogar rückläufig zu sein. Benedikt Schait hat zuerst eine Maurer-, dann eine Malerlehre und schliesslich eine Umschulung zum Lageristen gemacht, bevor er bei Applico eine Stelle fand. «Die Erwartungen waren einfach zu hoch, der Druck zu gross», betonte er.

Tatsächlich unterschätzten sowohl die Wirtschaft als auch die Politik die Tragweite des Problems, so Grossrat Bruno Boschung (CVP). «Wir werden in den kommenden Jahren mehr Einrichtungen wie Applico brauchen.»

Besondere Aufmerksamkeit werde man auch der Ausbildung und dem Austausch aller beteiligten Personen schenken müssen, fügte Marco Merlo an – und der sprachlichen Verständigung. Klar ist für den medizinischen Direktor des Freiburger Netzwerkes für psychische Gesundheit auch, dass die soziale Seite der Psychiatrie nicht zu kurz kommen darf: «Wir dürfen nicht einfach in Marsens sitzen und auf Patienten warten.»

Psychiatrie: Standort Freiburg statt Tafers?

L ange hat Tafers als künftiger Standort der deutschsprachigen Abteilung der stationären Psychiatrie gegolten. Nun verhärten sich die Anzeichen, dass sie in Freiburg entstehen soll. Am Samstag sagte Marco Merlo, medizinischer Direktor des Freiburger Netzwerkes für psychische Gesundheit: «Das Projekt ist auf gutem Wege.» Von Vorteil seien die gute Erreichbarkeit und die Möglichkeit, die Station mit einem Zentrum für Krisenintervention zu verbinden – dieses sei wiederum auf die Nähe zum Kantonsspital angewiesen. Merlo hofft, dass das Projekt innerhalb von ein bis zwei Jahren umgesetzt werden könne. cf

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