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«Wenn ich einen Macho heirate …»

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«Wenn ich einen Macho heirate …»

Sibylle Burger-Bono und Lea Ruckstuhl kämpfen für die Schweizer Frauen

Sowohl Sibylle Burger-Bono als auch Lea Ruckstuhl engagieren sich an verschiedenen Fronten für Frauenanliegen (siehe oben stehenden Artikel). Mit den FN sprachen sie über die Frauenbewegung in der Schweiz, über Fortschritte und Rückschläge und über die Bedeutung des 10. Dezembers 2003.

Mit SIBYLLE BURGER-BONO
und LEA RUCKSTUHL
sprach CAROLE SCHNEUWLY

Der Ausgang der Bundesratswahlen vom 10. Dezember 2003 war für viele Schweizerinnen ein Schock. Welche Bedeutung hatte dieses Ereignis für die Schweizer Frauenbewegung?

Sibylle Burger-Bono (S.B.): Der 10. Dezember hat deutlich gezeigt, wie die Realität aussieht: Frauen müs-
sen nach wie vor um jeden Posten kämpfen. Nichts ist selbstverständ-lich. Sobald wir in unseren Bemühungen um Gleichberechtigung nachlassen, gibt es Rückschläge. 51 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind Frauen, und dementsprechend sollten sie im öffentlichen Leben vertreten sein.

Sind Quotenregelungen hierfür ein brauchbarer Ansatz?

S.B.: Listen- oder Zielquoten halte ich für sinnvoll. Ergebnisquoten aber wären schon verfassungsrechtlich nicht durchsetzbar. Die Erfahrung zeigt auch, dass Frauen, die dank «Frauenbonus» in ein Amt gewählt wurden, sich meist nicht halten
können. Solchen «Quotenfrauen» fehlen schlicht die notwendigen Netzwerke.

Was machen die Frauen denn falsch?

S.B.: Ich beobachte folgendes Missverhältnis: Frauen schreiben bessere Prüfungen als Männer, leisten bessere Arbeit, aber sie stellen sich nicht hin und sagen: «Ich will diesen Job!» Positiv ist, dass junge Frauen wie Lea heute immer frecher werden.
Lea Ruckstuhl (L.R.): Wichtig wäre auch, dass etwa die Möglichkeiten der Kinderbetreuung verbessert werden. Frauen haben oft gar nicht die Chance, der Gesellschaft zurückzugeben, was in ihre Ausbildung investiert wurde. Dabei wäre das doch auch ein handfestes wirtschaftliches Interesse.

Seit dem 10. Dezember ist es verschiedentlich zu Frauendemos und spontanen Protestkundgebungen gekommen. Der Beginn einer neuen Frauenbewegung?

S.B.: Diese Proteste waren sicher ein Signal. Viele Frauen waren im Nachgang der Bundesratswahlen zum ersten Mal in ihrem Leben an einer Demo. Wer jetzt noch behauptet, die Frauenbewegung brauche es nicht mehr, handelt bewusst und strategisch gegen die Frauen!
L.R.: Einen Aufschwung könnte die Frauenbewegung vor allem bei jenen erfahren, die sich schon vorher dafür interessiert haben. Bei der Equopp, der Gleichstellungskommission der Studierendenschaft der Uni Freiburg, hatten wir dieses Jahr schon acht Anfragen von Leuten, die sich engagieren wollen. Für unsere Verhältnisse ist das sehr viel! Gerade bei den jungen Frauen haben die Bundesratswahlen sicher einen Ruck ausgelöst.

Wo steht die Schweizer Frauenbewegung heute?

S.B.: Die rechtliche Gleichstellung
ist weit fortgeschritten. Das Gleiche gilt eigentlich für die berufliche Gleichstellung, nicht aber für den Lohn. Hierbei ist es für Frauen schädlich, dass es in ihren Lebensläufen oft Unterbrüche gibt. Auch Teilzeitarbeit ist finanziell gesehen schädlich.
L.R.: Viele Paare können es sich schlicht nicht leisten, dass beide Partner einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen. Wohl oder übel entscheiden sie sich dann dafür, dass der Mann arbeiten geht und die Frau sich um Kinder und Haushalt kümmert.

Was können Frauenorganisationen hier bewirken?

S.B.: Sie müssen in erster Linie Aufklärungsarbeit leisten. Sie können den Frauen klar machen, dass ihr Handeln Konsequenzen hat. Wenn ich eine Coiffeur-Lehre mache, kann ich keinen grossen Lohn erwarten. Wenn ich einen Macho heirate, dann habe ich halt einen Macho.
L.R.: Hier müssen zum Teil über lange Zeit gefestigte Einstellungen umgekrempelt werden. Den Leuten muss bewusst werden, dass etwa Kindererziehung auch für Männer eine schöne und befriedigende Aufgabe sein kann.
S.B.: Gerade die Frauen meiner Generation müssen sich immer wieder gegen tradierte Rollenbilder wehren. Das braucht viel Energie.

Bei so viel Kampf wird immer mal wieder der Vorwurf der Militanz laut. Wie gehen Sie damit um?

S.B.: Hinter diesem Vorwurf steckt viel Taktik. Wenn man derartige Kritik oft genug wiederholt, wird sie irgendwann geglaubt. Das Gleiche gilt für die Aussage, die Frauen hätten ja längst alles erreicht. Das stimmt offensichtlich nicht. Vorerst braucht es die Frauenorganisationen noch!
L.R.: Das ist wohl das einzig Positive an den Ereignissen vom 10. Dezember: Junge Frauen haben gemerkt, dass es sie noch braucht! Allerdings müsste der Begriff «Feminismus» mit neuen Werten gefüllt werden, um nicht auch bei vielen Frauen auf Ablehnung zu stossen.
S.B.: Vielleicht sollten wir es machen wie seinerzeit die Schwulenbewegung: Den Begriff «Emanze» für uns in Anspruch nehmen und mit etwas Witz neu definieren …

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