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Wenn Mittelmass okay ist

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Er habe kurz, aber intensiv geschlafen, sagte der 61-jährige Larry Huras gestern. Jedoch erst nachdem er sich zu Hause nochmals das erste Drittel des entscheidenden fünften Spiels des Playout-Finals gegen Ambri angeschaut hatte. Die FN trafen den Gottéron-Trainer gestern nach dem vorzeitig erreichten Liga-Erhalt zum Interview.

Larry Huras, woran hat es gefehlt, dass diese Mannschaft in den Playout-Final gehen musste?

Es war sicherlich keine Frage des Talents, das war zur Genüge vorhanden. Aber im Eishockey haben eben auch ganz andere Aspekte grossen Einfluss auf das Spiel. Als ich kam, habe ich mir zusammen mit dem sportlichen Staff einen Überblick verschafft und geschaut, wo die grossen Probleme liegen. Die Struktur im Spiel wie etwa bei der Defensive war die eine Seite, ich habe aber sofort festgestellt, dass auch im technischen Bereich wie etwa der Passqualität oder der Effizienz vor dem Tor Schwächen zu finden waren. Darauf habe ich mich zunächst voll konzentriert. Mit meist drei Partien pro Woche hatten wir aber fast keine Zeit, um zu trainieren.

Das grösste Problem lag dann aber in den Köpfen der Spieler.

Deshalb schlug ich vor, einen Sportpsychologen zu engagieren. Leider wurde mir gesagt, dass dafür das Geld fehlen würde. Im Rückblick war es ein Fehler von mir, nicht darauf zu bestehen, dass wir eine Lösung finden. Ich dachte, dass ich bezüglich der mentalen Arbeit in den Jahren viel dazugelernt hätte und ich das auch übernehmen könnte. Es wurde dann auch besser und es schien, dass wir auf dem richtigen Weg seien. Dann kam aber Ende November eine Zeit mit 15 Spielen in gut 30 Tagen und wir sind wieder in ein Loch gefallen, und ich dachte: «Oh, jetzt brauchen wir Hilfe von aussen.» Dann begannen wir die Arbeit mit Doktor David Scott, aber eben relativ spät. Die mentale Seite hatte ich unterschätzt.

Nach einer solchen Saison einzelne Spieler zu kritisieren, ist müssig. Dennoch, wie sehr spielten die über weite Strecken ungenügenden Leistungen der Goalies eine Rolle?

Das ist die Realität: Wir hatten auf der Torhüterposition ein Problem. Ich habe Conz und Saikkonen immer unterstützt, aber während eineinhalb Monate ging es gar nicht. Wir spielten zwar gut, verloren aber trotzdem. Damit war das Selbstvertrauen weg. Dass es gegen Ende der Saison als Ganzes besser lief, hängt natürlich auch eng mit den Leistungen von Conz zusammen.

Ein Knackpunkt war gewiss auch der Ausfall von Andrei Bykow.

Seine Verletzung war sicher ein Auslöser für unseren Misserfolg. Unser Kader war auf den wichtigen Positionen schlicht zu wenig tief. Bykow spielte vor der Gehirnerschütterung ein paar Partien auf Top-Niveau. Als er ausfiel, war das brutal: Sprunger musste fortan in die erste Formation wechseln, und wir wurden zu einer Mannschaft mit nur einer Linie, weil die anderen drei keine Tore erzielten.

Die fehlende Tiefe verschärfte sich mit den unplanmässigen Abgängen von Pouliot, Ritola und Gustafsson, die allesamt auf der Centerposition eingesetzt werden können …

Über die Gründe, die dazu geführt haben, will ich nicht sprechen. Wie das Team ursprünglich zusammengestellt wurde, war nicht verkehrt: Cervenka, Pouliot, Bykow und Rivera als Center, das ist okay. Überschätzt wurden hingegen die Verteidiger: Die Neuen hatten Mühe, dazu musste Picard aufgrund von Verletzungen anderer spielen. So war es nicht geplant. Die Idee, auf gute Schweizer in der Verteidigung zu setzen, ist an sich nicht falsch. Davos macht das seit Jahren so. Aber dann ist alles explodiert: Pouliot war plötzlich weg, dafür kam ein Flügelstürmer, dann verletzte sich Bykow und ein Center fehlte. All das passierte relativ schnell hintereinander. Überdies zeigte Gustafsson keine Leistung, was für alle enttäuschend war. Auf dem Papier war das Team stark, die Realität war dann letztlich aber eine andere.

Warum hat es so lange Zeit gedauert, bis die Mannschaft Ihre Vorstellungen verinnerlicht hatte?

Einige Spieler begreifen es sofort, aber es gibt andere, die mehr Zeit brauchen, um etwas Neues zu lernen, eine neue Struktur oder Ideen umzusetzen. Es braucht nur vier oder fünf davon in einem Team, die immer wieder die gleichen Fehler machen, und die Auswirkungen davon sind gross. Fakt ist, dass es hier zu viele Spieler hatte, die viel Zeit benötigt haben. Ich gebe Ihnen das Beispiel aus meiner Zeit in Norwegen bei Stavanger: Ich übernahm dieses Team in der gleichen Situation wie Gottéron. In drei Wochen hat alles von A bis Z geklappt. In Freiburg hat es viereinhalb Monate gedauert. Technik, mentale Stärke, es gab so viele Dinge zu verbessern. Das alles brauchte Zeit. Wir kamen zwar auf den richtigen Weg, aber eben nicht schnell genug, um die Playoffs oder aber zumindest den neunten oder zehnten Rang zu erreichen.

Sie sprechen in diesem Zusammenhang gerne vom Eishockey-IQ. Hört man Ihnen zu, fehlte dieser bei Gottéron offensichtlich.

Es gibt Spieler hier, die haben einen unheimlich grossen Eishockey-IQ. Aber wie bereits gesagt, es braucht nur ein paar Spieler, denen er fehlt …

Frappant war die Selbstzufriedenheit einiger Spieler nach zwei, drei gewonnen Spielen.

Das war das Schlimmste für mich. Nach ein, zwei Siegen waren die Jungs zu relaxt und der Fokus sowie die Konzentration weg. Das ist das grosse Problem hier: Mit mittelmässigen Resultaten ist man zufrieden. Es gibt Spieler wie Sprunger, Rivera, Picard oder Mauldin, die Profis sind und mehr wollen. Aber ein Team besteht aus 25 Spielern. Wenn es solche hat, die mit wenig zufrieden sind, harmoniert die Mannschaft nicht. Wenn ich die Kabine in Bern und in Freiburg vergleiche, dann liegen da 180 Grad dazwischen. Mittelmass ist im Gegensatz zu Gottéron in Bern nicht akzeptabel. Seit Gottéron im Playoff-Final gestanden hatte, geht es in die falsche Richtung. Die Professionalität der Spieler muss sich verbessern, die Ziele müssen höher sein. Dazu braucht es in erster Linie Gewinnertypen.

Es fehlt bei Gottéron an der Leistungskultur?

Ja, es braucht mehr Arbeiter. Artisten hat es genug – um die Mentalität zu ändern, eine neue Identität zu schaffen und Leistungskultur aufzubauen, sind aber Spieler nötig, die hart arbeiten.

Julien Sprunger ist beides, harter Arbeiter und Künstler. Was wäre Gottéron ohne seinen Captain?

Ohne ihn wäre es für den Club ganz schwer. Gottéron benötig mehr Spieler vom Kaliber Sprungers. Nicht nur als Torschütze, sondern als Charakter. Sprunger will Meister werden, er will mehr. Deshalb ist er auch frustriert, wenn seine Teamkollegen nicht auf der gleichen Wellenlänge wie er liegen.

Sie haben in Ihrer Karriere viel erlebt, viel gesehen. War Gottéron ihre bisher schwerste Aufgabe?

Ganz klar, ich war mehr als nur einmal frustriert wegen der Mannschaft. Noch bevor mich Christian Dubé im Herbst angerufen hatte, sah ich im Internet zwei Spiele von Gottéron. Ich dachte, bezüglich Talent ist das okay. Als ich dann engagiert wurde, war ich überzeugt, dass ich die Struktur und die Mentalität schnell in den Griff kriegen würde. Was dann aber folgte, war ein ständiges Auf und Ab. Es fehlte an der Konstanz. Es war das erste Mal, dass ich keinen schnellen Einfluss auf die Leistungen einer Mannschaft hatte, obwohl ich wirklich alles versucht habe. Die Einstellung einiger Spieler hat vieles kaputt gemacht. Wenn ein paar im Training mit dem Kopf nicht bei der Sache sind und die anderen vorankommen wollen, sorgt das für Frustrationen. Es war nicht immer einfach, mit dieser Gruppe zu arbeiten.

Was lässt Sie hoffen, dass es Gottéron nächste Saison besser machen wird?

Es ist eine Basis vorhanden. Wenn nun die richtigen Spieler mit der richtigen Mentalität kommen, dann kann das Team einen Schritt machen. Für mich wäre es deshalb interessant, meine Arbeit hier fortzuführen. Dann müssten wir aber, um vorwärtszukommen, Klartext miteinander sprechen. Für mich gibt es keinen Grund, weshalb Gottéron in den nächsten Jahren nicht seinen ersten Titel holen könnte. Dazu braucht es aber einen Plan und Kompetenz auf den richtigen Positionen. Die Fans sind da, die Sponsoren sind da, viele Leute leben für Gottéron – diese Voraussetzungen gilt es besser auszunutzen.

«Es war nicht immer einfach, mit dieser Gruppe zu arbeiten.»

«Wenn ich die Kabine in Bern und in Freiburg vergleiche, dann liegen da 180 Grad dazwischen. Mittelmass ist im Gegensatz zu Gottéron in Bern nicht akzeptabel.»

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