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Wenn Probleme zuerst von der Bildfläche und dann aus dem Bewusstsein verschwinden

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Seit nunmehr 50 Jahren erhalten Suchtkranke im Kanton Freiburg professionelle und menschliche Unterstützung von mehreren Organisationen. Diese nehmen dieses Jubiläum zum Anlass für eine Standortbestimmung. 

Professioneller und effizienter seien sie geworden. Dies hielten am Freitagvormittag sechs Institutionen der Suchthilfe vor den Medien fest. Seit 50 Jahren erhalten suchtkranke Menschen im Kanton Freiburg Unterstützung. Die ersten organisierten Aktivitäten hängen mit der Gründung von Reper im Jahr 1972 zusammen. Das sei kein Grund zum Feiern, sondern für eine Reflexion, fasste Olivier Spang vom Dachverband Infri zusammen. «Es ist schwierig, heute in unserer Gesellschaft mit diesen Problemen zu leben.»

Probleme werden unsichtbar

Heute sei Sucht genauso eine gesellschaftliche Realität wie in der Vergangenheit, doch es gebe einen grossen Unterschied: Die Süchtigen und ihre Krankheit seien aus dem Alltag verschwunden. Spang wirft die Frage auf: «Ist ein Problem, das man nicht mehr sieht, überhaupt noch ein Problem?» Ja, denn es verschwinde nicht, es sei immer noch da, einfach unter der Decke.

Mehrere in der Suchthilfe tätige Organisationen (siehe Kasten) haben das Netzwerk FR-Addict gebildet. Sie haben als Reaktion auf dieses Paradox ein Wirkungsmodell erarbeitet und am Freitag vorgestellt. Es zeigt: Ihre Leistungen haben positive Auswirkungen auf die Betroffenen und auch auf die Gesellschaft. Doch sie machen das Problem unsichtbar und die Gesellschaft schaue weg. «Wir hatten zuvor nicht verstanden, warum unsere offensichtlich erfolgreiche Arbeit nicht anerkannt wurde», so Spang. Mit der sinkenden Aufmerksamkeit droht auch die staatliche Unterstützung zu schwinden.

Hilfe für Jung und Alt

Den Fokus noch stärker auf die Prävention legen will der Verein Reper, wie Direktor Philippe Cotting ausführt. «Unser Zielpublikum wird immer jünger. Früher sprachen wir junge Erwachsene an, heute müssen wir schon in den Krippen Präventionsarbeit leisten.»

Smartphone, Videospiel und Internet seien in die Kinderzimmer eingebrochen. Sie stellten Eltern und Staat vor grosse und oft tiefer gehende Probleme. Junge Menschen fallen viel häufiger durch das soziale Netz, weil vieles im Verborgenen geschehe. «Gerade im Kanton Freiburg mit seiner jungen Bevölkerung braucht es für die vielfältigen Probleme einen Strauss von Massnahmen, namentlich soziale Eingliederung.» 

Thierry Radermecker, Direktor Stiftung Le Torry, ergänzt, dass auf der anderen Seite des Alterspektrums auch Seniorinnen und Senioren beachtet werden müssten. Für sie gebe es kaum spezifische Strukturen, weder in der klassischen Pflege noch in der Suchthilfe. Und gerade die Pensionierung fördere das Suchtverhalten.

«Viele ältere Personen, die während ihrer aktiven Zeit kaum Alkohol getrunken hatten, entwickeln dann eine Abhängigkeit», so Radermecker. Und je älter diese Menschen seien, desto schwieriger sei es, mit Hilfsangeboten an sie heranzukommen. Hier brauche es eine enge Zusammenarbeit der Suchthilfe mit Pflegeheimen und Spitex.

Obdach heisst Sicherheit

Emmanuelle Barboni, Direktorin von Le Radeau, stellte klar: Viele Obdachlose hätten auch ein Suchtproblem. Aber welcher Vermieter gebe eine Wohnung schon einem Suchtkranken? «Dieses Zielpublikum ist zu wenig sexy», sagte sie maliziös. Wer jedoch eine Wohnung habe, könne oft sein Leben stabilisieren und sei bereit, sich therapieren zu lassen und sich seiner Sucht zu stellen. «So kann er aus diesem Teufelskreis herauskommen und die Institutionen verlassen. Denn das wollen diese Menschen, und es fehlt oft auch nicht viel.»

Herausforderungen der Zukunft

Die Organisationen wollen sich einsetzen für die gesellschaftliche und berufliche Eingliederung von Jugendlichen, für den Zugang zu Wohnraum und die gesellschaftliche Teilhabe betroffener Menschen, die Ausweitung ihres Dispositivs auf ältere Menschen sowie für die Entkriminalisierung des Suchtmittelkonsums. 

Equip’Apparts from FR-addict on Vimeo.

Zahlen und Fakten

Geschichte der Suchthilfe in Freiburg

Die Suchthilfe im Kanton Freiburg war eine Folge von Entwicklungen in den sozialen Hotspots der Schweiz, insbesondere in Zürich. Als Reaktion auf die Drogenkrise wurde dort die Viersäulenpolitik aus Prävention, Therapie, Schadensminderung und Repression entwickelt. Heute wird der Fokus der Suchthilfe nicht nur auf die klassischen illegalen Drogen gelegt, sondern auch auf Tabak und Alkohol sowie nicht-substanzielle Abhängigkeiten, etwa von Videospielen oder Arbeit. Die Vereine Le Tremplin, Equip’apparts, Le Radeau, Reper und Le Torry sowie der Verband der spezialisierten Institutionen Infri bilden das Netzwerk FR-Addict. Ihre Arbeit umfasst Prävention, die Verbesserung der Lebensqualität, die Sicherung staatsbürgerlicher und ziviler Rechte sowie den Einsatz gegen Diskriminierung und für Selbstbestimmung. Die Bekämpfung der Obdachlosigkeit rückt ebenso stärker in den Fokus. fca

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