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«Wer als Studierender nach Freiburg kommt, bewegt sich, auch im Kopf»

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Der Anteil an deutschsprachigen Studierenden an der Universität Freiburg hat abgenommen. Gemäss dem Uni-Magazin Spectrum gaben 2003/2004 noch über 50 Prozent der Studierenden an, deutscher Muttersprache zu sein, nachdem ihr Anteil in den letzten 50 Jahren immer zwischen 47 und 50 Prozent gependelt hatte. 2015/2016 betrug er aber nur noch 34 Prozent. Gleichzeitig nahm der Anteil der franko­phonen Muttersprachler zu. Aktuell liegt er bei 41 Prozent.

«Konjunkturelle Gründe»

«Für diese Entwicklung gibt es diverse Gründe», sagt Rektorin Astrid Epiney. Sicher spiele dabei die Gründung der Universität Luzern eine gewisse Rolle. Mindestens teilweise sehe sie aber auch konjunkturelle Gründe oder gar einen gewissen Zufall in dieser Entwicklung. «Vor etwa 15 Jahren war es umgekehrt», so Epiney. «Da hatten wir zwei Drittel deutschsprachige Studierende, und es wurde uns teilweise vorgeworfen, der Germanisierung Freiburgs Vorschub zu leisten. Und jetzt hat das Pendel in die andere Richtung ausgeschlagen.»

Das Rektorat verfolge diese Entwicklung jedenfalls aufmerksam mit. «Das Ganze ist uns nicht entgangen», betont die Rektorin. Es würden auch diverse Anstrengungen unter­nommen, um die Universität Freiburg namentlich in der Deutschschweiz noch bekannter zu machen. Denn es sei etwa immer noch nicht allen potenziellen Interessenten bekannt, dass man hier viele Fächer auch nur auf Deutsch studieren könne, auch wichtige Fächer wie Recht oder Wirtschaft. Vielleicht bestehe diesbezüglich tatsächlich ein gewisses Informationsdefizit. Ein wichtiges Argument, das dabei für die Universität Freiburg immer wieder ins Feld geführt werde, sei die «kulturelle Offenheit, die die Studierenden hier erleben können». Auch wer ein deutschsprachiges Studium in Freiburg absolviere, komme in Kontakt mit verschiedenen anderen Kulturen. «Viele Studierende sind sehr offen dafür und sehen das als klaren Vorteil», so Epiney. Nicht zuletzt spreche aber auch die hohe, international anerkannte Qualität von Lehre, Forschung und Betreuung für Freiburg. So sei etwa die Nähe der Professoren zu den Studierenden hier immer noch grösser als anderswo.

In der Nähe des Elternhauses

Epiney ist sich nicht sicher, ob die generell gestiegene Mobilität der Studierenden für die genannte Entwicklung mitverantwortlich sei. Aktuelle Erhebungen würden nahelegen, dass zahlreiche Studierende in der Nähe ihres Elternhauses bleiben, auch aus finanziellen Gründen. Dies gelte namentlich auch für die in Luzern Studierenden, aber auch für Basel, Zürich, Lausanne und Bern. Demgegenüber gelte: «Wer nach Freiburg kommt, bewegt sich, auch im Kopf; das ist eine bewusste Entscheidung.»

Die Konfession hingegen sei heutzutage bezüglich der Wahl des Studienortes nicht mehr so wichtig wie früher. Eher noch familiäre Vorbilder: wenn etwa der Vater oder der Grossvater schon in Freiburg studiert haben. «Wir haben nach wie vor grosse Walliser und Tessiner Kontingente», bemerkt Epiney dazu.

Die Rektorin kann auch nicht sagen, ob die Entwicklung hin zum Französischen in den einen Fakultäten grundsätzlich stärker ist als in anderen. «Das hängt stark von den belegten Fächern ab», sagt sie. Generell gelte die Universität nach wie vor als ein ausgesprochener «Hort der Zweisprachigkeit» in Freiburg, «und das wird sie wohl auch weiterhin bleiben». Die Zweisprachigkeit sei für die Identität der Universität weiterhin zentral, auch im Kontext der gesamten Schweizer Hochschullandschaft. Es sei daher für alle Studierenden in Freiburg hilfreich, die Sprache der anderen Sprachgemeinschaft wenigstens halbwegs zu beherrschen. Es würden für Studienanfänger auch entsprechende vorbereitende Intensiv-Sprachkurse angeboten.

Ausgewogenes Rektorat

Die Sprache des Rektorats spiele demgegenüber wohl eher eine untergeordnete Rolle. Im Augenblick sei es in den Sitzungen eher das Französische; dies dringe aber nicht nach aussen. «Auch mich nehmen die Menschen oft als Frankophone war, obwohl ich deutschsprachig bin», so Epiney, «wohl wegen meines Namens.» Dies ändere aber nichts daran, dass eine sprachliche Ausgewogenheit im Rektorat sehr wichtig sei.

Die Gefahr, dass wegen dieser Entwicklung in naher Zukunft weniger deutschsprachige Lehrveranstaltungen angeboten werden, sieht Epiney jedenfalls nicht, namentlich nicht in den Fächern Recht und Wirtschaft, die komplett zweisprachig seien. Natürlich gebe es aber immer wieder gewisse kleinere Anpassungen bei den Studienplänen.

«Es wurde uns vorgeworfen, der Germanisierung Freiburgs Vorschub zu leisten.»

Astrid Epiney

Rektorin

«Wir haben nach wie vor grosse Walliser und Tessiner Kontingente.»

Astrid Epiney

Rektorin

Die Entwicklung der Zweisprachigkeit

«Zweisprachigkeit an praktischen Bedürfnissen ausgerichtet»

«Die konfessionellen Unterschiede besassen Ende des 19. Jahrhunderts, im Zeitalter der Kulturkämpfe, noch grosses Gewicht», hält der Freiburger Historiker Bernhard Altermatt fest. «Der Freiburger Staatsrat setzte darum von Anfang an auf die Schaffung einer zweisprachigen Universität für katholische Studenten aus dem ganzen Land.» Einzelne Kurse seien auch in italienischer Sprache angeboten worden.

«Die Dozenten der neuen Uni rekrutierte man im benachbarten katholischen Ausland, allen voran in Deutschland und Frankreich, aber auch in Österreich, Belgien und Italien», so Altermatt. «1889 entstanden die Philosophische und die Rechtswissenschaftliche Fakultät, wobei Erstere eher deutschsprachig, Letztere eher französischsprachig geprägt war.» 1890 folgte die Theologische Fakultät, an der anfänglich noch in lateinischer Sprache doziert wurde, und 1896 die Naturwissenschaftliche Fakultät. «Die Zweisprachigkeit der neuen Universität wurde von Anfang an an den praktischen Bedürfnissen der Lehre ausgerichtet», hält Altermatt fest.

Dass dies für den Lehrkörper und die Studentenschaft gewöhnungsbedürftig gewesen sei, zeigten einzelne Episoden der Unigeschichte: Ende des 19.  Jahrhunderts demissionierte eine Gruppe von acht deutschen Professoren «en bloc». 1895 spaltete sich die gemischte Studentenverbindung «Romania» in zwei Vereine: die «Sarinia» für die Welschschweizer und Italienischsprachigen, die «Alemannia» für die Deutschschweizer und Rätoromanen. «Auch während des Ersten Weltkriegs kam es zu Studentenprotesten, in denen sich das Geschehen auf den europäischen Schlachtfeldern spiegelte, wo sich Deutschland und Frankreich bekriegten», so Altermatt.

Die neue Universität habe eine stark positive Wirkung auf das Gesellschaftsleben Deutsch­freiburgs gehabt, dem damals über weite Strecken eine Bildungs- und Kulturelite fehlte. Viele Professoren hätten sich aktiv im Vereinsleben engagiert, und auch von den Studenten seien wichtige Impulse ausgegangen. «Ohne den Zuzug von deutschsprachigen Akademikern und Studenten wäre Freiburg zweifellos auf dem Status einer welschschweizerischen Provinzstadt verharrt», ist sich Altermatt ­sicher.

In den 1980er-Jahren gab vor allem die Naturwissenschaftliche Fakultät zu reden, weil dort nicht alle Kurse in beiden Sprachen angeboten wurden. Interessant ist laut Altermatt eine Motion von Grossrat Noël Ruffieux, der 1979 vorschlug, ein Forschungszentrum für Zweisprachigkeit zu schaffen, wie es dies in Brüssel, Paris, Strassburg, Aosta oder Bozen gab. Das schien jedoch weit über die Absichten des Staatsrats und des Rektorats hinauszugehen: Bis zur Gründung des Instituts für Mehrsprachigkeit durch die Uni und die PH Freiburg (2008) sollten noch knapp 40 Jahre verstreichen.

Die damaligen Vorschläge und Kritiken hätten aber den positiven Nebeneffekt gehabt, dass die Universität das «zweisprachige Studium» und «zweisprachige Diplome» zu fördern begann. 1981 führten die Juristen die Zweisprachigkeit in ihrem Studienreglement ein. Bald folgten die Wirtschaftler, die damals zur selben Fakultät gehörten, und die anderen Fakultäten. Heute ist das zweisprachige Studium an allen Fakultäten und in fast allen Fachrichtungen möglich.

jcg

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