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Weshalb läuten die Glocken am Samstagnachmittag?

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An vielen Orten der Schweiz läuten am Samstagnachmittag die Glocken von den Kirchtürmen. Mit diesem Glockengeläut wird der Sonntag eingeläutet. Das heisst: Der Klang der Glocken zeigt an, dass der Sonntag, der Tag des Herrn, beginnt. Das bedarf einer Erklärung, denn der Samstagnachmittag ist ja noch nicht der Sonntag. Oder doch?

Heute rechnen wir den Tag von 0 Uhr bis 24 Uhr. Eine andere Zeitrechnung käme uns gar nicht in den Sinn. Im jüdischen Denken hingegen wurde der Tag nicht von Mitternacht zu Mitternacht gerechnet, sondern von Sonnenuntergang zu Sonnenuntergang, so dass der Vorabend zum folgenden Tag gehört. Als Erbe der jüdischen Abstammung des Christentums beginnen seit jeher alle kirchlichen Feste – und daher auch der Sonntag – am Vorabend. Der Klang der Glocke erinnert daran und ruft die Gläubigen zur Feier des Sonntags. So wie die Glocke dreimal am Tag – morgens, mittags und abends – dazu aufruft, das Tagewerk zu unterbrechen und sich neu auf Gott auszurichten.

Spätestens seit dem Mittelalter hat der Glockenschlag den Lebensrhythmus auf dem Land und in der Stadt geprägt. Das Läuten der Glocke gliederte die Zeit – auch über den religiösen Raum hinaus. Es ordnete den Rhythmus von Gebet, Arbeit und Erholung. Es mahnte die Lebenden, beklagte die Toten und begleitete sie auf ihrem letzten Weg. Es lud die Menschen zum Fest und feierte mit ihnen.

Der Brauch, den Sonntag einzuläuten, ist auf den ersten Blick in heutiger Zeit nicht mehr zwingend. Und doch ist diese Praxis vielleicht sogar gerade heute sinnvoll. Glocken können keine religiöse Sprachlosigkeit übertönen, aber sie können mithelfen, einen Raum zu schaffen, in dem Lebenssinn und Religiosität Gestalt annehmen. Klänge für die Ohren, Farbe für die Augen, Düfte für die Nase öffnen dem Menschen einen Weg in die Tiefen seiner Seele. Der Ruf der Glocke wird zum wohlklingenden Ruf für jene, die bereit sind, auf ihre Botschaft zu hören und den Klang mit Leben zu füllen. Denn die Botschaft Jesu ereignet sich nie ohne die Menschen, die auf sie hören. Deshalb läuten die Glocken jeden Samstagnachmittag für jeden Einzelnen – für dich und für mich.

Birgit Jeggle-Merz ist Professorin für Liturgiewissenschaft.

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