Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Wir begegnen kaum mehr abweichenden Meinungen»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Michael Shermer, Fake News gab es schon immer. Was ist heute anders?

Heute wird der Kampf zwischen verschiedenen Ideologien sehr hart und vor allem öffentlich geführt. Interessant dabei ist, dass die verschiedenen Ideologien vielfach dieselben Fakten in Anspruch nehmen, sie aber anders deuten. Es sind also nicht die Fakten, die gegeneinander antreten, sondern die moralischen Vorstellungen.

Beispielsweise in der Klimapolitik: Eigentlich sind die Fakten zur Klimaerwärmung eindeutig – die Temperatur steigt. Aber weil Massnahmen dagegen in den freien Markt eingreifen, zum Beispiel mit CO2-Abgaben, fühlen sich viele Wirtschaftsexponenten bedroht und bestreiten die Tatsachen. Mit den wissenschaftlichen Fakten hat das wenig zu tun, sondern vielmehr mit dem Angriff auf eine wirtschaftliche Ideologie.

Weshalb ist es so schwer für uns, die Lügen hinter Falschmeldungen zu entlarven?

Weil wir Menschen uns stärker mit ideologischen oder moralischen Vorstellungen identifizieren als mit Fakten. Unsere Ansichten sind uns wichtig, und definieren uns als Mensch mit. Fakten, die ihnen zuwiderlaufen, können wir deswegen nur schwer akzeptieren. Und es gibt heute im Internet unbegrenzte Möglichkeiten, seine Sichtweise bestätigt zu sehen. Man findet immer eine Website, auf der die Fakten so verbogen sind, dass sie zur eigenen Meinung passen.

Können wir überhaupt noch zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden?

Bei komplexen Themen ist es zumindest schwierig, zum Beispiel bei Wirtschaftsthemen oder dem Klima. Denn hier sind die Fakten für Laien nicht ohne Weiteres zu verstehen. Wir sind auf eine Interpretation angewiesen. Deshalb ist es wichtig, dass wir alle bei dem, was wir lesen, darauf achten, wer der Autor ist und ob hinter dem Inhalt eine ideologische Voreingenommenheit stecken könnte.

Das klingt anstrengend.

Ja, das ist es. Aber nur so kann man sicherstellen, dass man nicht belogen wird. Ausserdem sollten wir alle immer im Hinterkopf behalten, dass wir selbst auch falsch liegen könnten. Deshalb hilft es, ab und zu aus der eigenen Blase auszubrechen. Konservative sollten nicht nur immer ihre bürgerliche Lieblingszeitung lesen und Sozialdemokraten nicht ausschliesslich linke Blätter. Das ist heute mit den sozialen Medien noch wichtiger als früher. Denn Facebook beispielsweise setzt uns Beiträge vor, die dem ähneln, was wir schon gelesen und gelikt haben. So begegnen wir kaum mehr abweichenden Meinungen – und zwar ohne dass wir überhaupt merken, dass eine aktive Auswahl für uns stattgefunden hat.

Sollte auch die Wissenschaft etwas tun und gegen Faktenverdreher vorgehen?

Auf jeden Fall. Viel mehr Forscher sollten wissenschaftliche Erkenntnisse in die Welt hinaustragen und sie auf verständliche und spannende Art aufzeigen – in Büchern, auf Social Media, dem eigenen Youtube-Kanal oder sogar in der eigenen TV-Show. Das ist harte Arbeit, zugegeben. Aber es funktioniert. Ich sehe die Wissenschaft im Aufwind und bin für die Zukunft optimistisch.

Meistgelesen

Mehr zum Thema